Färbe startet mit „Das Maß der Dinge“ fuliminant in die neue Spielzeit
Der manipulierte Liebhaber als bereitwilliges Opfer

Färbe Neil La Bute | Foto: Evelin (Emma Steinke) und Adam (Reyniel Ostermann) kommen sich bald näher und eine interessante Verwandlung beginnt. swb-Bild: Bruno Bührer
  • Färbe Neil La Bute
  • Foto: Evelin (Emma Steinke) und Adam (Reyniel Ostermann) kommen sich bald näher und eine interessante Verwandlung beginnt. swb-Bild: Bruno Bührer
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Singen. Einen besonderen Theaterabend konnte das Färbepublikum mit dem Spielzeitauftakt und der Premiere von »Das Maß der Dinge« von Neil LaBute erleben. Denn was wie eine Liebelei in einem Museum zwischen Adam (Reyniel Ostermann) und Evelyn (Emma Steinke) beginnt, entpuppt sich als Story einer unglaublichen Manipulation.

Adam ist zu Beginn des Stücks eher noch eine Karikatur, mit seiner Brille, dem fettigen Haar und einer Uralt-Jacke aus den1980ern. Und er kann nicht verhindern, dass die Kunststudentin Evelyn bei ihrer ersten Begegnung einer keusch verhüllten Statue einen Penis aufsprüht. Aber es war gar nicht die erste Begegnung. Der ewige Student Adam arbeitet auch nachts in der Bücherei, und dort half er ihr, ein verlegtes Video über »Dorian Gray« zu finden. Das ist eines der frühen Stichworte des Stücks. Die beiden kommen sich natürlich näher, und Adam beginnt sich zu verwandeln. Sehr zur Verwunderung seines Professors Phillip (Elmar F. Kühling) mit dem er befreundet ist sowie dessen Verlobter Jenny (Milena Weber). Jenny hatte auch ein Auge auf Adam geworfen, aber der hatte es nicht geschnallt. Und durch seine Verwandlung zum Positiven – Muskeltraining und Schluss mit Nägelkauen – wird er plötzlich noch interessanter für sie. Da entwickeln sich spannende Verhältnisse und es knistert ordentlich bei den Begegnungen. Das Publikum ahnt bald, dass die geplante Hochzeit des Professors im Pool unter Wasser wohl ins Wasser fallen dürfte. Der Hinweis von Phillip an seinen Freund, dass er manchmal schon wie Frankenstein wirken würde nachdem er für Evelyn sogar seine Nase begradigen ließ, ist ein weiterer Hinweis, denn Evelyn scheint die Fäden in diesem Spiel ganz und gar in der Hand zu haben, und langsam dämmert, dass Adam für die Kunststudentin vielleicht etwas anderes ist als eine Liebelei, dass sie sich da etwas erschafft in all dem Hin und Her von Küssen, die da ausgetauscht werden.

Das Finale des Stücks zieht freilich vielen im Publikum den Boden unter den Füßen weg, denn Neil La Bute zieht hier alle Register als Dramatiker. Kein Happy End? Vielleicht aber doch – nur anders? Besonders das Neumitglied im Färbe Ensemble, Emma Steinke, zeigt in ihrer Berechnung zur Manipulation wirklich Klasse, ein Stück, das zu den großen Inszenierungen der Färbe gezählt werden kann, denn die Spannung steigert sich bis zur letzten Sekunde, denn der Sekundenschlag zwischen den Szenen wird auch immer schneller. Ein guter Einstand für Dramaturgin Cornelia Hentschel, die hier in Kooperation mit Elmar F. Kühling ihre erste Regie führte.

»Das Maß der Dinge« wird gespielt Montag bis Samstag, jeweils 20.30 Uhr. Kartenreservation unter 07731/46464.

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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