Spannender Vortrag im Hegau-Museum
Der Hund – eine Erfindung des Hegaus
Singen. Der Hund ist des Menschen bester Freund und doch liegt der Anfang dieser großen Beziehung im Dunkel der Geschichte. Der archäologischen Forschung der vergangenen zwei Jahrzehnte ist es gelungen, mehr Licht in diese Fragestellung zu bringen. Dafür hat sich die Wissenschaft der Archäozoologie etabliert, deren Hauptgebiet in der Erforschung der Beziehung von Mensch und Tier liegt. Eine der bedeutenden Einrichtungen betreibt das Landesamt für Denkmalpflege in Konstanz – nicht ohne Grund, denn der Landkreis ist ein Hotspot der europäischen Archäologie.
Simon Trixl ist der leitende Archäozoologe Baden-Württembergs und stellte bei einem Vortrag im Singener Hegau-Museum seine Ergebnisse aus der Haustier-Forschung vor. „Menschen und ihre Haustiere: Eine archäozoologische Spurensuche zwischen Bodensee und Schwarzwald“ lautete der Titel der Veranstaltung. Hierbei wurde den Zuhörern schnell klar, dass auch für das Mensch-Tier-Verhältnis der Landkreis eine bedeutende Fundregion ist.
Haustiere sind seit der Steinzeit unverzichtbar für den Menschen. Sie dienten als Quelle für Nahrungsmittel und Arbeitskraft. Sie halfen bei der Jagd und dienten der Fortbewegung. Anhand von Tierknochen in Ausgrabungen kann erschlossen werden, wie Rinder, Schafe, Pferde und zahlreiche weitere Tierarten in früheren Zeiten genutzt wurden.
Die Geschichte der Haustiere begann mit dem Wolf. Es gibt zwar keine eindeutige Antwort darauf, wann und wo genau der Übergang vom Wolf zum Hund stattfand. Einige Wissenschaftler gehen davon aus, dass der Hund in Europa entstand. Andere vertreten, dass sich die Vorfahren des heutigen Hundes unabhängig voneinander in Europa und in Ostasien entwickelten. Doch Simon Trixl präsentierte eine erstaunliche neue Forschungslage: der Wolf könnte im Hegau domestiziert worden sein. Belege dafür tauchten in der Gnirshöhle im Brudertal auf, einer bedeutenden Fundstelle der Altsteinzeit.
Da sich Mensch und Wolf durch die schlechten Bedingungen am Ende der Eiszeit häufig ein Jagdgebiet teilen mussten, trafen sie nun immer häufiger aufeinander. Die Gnirshöhle offenbarte, dass der Wolf vor etwa 16.000 Jahren auf den Menschen zuging. Ein Tübinger Forschungsteam vermutet, dass der Ursprung des europäischen Haushundes somit im Hegau liegt.
Und Simon Trixl legte erstaunliche Belege für diese These vor. Die Knochenreste aus dem Brudertal weisen zum ersten Mal klare anatomische Unterschiede zum Wolf auf. Und selbst die Spuren der Ernährung bezeugen, dass sich diese Tiere ihr Essen mit den Menschen geteilt haben. Der Mensch hatte seinen ersten tierischen Gefährten gefunden. Ab jetzt half er bei der Jagd, bei der Abwehr von Raubtieren und teilte den Alltag „seiner“ Menschen.
Quelle: Hegau-Museum, Ralph Stephan
Autor:Presseinfo aus Singen |
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