Jubiläums-Narrenspiegel für den „Trubehüeter“

Bohlinger Narren retten ihre Fastnacht

Bohlingen (of). Das haben sich die Bohlinger Narren richtig gut ausgedacht. Wenige Wochen nach der Gründung eines eigenen Bohlinger Narrenvereins haben sie sich in ihrer ersten regulären Mitgliederversammlung am 23. Februar 1959 nach dem „Trubehüeter“ benannt, der früher in den Weinbergen seine Saisonarbeit verrichtete. Und genau 60 Jahre später konnte dazu beim Bohlinger Narrensiegel Geburtstag gefeiert werden. Zunftmeister Tobias Müller verschonte glücklicherweise das Publikum mit einer ausführlichen Geschichte der Bohlinger Fastnacht, die sich Anstand einst als Ziel gesetzt hatte. Stattdessen konnte er zum Einmarsch eine echte „Zeitmaschine“ präsentieren, mit der sich die beiden Moderatoren Laura Tegel und Timo Graf auf den Weg machten in ihren Sketchen. Und da landeten sie geradewegs in den Vorbereitungen für die Gründung des Vereins und trafen Pfarrer Fehringer, der freilich auf ein Selfie mit den beiden so verstört reagierte, weil sie dort dem Pfarrer per Snapchat flugs eine Teufelsmaske auf den Kopf des Pfarrers zaubert, so dass dieser statt auf die Gründungsversammlung in der Nervenheilanstalt landete und die Gründung gar nicht stattfand. Das erfuhren die beiden aber erst, als sie bei einer weiteren Zeitreise auf den Zunftmeister trafen, der nun gar keiner war, weil es den Verein gar nicht gab. Also mussten die beiden nochmal zurück ins Jahr 1959 um ihren Pfarrer doch noch zur Gründung zu bewegen.

Der Narrenspiegel selbst ging einige Male auf die närrische Geschichte der Bohlinger ein, zum Beispiel mit einer faszinierenden Fotoausstellung an den Wänden der Aachtalhalle, und einigen Reprisen. Zum Beispiel gleich zum Start mit einer kühnen Artistiknummer „So ein Zirkus“ unter der Leitung von Wolfgang Klaiber, Susann Schwarz und Jürgen Sterk, sogar mit Musikvereinsdirigent Roland Matt als gar nicht so untalentiertem Artisten. Die Tanzgruppe unter der Leitung von Laura Tegel drehte mit Hits aus 60 Jahren die Zeit zurück. Und zum großen Finale „Nachts im Museum“ gab‘s dann sogar die historischen Figuren aus der Geschichte der „Trubehüeter“ zu erleben.

Dazwischen durfte Aktuelles freilich nicht fehlen. Denn die Suche nach einem Koch für den im Erweiterungsbau des Sternen mussten die Narren natürlich würdigen, mit einem skurrilen Köche-Casting, der sogar im „s’Eckle“ über die Bühne ging, obwohl das doch um halb Zehn schließen sollte und wo die Narren tatsächlich den „dritten Mann“ präsentierten der hier mit Ortsvorsteher Stefan Dunaiski und Thomas Relling als Investor auftritt, auch wenn er trotzdem verborgen blieb und es so rauskam, dass der Ortsvorsteher hier die Schnitzel braten muss. Carolin Müller und Tobias Müller hatten diese Glanznummer einstudiert.

Eine Premiere war „Gute Nachbarn“ mit Ingrid und Werner Müller wie Jürgen Schröder, denn die Episoden aus dem Garten an der Grenze zwischen Bohlingen und Überlingen wurden am selben Abend per Narrenspiegel-Hopping auch in der Riedblickhalle Überlingen aufgeführt. Einen echten Notfall ohne rechtzeitige Lösung führten Ingrid Müller und Peter Siegmund mit Tobias Bohner und Till Schwarzkönig auf, das Holzer Männerballett setzte sich als „Rote Heulbojen“ aachtauglich in Szene. Das war ein Abend der es in sich hatte. Und nach Tobias Müller solle der Besuch gar als Kriterium für die Bauplatzvergabe in Singens größtem Stadtteil gewertet werden. Dann wäre die Halle auch wieder ganz voll.

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