Kunstmuseum Singen präsentiert Matthias Mansen
"Das Licht in den Druckstock schneiden"

Vor "Triest oder die Götter" bei der Vernissage (von links): OB Bernd Häusler, die Sammler Wilfried und Elisabeth Thron, Uta Kuhl vom Museum Schloss Gottorf, Künstler Matthias Mansen und Museumsleiter Christoph Bauer. | Foto: Oliver Fiedler
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  • Vor "Triest oder die Götter" bei der Vernissage (von links): OB Bernd Häusler, die Sammler Wilfried und Elisabeth Thron, Uta Kuhl vom Museum Schloss Gottorf, Künstler Matthias Mansen und Museumsleiter Christoph Bauer.
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Singen. Die Jubiläums-Fotoschau im Singener Kunstmuseum ist abgehängt und hat Platz gemacht für ein ganz besonderes Seh-Abenteuer. Am Sonntag, 29. September, konnte mit der Ausstellung "Triest oder die Götter" von Matthias Mansen eine besondere Schau eröffnet werden, die mehr erzählt als international hoch dotierte Druckgrafik im Geist des 21. Jahrhunderts.

Denn spannend ist da bereits die Vorgeschichte: Die Kunstsammler Elisabeth und Wilfried Thron sind richtige Fans von Hansen und hatten von dem Künstler monumentale Holzschnitte der Serie "Symposium" mit den groben Porträts Prominenter erstanden und mussten nun einen Platz dafür finden. "Wir haben da Kunst, für die haben wir einfach keinen Platz", schmunzelte Wilfried Thron auf der Vernissage am Sonntag.

Hier kommt das Singener Kunstmuseum mit Museumsleiter Christoph Bauer ins Spiel, das wie geschaffen ist für die großen Werke eines Künstlers, der zwar inzwischen seine geschäftliche Mitte in Berlin hat, aber aus Ravensburg stammt und damit den Geist der Bodenseeregion mitvertritt. Damit diese monumentalen Holzschnitte einen guten Platz bekommen, hat das Galeristenpaar dem Singener Museum diese Serie geschenkt. Und nun wurde um dieses Dutzend aus Brettern geschnittenen Porträts und die Arbeit "E", die das Kunstmuseum in 2021 gekauft hatte, eine sehr opulente Ausstellung zusammengestellt, die viele Schaffensjahre des Holzdruckers abdeckt und die Besucher hier zu wirklich spannenden See-Reisen einlädt.

Doch damit nicht genug der Besonderheiten. Denn diese Ausstellung ist zusätzlich eine Kooperation mit dem Schleswig-Holsteinischen Museum Schloss Gottorf, wohin der aus Singen stammende Maler Friedemann Hahn eine Brücke geschlagen hat, was einen gemeinsamen Katalog über dieses "Erlebnisgewebe" - so hat es der einstige Rektor der Kunstakademie Karlsruhe, Andreas Franzke auf den Punkt gebracht - über 40 Jahren Schaffenszeit möglich gemacht.

Das machte es dann wiederum möglich, dass die Ausstellung, die zuvor in Schloss Gottorf gezeigt wurde, dort von Christoph Bauer eröffnet wurde, und in Singen vermittelte die Leiterin des Museums in Schloss Gottorf, Uta Kuhl, den Singener Besuchern der Vernissage die Kunst.

Mansen habe dem Holzschnitt mit seiner Arbeit eine neue Bedeutung verliehen, habe seine Kunst um viele Facetten erweitert und vorangetrieben. Kaum ein anderer habe dieser Technik so eine Vielzahl neuer Ausdrucksmöglichkeiten abgerungen. Häufig werden hölzerne Fundstücke bei ihm zum Druckstock, meist blieben sie auf Baustellen übrig, mit all ihren Spuren. Genau diese Spuren werden ein Teil der Bilder in seinen Holzschnitten.

Im Singener Museum sind auf zwei Stockwerke mehrere große Themenblöcke dargestellt, denn oft werden die Eindrücke, die Mansen zuweilen unterwegs zu Fuß sammelt, zu vielen Variationen verarbeitet. Uta Kuhl macht hier den "Blick auf den Menschen" aus, der nicht immer sichtbar wird, in manchen Bildern aber auch sehr präsent ist und zum Porträt wird. Und sogar Stillleben kann man aus manchen der farbkräftigen Arbeiten herauslesen.

Mansen macht die Bildebenen, aus denen er seine Bilder aufbaut, als Entstehungsgeschichte sichtbar. Themen wie "Potsdamer Straße" oder eben das Titelgebende "Triest und Götter" auch Rätsel wie die "Frau im Männerwald", seine "Impressionen" aus Berlin Tiergarten im Spiegel aller Jahreszeiten über eine ganze Länge des Museums schichten Eindrücke übereinander, was wie zum Markenzeichen wird. Die Bilder sind in Bewegung.

Da muss man sich etwas Zeit lassen und den Blick im Takt der Farbwolken schwingen lernen zu lassen, um die Welt mit allen Sinnen wahrzunehmen. Und wer lange hineinschaut in diese Farbgestöber, entdeckt die Menschen, die über eine der vielen Druckplatten in diese Bilderwelt hineingewebt wurden.

Am kommenden Sonntag, 6. Oktober, wird eine öffentliche Führung mit Museumsleiter Christoph Bauern durch beide Ebenen der Ausstellung angeboten. Zur Ausstellung ist durch die Kooperation mit dem Museum Schloss Gottorf ein Katalog erschienen, in dem sogar ein kleiner originaler Farbholzschnitt enthalten ist. Weitere Vermittlungsangebote gibt es über kunstmuseum-singen.de

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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