Umstrittener AfD-Landtagsabgeordnete stellt sich Fragen des Wochenblatts
Dr. Wolfgang Gedeon hofft auf Einlenken Meuthens

Foto: Dr. Wolfgang Gedeon stellte sich am Freitag bei der Vorstellung seines Büros den Fragen des WOCHENBLATTs. swb-Bild: stm
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Singen (stm). »Wenn ich etwas sinnvoll finde, ziehe ich das durch«, zeigte sich Dr. Wolfgang Gedeon am Freitag in seinem neuen Abgeordnetenbüro mitten in Singen trotz Antisemitismusvorwürfen und drohendem Ausschluss aus der AfD-Fraktion kämpferisch. Erst nach der entscheidenden Fraktionssitzung am Dienstag, 21. Juni, bei der eine zwei Drittel Mehrheit für einen Ausschluss stimmen müsste, werde er sich entscheiden, ob er sein Landtagsmandat behalte, so Gedeon. Er sei finanziell unabhängig und wolle künftig etwas Vernünftiges tun.

Derzeit befinde sich der Entscheidungsprozess in der AfD im Fluss und er wünsche sich, dass AfD-Fraktionschef Jörg Meuthen sein Connex bei der Abstimmung »Er oder Ich« zurücknehme. Doch Dr. Gedeon weiß auch, dass nicht nur er, sondern auch die AFD-Abgeordneten in Stuttgart sowie die ganze Partei unter großem Druck stehen. Zu Abstimmungszahlen von Dienstag aus der Fraktion äußert er sich nicht, macht jedoch deutlich, dass er in der Fraktion und darüber hinaus gute Kontakte habe.

Zudem bemängelt Gedeon, der von 96 Prozent Zustimmung via E-Mail spricht, dass seine differenzierte Darstellung in der Öffentlichkeit unter den Tisch falle. Niemand habe seine Bücher ganz gelesen – auch Meuthen selbst kenne nur Auszüge. In einer von der Bild-Zeitung begonnenen »wahnwitzigen« Kampagne würden nur einzelne Zitate herausgeklaubt.

Eine Verunglimpfung von Juden werden sie in meinen Büchern nicht finden, erklärt Gedeon nachdrücklich. Wohl aber kritisiere er die Zionisten scharf. Auch leugne er den Holocaust nicht, betonte Gedeon. Doch statt eines zentrales Mahnmals in Berlin, das es auch geben muss, wünsche er sich an einer solchen Stelle lieber ein Denkmal mit Karl dem Großen, Barbarossa und anderen. Trotz allem würde er die Bücher, die seit sieben Jahr auf dem Markt seien, heute wohl nicht mehr veröffentlichen.

Sicherlich hätte sich der im Wahlkreis Singen-Stockach am 13. März mit 15,7 Prozent in den Landtag gewählte Gedeon die geplante Eröffnung seines Abgeordnetenbüros in der Singener Hadwigstraße am Freitagnachmittag anders vorgestellt. Am Freitagabend haben sich ein Teil der 80 AfD-Mitglieder im Landkreis bei ihrem Kreisvorsitzenden zum Informationsaustausch eingefunden.

Eine Eröffnung des als Bürgerbüro konzipierten Dreizimmerwohnung mit bis zu vier zweistündigen Terminen pro Woche für die Bürger werde nachgeholt, heißt es. Noch gibt es kein Telefon – auch die Frage nach der richtigen Mail-Adresse des Landtagsabgeordneten sei noch nicht geklärt.

Derzeit würden Gesprächstermine mit hiesigen Bürgermeistern vereinbart. Mit Landrat Frank Hämmerle habe er schon gesprochen. Bei einem Spontanbesuch bei Rielasingens Bürgermeister Ralf Baumert habe dieser keiene Zeit gehabt. Tengens Rathauschef Marian Schreier will erst gar nicht mit Gedeon reden.

Der für den hiesigen Wahlkreis zuständige Landtagsabgeordnete hat vor allem das gigantische Problem der Zuwanderung im Blick und will kräftig an den Abschiebungszahlen abgelehnter Asylbewerber drehen. Andere Themen, die er für die Region anpacken will, werden trotz mehrfacher Nachfrage nicht von ihm genannt.

Sein Vokabulat lässt aufhorchen: Die Grundordnung in unserer Stadt sei durch übermäßige Zuwanderung gestört. Statt von Flüchtlingunterkünften spricht Gedeon in diesem Zusammenhang von »Lagern« und wirft der Bundesregierung Scheinheiligkeit in Bezug auf die Sperrung der Balkanroute vor, die man öffentlich ablehne, zugleich aber insgeheim gutheiße.

Wie schon vor der Wahl spricht sich Gedeon gegen ein Shopping-Center aus, da der einheimisch gewachsene Mittelstand durch ein Großkonzern verdrängt werde. Positiv sieht er den Bürgerentscheid, der in Deutschland viel häufiger zum Einsatz kommen solle, so Gedeon.

- Stefan Mohr

Autor:

Redaktion aus Singen

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