Premiere von Zahners Stück über die Jenischen am Freitag in der Scheffelhalle
Die letzte „Reis'‘“ zu den eigenen Wurzeln

Die Reis' | Foto: Die Schauspieler Georg Melich und Klaus Fischer, Regisseur Mark Zurmühle, Dramaturg Daniel Morgenroth, Musiker Rudolf Hartmann, Tänzerin Sophia Foltin wie die Unterstützer des Projekts »Die Reis« aus der Feder von Gerd Zahner, stellten erste Details des S
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  • Foto: Die Schauspieler Georg Melich und Klaus Fischer, Regisseur Mark Zurmühle, Dramaturg Daniel Morgenroth, Musiker Rudolf Hartmann, Tänzerin Sophia Foltin wie die Unterstützer des Projekts »Die Reis« aus der Feder von Gerd Zahner, stellten erste Details des S
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Singen (of). Am Montag haben sie begonnen, die Endproben für das Stück „Die Reis“, das am Freitag, 5. Oktober, 20 Uhr, seine Premiere feiert. Damit steigt auch die Spannung deutlich, denn es ist nicht nur die erste Premiere des Theater Konstanz in Singen. Dazu spielt das Stück auf der Feder des in Singen wohnenden Autos Gerd Zahner in der Scheffelhalle, einem jener Orte, dem aus früheren Zeiten nachgesagt wird, das er einst ein “jenischer“ Ort gewesen sei.

Es ist die Geschichte von Vater und Sohn, und sie wird nur über einen Tag und eine Nacht berichten, verriet Regisseur Mark Zurmühle im Rahmen der großen Medienkonferenz am Montag im Foyer der Halle. Der Sohn (Georg Melich) kehrt als Rechtsanwalt aus Frankfurt zurück zum Vater (Klaus Fischer) in den Hegau. Zurück an seine jenischen Wurzeln? Zufall ist es dabei weniger, dass hier tatsächlich Vater und Sohn auf der Bühne stehen – die mit diesem Auftritt genau in der Rolle des Abschieds eine ganze Menge an Emotionen durchlaufen, wie sie im Mediengespräch vermittelten. Und Klaus Fischer, Jahrgang 1947, hat das Thema so gepackt, dass er hier noch einmal auf die Bühne geht.

Der Vater Jakob freilich ist schon todkrank und hat nur noch wenige Stunden zu leben. Und geht es um das Leben, das beide nicht zusammen gelebt hatten. Der Vater wollte noch einmal auf die „Reis“, doch er ist schon zu schwach dafür, so wird diese Reise im Geiste begangen, von beiden aus ihrer Welt hinaus. Die einzige Brücke zwischen beiden ist die Mutter. Die große Frage wird sein, inwieweit der Sohn überhaupt noch die Kultur der Jenischen verstehen kann, die er eigentlich hinter sich lassen wollte. Das Stück ist für Dramaturg Daniel Morgenroth „ein Schwanengesang, auf einer Welt die immer mehr verschwindet“. Er sieht sie Kultur der Jenischen als verschwindend an, weil sie sich integrieren soll, und dadurch ihre Eigenheiten verliert, zum Beispiel die Reisen, die in früheren Zeiten das Überleben der Kesselflicker oder Scherenschleifer sicherte.

Zahner habe hier, im Rücksprache mit einigen Jenischen, ein absolut authentisches Stück geschrieben, das durch Regisseur Zurmühle durch intensive Arbeit noch mehr von der Lebenswelt dieses alten Volkes transportieren soll. Das wird durch einen Schülerchor transportiert, der aus rechtlichen Gründen leider nur als Bandeinspielung kommt. Viele Kinder aus dem Chor der Wessenbergschule unter der Leitung von Elisabeth Paul haben jenische Wurzeln. Rudolf Hartmann aus Radolfzell hat für dieses Stück sich sogar auf das „Handörgeli“ umgestellt, ein für diese Kultur stehendes Instrument. Dabei hat er herausgefunden, dass die Schweizer Ländlermusik von den Jenischen „erfunden“ wurde, denn oft waren sie als Musiker unterwegs – und dabei auch immer auf der „Reis'“.

Die Aufführung, für die die Singener Gems offizieller Partner in Singen ist, wurde auch bei der Medienkonferenz in ein politisches Licht gerückt. Im Stück selbst wird auf das Schicksal der Jenischen verwiesen, die in der Nazi-Diktator durch einen Dr. Ritter der „Rassenhygiene“ unterzogen werden sollten. „Es fehlt hier noch immer ein zentraler Gedenkort für die tausenden Jenischen die im Dritten Reich umkamen“ erinnert Landtagsabeordnete Dorothea Wehinger. „Ein Ort, wo man hinkommen kann, wohin man reisen sollte.“ In Singen ist es derzeit wieder ruhiger geworden um die Forderung nach einem jenischen Kulturzentrum. Singens Kulturamtsleiterin Catharina Scheufele unterstreicht aber, dass es Teil der Heimatgeschichte ist und auch Teil eines Museums der Stadtgeschichte Singens werden könnte, was noch im Werden ist.

Die Aufführung des Stücks wird möglich durch einige Förderungen. Die Bundestiftung „Demokratie Leben“ gibt 10.000 Euro, das Land 28.000 Euro über die Baden-Württemberg Stiftung, die Stadt steuert 6.000 Euro für die Hallenmiete bei.

Gespielt wird „Die Reis‘“ nach der Premiere am 6. / 7./10./ 11./ 12./ 13. 14. / 15. und 17. Oktober, jeweils um 20 Uhr. Der Vorverkauf läuft über die Theaterkasse Konstanz, +49 7531 / 900150, theaterkasse@konstanz.de

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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