"tACTlos feiert Premiere in der Gems
Den "Ödipus" gerockt und gerappt

Das war schon die Zugabe mit einem Ödipus-Chor und feiner Perkussion für die "tACTlos" Gruppe nach der Premiere in der Gems. | Foto: Fiedler
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  • Das war schon die Zugabe mit einem Ödipus-Chor und feiner Perkussion für die "tACTlos" Gruppe nach der Premiere in der Gems.
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Singen. Die Theatergruppe "tACTlos" des Friedrich-Wöhler-Gymnasium ist bekannt für ihre spektaulären und originären Inszenierungen. Und dieses Jahr hatte sich das Team unter der Regie von Nicola Fritsch und Tom Albrecht den "König Ödipus" von Bodo Wartke vorgenommen, der die Sage von Sophokles ganz schön mutig in unsere Gegenwart geholt hatte, so dass hier auf der Bühne ordentlich gerockt und gerappt wurde von den Akteuren, die zusätzlich sogar noch eine Audienz bei Bodo Wartke anlässlich seines letzten Gastspiels in  der Singener Stadthalle im Oktober holen konnten, nachdem die Wahl des Stücks gefallen war. Und das war natürlich eine ganz besondere Motivation für die SchauspielerInnen gewesen, hier eine ganz spezielle Fassung auf die Bühne zu bringen - denn während Wartke alle 14 Rollen in seinem Stück im Blitzwechsel übernahm, teilten sich die Ensemblemitglieder natürlich die Rollen unter sich auf, unter Wahrung der "barrierefreien" Version Wartges, mit der dieser schon seit 15 Jahren immer wieder auf Tour ist.
Bodo Wartkes Fassung dieser so tragischen Geschichte des Ödipus, dem das Orakel von Delphi (Marie Sieger) vorgab, seinen Vater (Xenia Hölzer) zu töten und seine Mutter (Francesca Citera) zu ehelichen, damit er dann König von Theben werden könnte, ist eine harte Nuss für den Jüngling (Lee Kräftenrath) der diesem Schicksal irgendwie entgehen will und dabei nicht mal davor scheut, einen Psychiater zu konsultieren um auf der Couch etwas mehr Licht in seinen Lebensweg zu bekommen. Kreon (Jakob Zimmermann), der Freund und Berater von Ödipus rappt mit dem künftigen König, aber doch tötet er ja unwissent mit einem Fahrer den leiblichen Vater. Ein Hirte aus Theben (Luca Sievert) wird ausfindig gemacht, der wiederum mit einem anderen Hirten aus Korinth (Xenia Hölzer) die kühne Geschichte erzählt, dass Ödpius in Wirklichkeit gar ein Findelkind sei, seine Eltern ihn Angesichts der Prophezeihungen ausgesetzt hätten mit durchstoßenen Füßen, der dann Aufnahme beim Königspaar von Korinth (Gregor Hirsch und Helena Winkler) fand. Doch der künftige König ist schon auf dem Weg, befreit Theben von der Sphinx (Luca Sievert) und deren Fluch. Irgendwann erfährt seine leibliche Mutter freilich die Wahrheit, nachdem schon vier Kinder gezeugt wurden, die den Stoff für weitere Tragödien liefern und meuchelt sich. Ödipus, der eben seinem Schicksal am Ende kein Schnippchen schlagen konnte, sticht sich die Augen aus - macht die ganze Bühne rot, und ist am Ende genauso blind wie sein Seher Teiresias (Helena Winkler). Die beiden mit den Sonnenbrillen stimmen schließlich in den finalen Song ein, das ist guter Hiphop, der von den beiden AnsagerInnen (Sonja Hasenbrink und Hanna Möhrle) umrahmt wird, um zu dem sich schließlich alle SchauspielerInnen hier auf der Bühne versammeln. Keine Frage, hier hat der alte Klassiker neue Kleider bekommen, die Inszenierung des gewaltigen Stücks geht mit seinen flotten Dialogen und mancher Einlage am Piano (Friederike Renner) und bei der Zugabe zu den Klängen einer Handpan (Kacper Klosowski) flott über die Bühne, und die Schauspielerinnen sprechen von "Komödie", wenn es auch letztlich eine des schwarzen Humors wurde.
Aber sie war überzeugend gelungen. Das hat das Publikum begeistert.

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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