Dr. Aram Bani hat als Kurde ein Buch über sein Schicksal und das seine Volks geschrieben
»Die Welt hat mich vergessen«

Bani | Foto: Seine Heimat Kurdistan ist in Form von Geschenken auch in seiner Praxis präsent: Dr. Aram Bani hat eine politische Biographie über seine Zeit als junge Mensch im Irak und Iran, bis zu seiner Flucht im Jahr 1992. Zehn Jahre war er dafür an der Arbeit. swb-
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  • Foto: Seine Heimat Kurdistan ist in Form von Geschenken auch in seiner Praxis präsent: Dr. Aram Bani hat eine politische Biographie über seine Zeit als junge Mensch im Irak und Iran, bis zu seiner Flucht im Jahr 1992. Zehn Jahre war er dafür an der Arbeit. swb-
  • hochgeladen von Oliver Fiedler

Singen (of). Wer dieses Buch gelesen hat, wird sich fragen warum Dr. Aram Bani noch lebt. »Ich weiß es nicht“, lässt der Autor, der als Asylant in den frühen 1990er Jahren über Aachen nach Singen kam, um hier eine als Neurochirurg eine eigene Praxis zu eröffnen, sein Buch enden, dass zuvor ein über 300 Seiten seine dramatische Geschichte erzählt. Und die eines vergessenen Volks, dass seit rund 100 Jahren durch willkürliche Grenzziehungen am Ende des 1. Weltkriegs auf vier Staatsterritorien verteilt wurde und seither um einen eigenen Staat kämpft. Und wie dieses Volk in diesen Jahrzehnten verfolgt wurde, wie er es ganz persönlich erfahren hat.
Der Titel »Die Welt hat mich vergessen«, ist für Dr. Bani als Ausrufezeichen gemeint. »Es ist das erste Buch überhaupt über die Kurden, das von einem Kurden geschrieben wurden«, macht Aram Bani im Gespräch mit dem WOCHENBLATT deutlich. »Es gibt viele Bücher über Kurdistan und die Kurden, sie wurden von Menschen geschrieben, die auf unser Land geblickt haben.« Deshalb hat dieses Buch auf der Buchmesse in Frankfurt im September doch für einiges Aufsehen gesorgt. »Klar, dass es dieses Bild nun auch bald in Kurdisch geben wird, im kommenden Jahr soll die Übersetzung beginnen. Auch gibt es mittlerweile Anfrage, dass dieses Buch unbedingt auch in Englisch erscheinen sollte, um möglichst viele Menschen erreichen zu können.«
27 Jahre ist Dr. Bani inzwischen in Deutschland. Anfangs übrigens eher unfreiwillig, denn bei seiner Flucht aus dem Iran, in den er zuvor aus dem Irak - seinem Heimatland - fliehen musste, hatte er eigentlich England im Visier, der Sprache wegen. Die Regelung, dass Asylanträge nur in dem Land gestellt worden, in dem man ankommt versperrte ihm den Weg. Deshalb hieß es ihn so schnell wie möglich Deutsch zu lernen, was er innert weniger Wochen durchzog. Und wenn er er inzwischen ein »Hegauer« ist so hat ihn die Erinnerung an bittere Zeiten seiner Jugend nicht losgelassen. »Mit dem Buch habe ich vor 10 Jahren angefangen. Weil es auch eine historische Aufarbeitung ist, waren viele Recherchen nötig, aber vor fünf Jahren war ich fertig.« Die Ernüchterung kam durch den Lektor recht schnell. Ein Kurde würde das alles verstehen, doch ein Außenstehender niemals«, war das Urteil, so dass nun in Zusammenarbeit mit dem Lektor das Buch nochmals neu formuliert wurde.
»Auch wenn es mir selbst sehr weh getan hat, ist dieses Buch nun absolut trocken und sachlich formuliert«, sagt Aram Bani. Doch dadurch ist es nun als eine Zeitzeugenbiographie für jeden zu verstehen, der sich mit der Materie noch gar nicht auskennt, die hier seinem persönlich erlebten Zeitfenster von 1985 bis zum Jahr der Flucht 1992 beschrieben wird.
Eigentlich wird aus der damaligen Zeit erklärt, wie es in dieser Region zu religiösem Fanatismus oder zu Gründung des »Islamischen Staat« kam, hat der Autor auch immer wieder als Rückmeldung bekommen. Die Vision, dass das zerstreute, unterdrückte und bekämpfte Volk der Kurden einmal einen gemeinsamen Staat bilden könnten, lebt in ihm weiterhin stark. »Wenn das Buch jetzt übersetzt wird ins Kurdische, mache ich mit bestimmt nicht viele Freunde«, ist er sich sicher. Aber es soll etwas in Bewegung bringen. Freiheit, das ist es, um was es Aram Bani in diesem Buch als großem Roten Faden geht, und wenn es nur um die geht, nachts betrunken auf der Straße zu singen, ohne dass ein Polizist einen gleich verhaftet.

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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