Erlebnisfahrt auf der Strecke Etzwilen-Singen
"Die Eisenbahn ist ein Virus, den man nicht loswerden will"
Singen/Schaffhausen. Eisenbahnen erfreuen sich bei Klein und Groß nach wie an großer Beliebtheit. Der Verein zur Erhaltung der Eisenbahnstrecke Etzwilen-Singen sorgte am Wochenende mit einer besonderen Fahrt wieder für staunende Augen.
"Es ist wie ein Virus, den man nicht loswerden will", erzählt Werner Wocher, Co-Präsident des Vereins zur Erhaltung der Eisenbahnstrecke Etzwilen-Singen. Gemeinsam mit der schweizerischen Eisenbahngesellschaft Rail Event werden seit ihrer Gründung 2006 Fahrten entlang der bekannten Bahnlinie, welche ohne Oberleitung von Schaffhausen über Singen, Rielasingen und Ramsen nach Etzwilen führt, organisiert.
Vielfältiges Vereinsspektrum
Die Zusammenarbeit mit Rail Event komme dabei nicht von ungefähr. So beschloss man im Präsidium vor einigen Jahren, sich aufgrund der zunehmenden Auflagen in Deutschland mit dem eidgenössischen Unternehmen zusammenzuschließen, um vermehrt auch Fahrten in der Schweiz anbieten zu können. Der Verein, der aus den Stiftungen Museumsbahn und Hemishofer Brücke besteht, stellt bei vielen solcher Fahrten dabei das Zugpersonal.
Die Stiftung Museumsbahn unter der Führung von Giorgio Behr ist laut Wocher "unter anderem zuständig für die Bahnkörper, Liegenschaften sowie das Rollmaterial wie beispielsweise Güterwägen, Schienentraktoren und Dieselloks", während sich die Stiftung Hemishofer Brücke um Vorstand Stefan Keller um die Instandhaltung, Tragfähigkeit und Maßnahmen an dem Bauwerk kümmert.
Der gebürtige Singener ist seit seiner Kindheit vom Phänomen Eisenbahn fasziniert: "Früher, als kleiner Bub, hatte ich viele Modelleisenbahnen. Zudem wohnte ich in Singen in unmittelbarer Nähe zum Bahnhof. Dort sind wir oft oben auf der Bahnhofbrücke gestanden und haben dabei dem Randenbähnle, welche seit 1966 nicht mehr fährt, bei der Ab- und Anfahrt zugesehen." Schon damals als Kind hatte der ehemalige Architekt den Berufswunsch Lokführer. "Das sind so viele Kindheitserinnerungen, an die ich gerne zurückdenke."
Eisenbahndampf "wie ein Parfüm"
Die Fahrt am vergangenen Sonntag, bei der Klein und Groß in den Abteilen Platz nahmen, begann in Schaffhausen und führte zu Beginn mit einer Jura-Simplon-Dampflok der Bauart A3/5 705 nach Singen. Dieses Fahrzeug ist insofern besonders, als dass es die noch einzige betriebsfähige Schnelldampflok der Schweiz ist. Bei kurz geöffnetem Fenster konnte man schon den Dampf, der für Wocher "wie ein Parfüm" ist, sowie den Hohentwiel aus nächster Nähe betrachten. "Genau das macht diese wunderschöne Nostalgie daran aus", so der Co-Präsident.
Nostalgische Postautofahrt
Nach einer kurzen "Fotopause" ging es weiter auf der Strecke, die seit 2020 wieder durchgehend befahrbar ist, ins benachbarte Rielasingen und einige Minuten später weiter nach Ramsen. Von dort aus konnte man nach einem Aufenthalt von gut 25 Minuten sowie einem kleinen Abstecher im nebenliegenden sowie liebevoll eingerichteten Bahnmuseum mit einem knallgelben Postauto von 1950 nach Stein am Rhein fahren.
Auf dieser Strecke fuhr man für gut anderthalb Kilometer mit der Dampflok bei gegenseitigem "Hup- und Dampfecho" um die Wette, ehe man ein paar Kilometer weiter in Stein am Rhein ankam. Von dort aus ging es mit einem Schiff an der malerischen Hochrheinschleife entlang über Gailingen/Diessenhofen und Büsingen zurück zum Ausgangspunkt nach Schaffhausen. Abschließend gesagt sind Fahrerlebnisse wie diese etwas ganz Besonderes, so lassen sie für einige Stunden den Alltag vergessen und die Romantik historischer Eisenbahnen mit all seinen einzigartigen Facetten spüren.
Autor:Philipp Findling aus Singen |
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