Gedanken zum höchsten Fest der Christen / von Höri-Pfarrer Stefan Hutterer
Die Tücken der Osterliturgie

Osterbrunnen Markelfingen | Foto: Eine lieb gewordene Tradition auch hier im WOCHENBLATT-Land ist die Gestaltung eines Osterbrunnens. Der Osterbrunnen in Markelfingen ist mit Zweigen und 3.000 Eiern geschmückt.swb-Bild: gü
  • Osterbrunnen Markelfingen
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Region. Es ist gute Tradition, dass die Redaktion des WOCHENBLATTES in der Ausgabe vor Ostern geistliche Würdenträger zu Wort kommen lässt, die sich Gedanken zum höchsten Fest der christlichen Welt machen. Höri-Pfarrer Stefan Hutterer spricht zum diesjährigen Osterfest über die Tücken der Liturgie, erklärt den besonderen Reiz der Osterfeuer und berichtet über die vielfältigen Möglichkeiten, mit denen man den Gottesdienst an Ostern gestalten kann:
»Wir wünschen Ihrer Veranstaltung viel Erfolg«, stand als floskelhaftes Schlusswort im Schreiben, mit dem der örtliche Musikverein seine Mitwirkung bei der Osternachtfeier einmal mehr absagte. »Dann eben nicht«, denke ich als Pfarrer etwas traurig und entsinne mich der vielfältigen Möglichkeiten, mit denen man den Gottesdienst an Ostern gestalten kann.
Nein, es ist beileibe keine auf Erfolg ausgerichtete »Veranstaltung«, sondern das höchste Fest unseres christlichen Glaubens, das wir zu Ostern begehen. Dabei prägen uralte äußere Zeichen die liturgische Handlung: Feuer, echtes Feuer, frühmorgens entzündet vor der Kirche, wenn es noch dunkel ist, oder auch abends, wenn es bereits wieder dunkel ist. Dann wird dieses Feuer gesegnet, es wird zum Osterfeuer, an dem die neue Osterkerze entzündet wird, das bedeutet sie wird nicht gleich entzündet, sondern in einem eigenen Ritus erst dafür bereitet: Weihrauchkörner und rote Wachsnägel symbolisieren die Wundmale Jesu.
»Lumen Christi!« – »Christus das Licht!«, dreimal ertönt dieser Ruf, wenn die Osterkerze in die Kirche getragen wird. Nur dieses eine Licht leuchtet im dunklen Raum und erhellt ihn doch schon sichtbar. Aber es soll heller werden! Denn das Osterlicht und die Osterbotschaft sollen sich ausbreiten – wie auf der Osterkerze dargestellt – in Zeit und Raum. Jetzt wird dieses Licht ausgeteilt und die Kerzen der Mitfeiernden werden entzündet; das Licht verbreitet sich und der Kirchenraum wird hell. Christus hat durch seine Auferstehung das Dunkel des Todes besiegt! Das ist die Botschaft, die wir verkünden und die wir feiern.
Verkündet wird die Botschaft das ganze Jahr, gefeiert wird die Osternacht mit ihrer reichhaltigen Liturgie nur einmal im Jahr. Das ist wohl auch der Grund, warum diese Feiern oft nicht frei von Pannen sind. Ich denke zurück, wie ich als junger Ministrant schadenfroh gegrinst habe, als der neue Kaplan etwas kleinlaut und verloren dastand, nachdem er vor lauter Hektik und Aufregung ganz vergessen hatte, die neue Osterkerze ans Osterfeuer mitzunehmen. Da wurden dem frommen Mann die Minuten des Wartens sehr lang, bis ich in die Sakristei zurückgeflitzt war und die dort vergessene Kerze schnellstens zum Ort des Geschehens gebracht hatte. Hätte der Kaplan eben weniger auf den Drill von uns Ministranten gepocht und mehr an die wesentlichen Dinge gedacht! Aus dem Schaden klug geworden bin ich allerdings nicht, passierte mir doch vor Jahren als Pfarrer auf der Höri das gleiche Malheur. Außerdem musste ich auch einsehen, dass man beim besten Willen kein Osterwasser weihen kann, wenn vergessen wurde, zuvor Wasser in die bereitgestellten Weihwasserbehältnisse zu füllen. Auch ganz neue Osterbräuche habe ich auf der Höri kennengelernt. Zum Beispiel, dass man nach der abendlichen Osternachtfeier den Kirchenraum, mangels anderer Räumlichkeiten, zum Festsaal umgestaltet. Ruckzuck stellt ein eingespieltes Team nach dem letzten Ton des festlichen Orgelpostludiums die nötigen Tische auf und bereitet sie für das anschließende gemeinsame Ostermahl vor. Womit? Aus dem essbaren Kirchenschmuck: österliches Hefegebäck und ein Berg bunter Ostereier!

- Matthias Güntert

Autor:

Redaktion aus Singen

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