Singen erinnert sich an 70 Jahre Theresienkapelle
Ein Denkmal feiert Jubiläum
Singen. Die Theresienkapelle – ein geschichtsträchtiges Kleinod inmitten der hektischen Betriebsamkeit des Singener Industriegebiets. Direkt neben einer Autowaschstraße, in Sicht- und Duftweite von zwei Fastfoodrestaurants steht in der Fittingstraße das unscheinbare Gebäude, das mehr ist als ein Gotteshaus. Es ist Mahnmal und Symbol der Hoffnung gleichermaßen.
Vor 70 Jahren, am 9. November 1947, wurde die Theresienkapelle an der Fittingstrasse feierlich geweiht. Mit dabei waren damals Vertreter der französischen Militärverwaltung, katholische Geistliche und die zahlreichen Insassen des „Dépot secondaire“, des Kriegsgefangenenlagers, das sich damals auf der Theresienwiese im Singener Süden befand.
Zuvor hatte das Barackenlager der Unterbringung von Zwangsarbeitern gedient, die aus ihrer osteuopäischen Heimat nach Deutschland verschleppt worden waren. Nach dem Untergang des Dritten Reichs brachte die französische Militärverwaltung in den Baracken deutsche Kriegsgefangene unter.
Vor allem mit einem Mann ist die heutige Symbolkraft der Kapelle verbunden: Unter dem französischen Capitaine Jean Le Pan de Ligny wurde aus dem Hungerlager ein Ort der Hoffnung, des Glaubens an eine bessere Zukunft. Der Franzose, früh beseelt von dem Gedanken an die Versöhnung der ehemaligen Erzfeinde, ordnete den Bau der Kapelle an.
Dem Singener Ehrenbürger Wilhelm Josef Waibel mit seiner historischen Aufarbeitung und der italienischen Gemeinde, die die Kapelle als Gotteshaus am Leben erhielt, ist es zu verdanken, dass dieses wertvolle Stück deutscher Geschichte heute noch Bestand hat. Seit den 1980er Jahren steht die letzte noch stehende Lagerkapelle Deutschlands unter Denkmalschutz und ist seit 2016 sogar zur Gedenkstätte in der Liste der Landeszentralre für politische Bildung von Baden-Württemberg erklärt worden.
Am Sonntag, 12. November, feiert der Förderverein Theresienkapelle dieses 70. Jubiläum. Um 16 Uhr findet zusammen mit Weihbischof Dr. Michael Gerber ein Gottesdienst in der Kirche St. Josef (Worblinger Str. 14) statt, um 18 Uhr folgt dann im St.-Josef-Gemeindesaal ein Festakt mit musikalischer Untermalung. Gäste sind unter anderem Nachkommen des französischen Lagerkommandanten Jean Le Pan de Ligny und Vertreter aus der Singener Partnerstadt Kobeljaki, aus der viele ehemalige Zwangsarbeiter in Singen stammten. Der Förderverein unter Vorsitz von Dr. Carmen Scheide hofft, mit vielen interessierten Bürgern das Jubiläum der Theresienkapelle gebührend feiern zu können.
Informationen im Internet: theresienkapellesingen.wordpress.com
Autor:Oliver Fiedler aus Gottmadingen |
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