Gemeinderat begleitet Entwicklung weiter kritisch und wünscht Hilfe vom Land
Doch noch Mehrheit für Gurkenhaus an der Autobahn

Gewächshaus Gurken  | Foto: Die Hegaulandschaft bei Beuren und Schlatt ist durch Autobahn, Bundesstraße, Umspannwerd und die Gewächshäuser schon länger gestört. swb-Bild: of
  • Gewächshaus Gurken
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Singen (of). Für die Ansiedlung eines Gurkengewächshauses der »Reichenauer Gärtnersiedlung« auf der Gemarkung Schlatt unter Krähen neben den bereits bestehenden Gewächshäusern stimmten nach einer Diskussion schließlich 13 Gemeinderäte, gegen 8 Ablehnungen und 6 Enthaltungen. »Diesem Beschluss muss ich nicht widersprechen, deshalb wird es am 6. Dezember auch keine Sondersitzung des Gemeinderats geben müssen«, freute sich OB Bernd Häusler. Als landwirtschaftliches Projekt ist es privilegiert und hat ein Anrecht auf Baugenehmigung. In der Sitzung des Ausschuss für Stadtplanung und Bauen am letzten Mittwoch hatte es in der Abstimmung mit 5:5 Stimmen noch ein Patt gegeben.
Der Schlatter Ortsvorsteher Markus Moßbrugger unterstrich in der Diskussion nun am Dienstag, dass die Gemarkung des Dorfs schon jetzt zu einem großen Anteil durch die Autobahn asphaltiert sei. Nun kämen noch die Glasflächen aus dem Weltkulturerbe Reichenau hinzu. Der Ortschaftsrat habe sich zwei Mal gegen das Projekt ausgesprochen, und dahinter stehe nach seinem Gefühl auch die Bevölkerung. »Da geht die Attraktivität unserer Landschaft verloren«, sagte Moßbrugger, weiter.

Dr. Hubertus Both (Freie Wähler) fasste seine Kritik damit zusammen, dass er ja eigentlich gar nichts zu sagen habe: Dann zähle auch seine Stimme nicht und er wolle sich enthalten. Er sieht den »ökologischen Abdruck« von Gemüse aus Spanien gar noch besser an, weil es dort mehr Sonne habe. Hier müsse ja auch mit einem importierten Energieträger das Klima zum Wachsen geschaffen werden, kritisierte er
Regina Brütsch (SPD) will für sich das Thema der Privilegierung bei solchen industriellen Dimensionen nicht mehr als gegeben betrachten, weshalb sie ihre Ablehnung ankündigte. Sie sieht dabei auch ihre Stimme als Symbol. Walafried Schrott sprach für einen anderen Teil der Fraktion, denn das Grundstück sei ohnehin schon umschlossen von der Autobahn und in der Nachbarschaft der bestehenden Glashäuser damit nicht mehr wertvoll. Allerdings wünschte er sich, dass für die Zukunft die Gestaltungsmöglichkeiten der Kommune hier untersucht werden sollten. Man wolle nicht verhindern, aber dich gestalten können, unterstrich er. Die Stadtplanung soll hierzu entsprechende Anfragen bis in die Ministerien in Stuttgart starten.
Gemeinderat Volkmar Schmitt-Förster dankte der Stadt Singen für die Transparenz des Verfahrens, kündigte aber trotzdem Enthaltung an. Ebherhard Röhm (Grüne) monierte in seinem Statement, dass am Anfang vor fünf Jahren einmal 20 Hektar angekündigt, dann auf 10 Hektar reduziert wurde und es hieß, dass nicht vergrößert werde. Nun sei man bei über 15 Hektar, weshalb er, auch aus weiteren Gründen ablehne.
Thomas Mügge vom Baurechtsamt hatte das geplante Gewächshaus mit seinen 2,5 Hektar Fläche im Vorfeld vorgestellt: 11 Hektar kamen im ersten Abschnitt 2010 unter Glas – 2015 gab es die Baugenehmigung für Spitzpaprika in einem zweiten Haus auf zwei Hektar Fäche.
Bei Anfrage an Fachbehörden gab es keine oder nur geringe Bedenken. 20.000 bis 24.000 Kubikmeter Wasser werden pro Jahr für das Gurkenhaus benötigt. Rund 800 Liter pro Quadratmeter und Jahr! Eine höhere Wasserentnahme aus der Aach über die bestehende Genehmigung von 10 Litern pro Sekunde sei aber nicht beantragt. Für das neue Gewächshaus werde ein weiteres Becken mit 4.000 Kubikmetern Volumen geschaffen um mit Dach- und Recyclingwasser zu arbeiten. Die Übrigen Infrstruktur der Wärmeversorgung reiche für dieses weiter Glashaus aus.
Die Naturschutzbehörde sieht das Landschaftsbild trotz vorhandener Autobahn, Bundesstraße, Umspannwerk und Strommasten als beeinträchtigt an. Ausgleichsmaßnahmen würden durch Pflanzungen von Obstbäumen, Hecken um das neue Glashaus wie eine extensive Grünfläche zur B33 hin neu vollzogen, die wegen der dortigen Strommasten ohnehin nicht bebaut werden darf.

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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