Heckerzug ab Donnerstag in Konstanz
Die Badische Revolution fällt kleiner aus

Die Heckergruppe aus Singen und dem Hegau bei einem früheren Umzug durch die Tiengener Altstadt. Sie gibt es im Jubiläumsjahr der badischen Revolution leider nicht mehr. | Foto: swb-Bild: Archiv SWB/Hug
  • Die Heckergruppe aus Singen und dem Hegau bei einem früheren Umzug durch die Tiengener Altstadt. Sie gibt es im Jubiläumsjahr der badischen Revolution leider nicht mehr.
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Konstanz/Singen. Eigentlich ist es ein großes Jubiläum und ein ganz wichtiges Datum auf dem Weg zur Demokratie in Deutschland: der Start des Heckerzugs am kommenden Donnerstag, 13. April, vor dann genau 175 Jahren. Anders als zum 150. Geburtstag der »48er«-Revolution ist die Szene der »Revoluzzer«, also der lokal verorteten Heckergruppen im Südbadischen aber etwas am schwächeln. Die Singener Heckergruppe beispielsweise musste sich im November 2021 auflösen, weil kein Vorstand mehr bei den Wahlen zustande kam.

Fünf Wandertouren

So ist es für die Region nun der Schwarzwaldverein, der das Jubiläumsjahr hier in Konstanz startet. Am 175. Jahrestag des Heckerzug-Starts gibt es einen revolutionären Auflauf in Konstanz, dort, wo es damals losging, so der Verein in seiner Mitteilung.
An der historischen Stätte in der Innenstadt sei mit Freischärlern zu rechnen, wird angekündigt. Nach einem entsprechenden Empfang im Rosgartenmuseum geht es dann laut dem Plan ab 10.30 Uhr gemeinsam mit dem Schwarzwaldverein Konstanz auf den Spuren Heckers und seiner Gefolgsleute nach Allensbach auf eine rund vierstündige Wanderung. Unterwegs soll es ganz viele Informationen zum Heckerzug, der ja in der Region durch Radolfzell, Engen, Stockach, Nenzingen, Eigeltingen und Aach führte, dann aber nach Niederlagen der Freischärler in Kandern scheiterte. Ein weiterer Zug der Revolutionäre, der unter der Leitung von Franz Sigel zwei Tage später in Konstanz gestartet war, scheiterte erst im Günterstal und schließlich dann am 24. April 1848 beim Versuch der Erstürmung Freiburgs vor dem Schwabentor.

Auch wenn damals viele der Revolutionäre zunächst in die Schweiz flüchteten, war der Kampf um die Republik noch lange nicht zu Ende, denn Heckers »Kollege« Gustav Struve rief im September 1948 ja die »Republik« in Müllheim aus. Wenn er auch verhaftet wurde und Hecker ins Exil floh, war die Idee der Republik längst nicht passé, schließlich gehörte damals auch Wilhelm Liebknecht, der später die SPD mitbegründete, auch zu den vier Revolutionszügen von 1848.
Der Schwarzwaldverein wird mit seinen jeweiligen Ortsgruppen noch weitere Etappen erwandern: ab Donaueschingen (16. April), ab Stühlingen (19. April) und ab Grenzach_Wyhlen (22. April) und bei Horben zum Zug von Franz Sigel (23. April). Bei Kandern wird es am 20. April mit einer Gedenkveranstaltung der regionalen Volkshochschule weitergehen.

Singener Revolutionär dabei

Klaus Hug hatte die Singener Heckergruppe über viele Jahre angeführt und sogar die Vision gepflegt, dass es in der Stadt eine Hecker-Statue in der neuen Hegaustraße bräuchte, um die Bedeutung dieser »Revolution« zu untermauern, nachdem es in Konstanz eine Hecker-Büste und in Radolfzell gar ein Hecker-Gymnasium gibt. Er hatte sich nach der Auflösung der Singener Gruppe mit einigen Kollegen den »Klettgau-Kanonieren« angeschlossen, um das »Hecker-Häs« mit Schärpe auch weiter behalten zu können und eben die Auftritte in Erinnerung an den Kampf um die Demokratie. Er tritt auch als Mitveranstalter der Jubiläumsveranstaltungen jetzt im Jubiläumsjahr für die Heckergruppen auf und hofft auch, dass die dadurch wieder etwas Aufwind bekommen.
Bis zum Ende des Jahres gibt es – leider nicht direkt in der Region – immer wieder Vorträge und auch Diskussionsveranstaltungen rund um die »Badische Revolution«, die zum einen eingebettet war in viele weitere Aufstände der neuen Demokraten, die aber auch als eine Keimzelle gesehen wird für die weitere Entwicklung der demokratischen Idee. Schließlich gab es dann in 1849 die richtige Revolution der Badener.
Zum Gesamtprogramm wurde als private Initiative eine Homepage unter www.badische-revolution1848.de erstellt.

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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