Gefeierte Premiere in der Färbe - unter neuen Regeln
Die Niere war am Ende noch gut für den Ofen

Färbe Niere | Foto: Das Hochhaus stürzt am Ende auch noch zusammen wie ein symbolisches Leben: Reyniel Ostermann, Katharina Plank, Regisseur Elmar F. Kühling, Milena Weber und Daniel Leers beim Schlussapplaus der OP-Messerscharfen Komödie "Die Niere" auf der Färbe-Bühne. swb
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  • Foto: Das Hochhaus stürzt am Ende auch noch zusammen wie ein symbolisches Leben: Reyniel Ostermann, Katharina Plank, Regisseur Elmar F. Kühling, Milena Weber und Daniel Leers beim Schlussapplaus der OP-Messerscharfen Komödie "Die Niere" auf der Färbe-Bühne. swb
  • hochgeladen von Oliver Fiedler

Singen. Rund eineinhalb Jahre ist es her, dass sich das Ensemble der Färbe das letzte Mal im Applaus der Publikums auf der Bühne des Kneipentheaters verbeugen konnte. Und angesichts gelockerter Regeln, die in der Kneipe eben auch den Verzicht auf Masken möglich machten, war es ein mehr als symbolischer Neustart, der hier, trotz noch im 2G-Modus vollzogen werden konnte. Denn wenn Theaterintendantin Cornelia Hentschel hier den Zuschauern in der "ausverkauften" Premiere viel Spaß wünschte war es auch wörtlich gemeint, denn unter der Regie von Elmar F. Kühling wurde hier mit Milena Weber, Katharina Plank (neu) Daniel Leers und Reyniel Ostermann mit "Die Niere" von Stefan Vögel ein richtiger Kracher auf die Bühne gebracht, der alle Zutaten hat, ein richtiger Renner zu werden.

Denn Stefan Vögel stammt zwar aus Vorarlberg und lebt inzwischen in den Bergen von Liechtenstein, aber er ist eben ein Österreicher. Und also solcher ist sein Humor eben ein sehr besonderer, der das Stück zu einer Landschaft aus immer neuen Abgründen macht, die hier zur Freude des Publikum nicht nur in messerscharf geschliffenen Dialogen müden, sondern bei denen zur Dramatik ganz besonders die Moment gehören in denen nichts gesagt wird, dann also wenn die Floretthiebe ihren Schmerz erzeugen.

Die Story klingt Anfangs noch recht simpel: Denn Arnold, ein Architekt, steht eigentlich vor dem größten Triumph seines Lebens: er soll seinen Diamond-Tower mit 26 Stockwerken und 132 Metern höhe in Paris bauen können. Das soll begossen werden, doch in das Treffen mit den Freunden Diana und Götz Platz seine Frau Kathrin mit der Botschaft, dass der Arzt bei ihr eine Niereninsuffizienz festgestellt habe und die nun dringend eine Spenderniere bräuchte. Die Diskussion ob Arnold, der die gleiche Blutgruppe hätte, ihr eine abgeben wollte, entgleitet mehr und mehr und stellt die Partnerschaft auf harte Proben, zumal auch Götz seine anbietet als Akt der Freundschaft. Immer mehr dämmert es dem Publikum, dass es da um mehr geht, weil plötzlich auch Seitensprünge an die Oberfläche kommen die für ganz neue Konstellationen sorgen. Da gibt es eine Überraschung nach der anderen fürs Publikum, fast wie aus dem Hut gezaubert durch die treffsicheren Schauspieler in ihrem hier leidenschaftlich entbrannten Beziehungsscharmützel. Am Ende packt Kathrin ihre Koffer. Und die "Niere" - sie steckt im Ofen, so viel sei schon mal verraten. Dieses Stück ist eine wahrlich unglaubliche Reise für das Publikum. Das könnte angesichts der entgleitenden Lebensmodelle sogar richtig schadenfroh sein. Gratulation.

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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