Busch Trio begeistert Publikum in der Stadthalle
Ein brillanter Kammermusikabend unterm Hohentwiel
Singen. In regelmäßigem Abstand begeistert das Busch Trio auf bedeutenden Bühnen und Festivals in ganz Europa. In der Stadthalle Singen bewiesen die drei Musiker am 23. März, dass es für große Begeisterung nicht immer die ganz große Bühne braucht.
Schwere Brocken hatte sich das Trio an diesem Abend ausgesucht, die Erwartungen waren beim Publikum dementsprechend hoch. Bereits beim ersten Werk wurde deutlich, was für Musiker man sich hier unterm Hohentwiel eingeladen hatte, begann man doch mit dem Phantasy Trio in c-moll von Frank Bridge, welcher seiner Zeit Lehrer des bedeutenden Komponisten Benjamin Britten war.
Dieses Werk, welches im Jahre 1907 während eines Kompositionswettbewerbs hervorging, bezieht sich vom Namen her auf die Form eines mehrteiligen, jedoch durchkomponierten Werks, wie es zur Blütezeit der englischen Renaissance und des Barock beliebt war. Allen voran Violinist Mathieu van Bellen brachte mit seinem herausragenden wie passioniertem Spiel gerade in den Allegros die spätromantische und kontrastreiche Musiksprache perfekt zum Ausdruck. Auch im Andante-Teil des Opus wusste das Trio mit einer selten wiederzufindenden Brillanz beim Publikum zu überzeugen.
Eine Virtuosität sondergleichen
Als zweites Stück hatten sich die drei Freunde, die ihre Gruppierung nach dem legendären Geiger Adolf Busch benannt haben, mit dem Klaviertrio in a-moll des Bolero-Komponisten Maurice Ravel ein weiteres Mammutwerk herausgepickt. Das Opus an sich besticht vor allem durch die Faszination Ravels für indonesische Gamelanmusik sowie Formen der alten Musik und dem Rausch des Tanzes. Die fast exotisch wirkenden Melodien wussten die drei Musiker, allen voran Violoncellist Ori Epstein sowie Pianist Omri Epstein, vor allem im ersten Satz, welcher einen baskischen Rhythmus nachbildet, sowie dem langsamen Passacaille-Satz, mit einer Virtuosität sondergleichen zu präsentieren. Auch das mit orchestraler Fülle verknüpfte und immer wieder durch seine ungeraden Rhythmen verblüffende Finale löste beim Publikum noch vor der Pause erste Begeisterungsstürme aus.
Slawische Schwere und böhmische Leichtigkeit
Das wohl beeindruckendste und auf vielen Ebenen schwerste Werk des Abends hatte sich das Busch Trio jedoch für den Schluss aufgehoben. So wurde nichts Geringeres als Dmitri Schostakowitschs Klaviertrio Nr. 2 in e-moll auf die Bühne gebracht. Ein Werk, welches der Komponist im Jahr 1944 zur Trauer um den Musikwissenschaftler und Freund Iwan I. Sollertinski geschrieben hatte.
Diese Trauer trugen die drei Musiker mit ihrem sehr leidenschaftlichen und sicheren Spiel vor, wie man es für dieses Werk nur selten zu Gehör bekommt. Auch die schnellen Allegro- und Allegretto-Sätze, welche geradezu grell und fratzenhaft wirken, ließ das Busch Trio dem Publikum gegenüber nicht nur den Schmerz Schostakowitschs über den Verlust seines Freundes, sondern auch die damaligen Schrecken der Kriegszeit, vielleicht auch aufgrund aktueller Ereignisse so real wie möglich wirken.
Doch hatte das Spiel des Trios dem Publikum offenbar so gut gefallen, dass die drei Freunde nach dem vermeintlichen Finale des Abends doch nochmal auf die Bühne kamen. Hierbei zeigten sie mit dem dritten Satz von Antonin Dvořáks Klaviertrio Nr. 3 op. 65 ein komplettes Kontrastprogramm zum bisherigen Konzertabend. So besticht dieser Satz vor allem durch seine schwebende Leichtigkeit und heiteren, böhmischen Klängen, die das Trio den ZuhörerInnen in der Stadthalle zum Abschluss eines einzigartigen wie brillanten Konzert in Perfektion vorzutragen wusste.
Autor:Philipp Findling aus Singen |
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