Herrlich schwarze Komödie in der Färbe
Die blinde Liebe besiegt den Tod
Singen. Der tosende Applaus, der auch durch begeisterte Symphatiepfiffe unterstützt wurde, gab dem Ensemble der Färbe zur Premiere am Mittwochabend genugtuend Recht. Mit „Willkommen in deinem Leben“ hat das Kneipentheater hier einen richtigen „Kracher“ gelandet, der auch mit viel Lust an den Figuren ausgespielt wurde – schließlich kämpfen hier der „Tod“ und die „Liebe“ einen ganz speziellen Kampf gegeneinander – und natürlich siegt da die Liebe zum Happy End.
Die Story beginnt freilich mit einem „Todesurteil“. Charlie Cox (Daniel Leers) irrt zum Anfang des Stücks durch die Wüste, er war einfach losgefahren, nachdem ihm sein Arzt erklärte hatte, dass er eine tödliche und unheilbare Krankheit habe, die ihm vielleicht noch 18 Monate Leben lassen würde, mit einem qualvollen Ende. Und als ihm so langsam der Sprit bei seiner Flucht ausgeht, begegnet er seinem eigenen Tod (Fionn Stacey mit rasiertem Totenschädel), der schon auf den Mann gewartet hat, der nach einer Autopanne im heruntergekommenen Motel von Nell Todd (Bianca Waechter) landet, wo der erfolglose Lektor, der eben kein Schriftsteller geworden ist, sein Leben als Buch aufschreiben will. Die eine spannende Frage: Hat er überhaupt gelebt? Und: Wen würde dieses Leben überhaupt interessieren?
Der Tod umgarnt Charlie, will ihn auf seinen unausweichlichen Abgang einstimmen, doch dann passiert, was so passieren muss: die Liebe (Alexandra Born) kommt urplötzlich ins Spiel mit Nell, deren Sein in dem Hotel auch schon eine Menge mit dem Tod zu tun hat: Ihr Mann, weswegen man aus der quirligen Stadt hier ins „Nirgendwo“ gezogen war, um „Ruhe“ zu haben, wurde von einem Laster überfahren, weil dieser sich auf ein Nickerchen auf die Straße gelegt hatte. Ihr Schwiegervater ist ein bettlägeriger Pflegefall, der alle paar Minuten nach Nell klingelt. Und den sie versorgen muss. Und nun kreuzt dieser Charlie auf und will vor seinem Ableben dieses Buch schreiben über ein Leben, das er eigentlich noch gar nicht gelebt hatte. Nicht mal verliebt sei er gewesen, hat sein Tod recherchiert, den übrigens nur das Opfer selbst sieht, was hier zu köstlich absurden Szenen führt.
Wie nun überhaupt erst mal leben? Einfacher als gedacht. Aber da ist noch Travis, der Monteur aus der Stadt, der das havarierte Auto Charlies reparierte und auch gerne was mit Nell hätte, aber sich nicht traute. Und schwups, ist die erträumte Braut weg und die Eifersucht, die hier den Kühler des Mechanikers zum Glühen bringt, dessen Abschleppdienst sie bildlich nicht an den Haken nehmen konnte, einer der Knaller in diesem Stück. Klar, dass Charlie den Tod plötzlich wieder ganz weit weg hat. Klar, dass Nell nun nicht mehr jede Woche die Betten waschen muss, in denen gar niemand gelegen hat. Schön, dass man hier so schön mit Lachen dem Tod ein Schnippchen schlagen kann – mit blinder Liebe.
Autor:Oliver Fiedler aus Gottmadingen |
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