Regionalplanung will Zuschussantrag stellen
Der nächste Schritt in Wasserstoff-Zukunft steht bevor
Singen. Die Region bleibt bei Wasserstoff (H2) - Pipelines erstmal abgehängt und eine Planung für ein regionales Konzept läuft schon auf Hochtouren. Zwar bleibt die Hoffnung auf einen Lückenschluss im Wasserstoff-Kernnetz zwischen Lindau und Basel, beziehungsweise Waldshut erhofft, zur Not auch mit Schweizer Unterstützung. Doch im Rahmen einer vom Standortmarketing Singen aktiv am Mittwoch, 13. November, in der Singener Bildungsakademie durchgeführten Informationsveranstaltung, wurde deutlich gemacht, wie viel an Konzepten hier schon nach dem Kick-Off im April entstanden ist, nachdem Singen einen Zuschuss vom Land für die Entwicklung bekommen hatte.
Denn diese Konzepte müssen Ende November in Stuttgart eingereicht werden, um für weitere Planungen einen Zuschuss zu bekommen. Wie Dr. Tobias Nusser vom Planungsbüro SIZ aus Stuttgart erklärte, wolle man die Wasserstoffversorgung der Zukunft auf mehrere Beine stellen. In seinen Plänen stellte er eine regionale Produktionsanlage vor, die im neuen Gewerbegebiet Tiefenreute zwei an der Georg-Fischer-Straße entstehen könnte, um damit einen lokalen Bedarf zumindest teilweise abzudecken.
2040 ist jetzt
"2040 ist schon jetzt", machte die Geschäftsführerin von Singen aktiv, Claudia Kessler-Franzen, in dieser Veranstaltung unmissverständlich deutlich. Denn der "Hochlauf" der Wasserstofftechnologie benötige einen gewaltigen Vorlauf durch ganz vielen Vorgaben und vor allem mit vielen kleinen Schritten. Deshalb zeigten sich die Redner dieses Abends zufrieden mit den nun erstellten Machbarkeitsstudien, die natürlich noch relativ grob ausgerichtet sind und auch nicht wirklich verraten, was der angestrebte "Grüne Wasserstoff" ist, der hier bis spätestens 2040 in bedarfsgerechter Menge zur Verfügung stehen solle. Das ist für viele Unternehmen überlebenswichtig, denn im Rahmen der Zusammenarbeit müssen diese "Dekarbonisierung" und CO₂-Neutralität nachweisen. Zudem nicht erst in 2040, wenn Baden-Württemberg den Status "klimaneutral" erreicht haben wolle. Und das müsse man einfach ohne den Anschluss ans große Wasserstoff-Kernnetz schaffen, um den das ganze Jahr über noch gerungen wurde, so Kessler-Franzen.
Großer Energiehunger
Die Planer haben für Singen einen gigantischen Wärmeverbrauch von 1,13 Terrawattstunden in 2040 errechnet. Ausgehend vom Energiehunger der "Big Five", also den größten Industrieunternehmen der Stadt, müsse man von 50 bis 60 LKW-Ladungen Wasserstoff für eine Übergangsfrist ausgehen, die täglich bei einer Umstellung auf H2 als Energieträger in die Stadt müssten, so Tobias Nusser.
Deshalb habe man zehn Standorte für eine mögliche Eigenproduktion untersucht, auch um unabhängiger zu sein und zwei Optionen am Schluss gehabt, wobei die an der Georg-Fischer-Straße die vielversprechendste sei.
Die Eigenproduktion, das wurde auch deutlich gemacht, hat einen gewaltigen Energiehunger für die Elektrolyse, mit der Wasserstoff abgespalten werden kann. Die dort genannten Strombedarfe müssten freilich "grün" abgedeckt werden. Mehr als Photovoltaik oder Windkraft ist, ohne Garantie auf Beständigkeit, derzeit dafür nicht vor Ort vorhanden. Nicht vorgerechnet wurde dabei, wie viel Fläche dafür dann benötigt würde.
H2-"Hub" in Rickelshausen
Im Rahmen eines anderen Projekts in der Region, welches mit Förderung weitergeplant werden soll, wäre ein Wasserstoff-Hub auch bei der ehemaligen Deponie Rickelshausen, der mit Energie aus der Kläranlage Moos gespeist werden könnte, erläuterte Christian Klaiber von H2-Ökosystems in der Vorstellung.
Man sei dran an dem Thema, wurde immer wieder unterstrichen. Vermutlich auch in 2040 werde durch das überregionale Gasnetz nur noch Wasserstoff transportiert, wurde mal angekündigt. Möglich könne es zudem sein, dass es neben dem Knotenpunkt des Gasnetzes bei Stockach trotzdem noch eine Pipeline von Villingen her geben könnte, oder auch eine Leitung aus Wutöschingen in Verlängerung eines Anschlusses für den Hochrhein von Frankreich aus. Trotzdem werden parallele Strukturen nun geplant. Eben, weil 2040 "schon jetzt" ist.
Autor:Oliver Fiedler aus Gottmadingen |
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