Zwei "Abschiedskonzerte" in der Gems

Die "Dramatischen Vier" tauchen ab

Singen. Schon die Gründung der "Dramatischen Vier" war seinerzeit ein Unikum. Denn vor 27 Jahren wollten der Narrenverein Neu-Böhringen eigentlich einen Chor für eine Jubiläumsveranstaltung in der Scheffelhalle haben. Angefragt wurde Günter Haupka vom damaligen Männergesangverein. Doch mit den Sängern im Chor wollte er nicht auf eine närrische Bühne.

Zusammen mit anderen Sängern, die mehr wollten als nur Chor, stellte man damals in kürzester Zeit eine A Capella Gruppe auf die Beine zusammen mit Uwe Seeberger, Helmut Thau und Winfried Wintter. Und das schlug voll ein. Viele besondere Momente hat das Quartett erlebt, das nach dem Ausscheiden von Winfried Wintter mit Stefan Fehrenbach einen genialen Bassisten fand, und zu dem mit Peter Hug noch durch einen dritten Tenor verstärkt wurde und fortan als Quintett auftrat. Nun heißt es freilich "abtauchen", also die Bühnenzeit zu beenden, wie die Gruppe am Donnerstagabend bekanntgab. Zwei Abschiedskonzerte wird es am 1. und 2. Oktober noch in der Gems geben. Das hatte sich so schnell herumgesprochen, dass die Veranstaltungen im Nu ausverkauft waren. Nun sei aber das Kartenkontingent erhöht worden, so dass es über die Gems noch einige Karten für den Abschied geben würde, wurde in der Medienkonferenz bekanntgegeben.

Der Abschied wird mit den Konzerten nun quasi nachgeholt. »Wir waren eigentlich für 2020 soweit, dass wir nach unserem Jubiläum unseren Abschied nehmen wollten«, sagt Uwe Seeberger. »Denn nach so vielen Jahren wurde es immer schwerer, noch was Neues auf die Bühne bringen zu können.« Den Anspruch hat die A Capella Gruppe freulich immer hochgehalten. Deshalb wollte man eigentlich auch auf dem Zenith der Karriere »abtauchen«. »Besser man ist traurig, dass wir »weg« sind, als dass man uns zu verstehen gäbe, dass unsere besten Zeiten schon vorbei sind«, so Stefan Fehrenbach.

Und »beste Zeiten« hatten die »Dramatischen Vier +«, wie sie vor dem Auftritt mit leuchtenden wie feuchten Augen erzählen. Der große Auftritt auf der Landesgartenschau in Singen, der Ankerkennungs-Kulturförderpreis Singen in 2003, die Fahrt auf die »Expo« in Neuchatel mit der Delegation des damaligen Ministerpräsident Teufel, ein Konzert vor rund 100.000 Zuschauern auf dem Karlsruher Schlossplatz, die TV-Konzilfasnet in Konstanz, und beim gemeinsamen Ausflug nach Barcelona, einer von vielen mit Spontanauftritten in ganz Europa, sangen die fünf gar vor 120.000 (leider leeren Sitzen) im Stadion, wie sie augenzwinkernd hinzufügen. Und natürlich ihre Gastspiele in der Gems, immer ausverkauft, immer mit einem Zugabenblock der fast länger war als das Konzert selbst.

Jeder weiß, wie das 2020 lief. »Wir mussten unseren ganzen Terminkalender, den wird uns noch gesetzt hatten, streichen, an Proben war gar nicht zu denken, über ein Jahr. »Das merkt man schon einfach in unserem Alter«, so das wiedervereinte Sextett, das seit dem Wegzug von der langjährigen Stimmschulerin Jutta Horton, das unter der musikalischen Leitung von Ekke Halmer steht. Das »Abtauchen« wird schon konsequent sein. »Wir haben es geschafft, in all den Jahren keine CD zu machen, es war immer das Konzert, was uns ausmachte.«, Bis auf ein paar Videos aus närrischen Aufführungen werden die »Dramatischen Vier« tatsächlich verschwinden. Gemeinsam singen werden sie natürlich weiter, natürlich nur noch im privaten Kreis und immer wann sie Lust haben.