Beste Stimmung bei Mitgliederversammlung / WBG ist gut aufgestellt

"Die WBG hat viele Chancen"

Gottmadingen (rab). Mundwinkel nach oben und heitere Gelassenheit statt angespannter Minen und finsterer Blicke: Die 67. Mitgliederversammlung der WBG war endlich mal wieder „ordentlich“, wie der Aufsichtsratsvorsitzende, Dr. Michael Klinger, eingangs scherzte. 79 stimmberechtigte Mitglieder hatten sich im Hotel Sonne eingefunden, um nach nur einer knappen Stunde Sitzung sowohl dem Aufsichtsrat als auch dem Vorstand einstimmig die Entlastung zu erteilen. „So einstimmig waren wir hier schon lange nicht mehr!“, freute sich Klinger sichtlich über die gute Stimmung.

Und die hatte auch ihren guten Grund: Nach den krisenreichen und turbulenten Geschäftsjahren 2012 und 2013 steigt die WBG unter der Leitung der hauptamtlichen Vorsitzenden Vera Federer und dem nebenamtlichen Vorsitzenden Wilhelm Knapp wie Phönix aus der Asche und macht wieder positiv von sich reden. „Wir haben eine positive Gesamtsituation“, betonte Klinger und lobte die „sehr konstruktive und gute Zusammenarbeit“ mit Federer und Knapp: „Wir ziehen an einem Strang.“ Finanziell ist die Genossenschaft nach den Wirtschaftsprüfern und dem Bericht von Knapp wieder gut aufgestellt – der einzige Wermutstropfen ist, dass die Steilkurve nach oben nach Einschätzung der Prüfer durch den hohen Modernisierungsbedarf der Häuser gebremst wird. „Wir haben viele alte Häuser, an denen viel getan werden müsste“, erläuterte Vera Federer: „Wir stehen vor hohen Instandhaltungsstaus.“ Die Kosten für den Sanierungsbedarf schätzt der Prüfer nach derzeitigem Stand auf rund 8,3 Millionen Euro. Dass die WBG dies nicht sofort stemmen kann, ist klar – doch sie geht es sukzessive an. Derzeit werden etwa acht Wohnungen in der Roseneggstraße 47 für 385.000 Euro kernsaniert. In einem nächsten Schritt sollen dann die Wohnungen im Kornblumenweg 31 und 33 umfassend modernisiert werden.

Besonders stolz zeigte sich Federer, dass die WBG der Gemeinde für die Nachfolgeunterbringung von Flüchtlingen in der Hard- und Fliederstraße Wohnraum zur Verfügung stellen konnte: „Da haben wir uns auf unsere Wurzeln besonnen und knüpfen an unsere Geschichte an.“ Schließlich sei das Unternehmen nach dem Zweiten Weltkrieg gegründet worden, um Gastarbeitern bezahlbaren Wohnraum anbieten zu können. Und auch der Neubau im Kornblumenweg, wo acht Wohnungen in einem dreigeschossigen Gebäude entstehen, sei für die WBG ein Grund zur Freude: Nach fast zehn Jahren werde endlich wieder etwas Neues geschaffen. Hier sei sie zuversichtlich, dass noch vor der Sommerpause das Richtfest gefeiert werden könne.

Generell könne die WBG noch viel mehr leisten, verdeutlichte Federer: „Die WBG hat viele Chancen.“ Doch um all das Potential freisetzen zu können, das in der Genossenschaft schlummert, bräuchte es noch mehr Mitglieder. „Sie müssen werben, dass wir noch mehr Mitglieder bekommen!“ rief sie mit einem Augenzwinkern den Anwesenden zu und verdeutlichte: „Wir könnten 50 bis 60 Wohnungen mehr vermieten, wenn wir mehr Kapital hätten.“ Die Nachfrage nach Wohnraum sei hoch in Gottmadingen, bestätigte Dr. Klinger. Für die WBG sei diese Situation ein ständiger Spagat: „Wir müssen uns ständig fragen: Was können wir leisten – und was finanziell stemmen?“ Doch bei allen Herausforderungen blickten alle Beteiligten positiv in die Zukunft, betonte Klinger. „Wir bringen die WBG gemeinsam voran!“

Nur einen einzigen Blick zurück warf der Aufsichtsratsvorsitzende: Er informierte die Mitglieder, dass man sich im zivilrechtlichen Verfahren gegen den ehemaligen Vorstand Thomas Störr auf einen Kompromiss geeinigt habe. „Störr muss noch etwas an die WBG bezahlen.“ Wie viel, erwähnte er nicht – für ihn gehöre dieser Abschnitt nun der Vergangenheit an: „Schnitt drunter, abgehakt.“ Und mit guter Energie volle Kraft voraus!

- Nicole Rabanser