Solarcomplex-Aktionäre sollen auf Ausschüttung verzichten
Bilanz mit „blauem Auge“

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Singen (of). Am 18. Juli wird das Unternehmen Solarcomplex AG seine Hauptversammlung zur Genehmigung seiner Vorjahresbilanz abhalten, doch schon jetzt konnten die bereits testierten Zahlen durch die beiden Vorstände Bene Müller und Florian Armbruster den Medienvertretern vorgestellt werden. Es sei insgesamt eine Bilanz mit einem „blauen Auge“, fasste Müller vor allen den gesunkenen Ertrag zusammen.

Die Bilanzsumme stieg laut den Vorliegenden Zahlen von 63 auf 64 Millionen Euro, das Anlagevermögen von 53,5 auf 56 Millionen Euro, das Eigenkapital blieb bei der Marke von 18 Millionen Euro. Der Umsatz stieg zwar von 10,2 Millionen Euro auf 13,8 Millionen Euro, der Gewinn vor Steuern und Abgaben blieb bei 3,6 Millionen Euro stabil, das Ergebnis unterm Strich reduzierte sich allerdings von 165.000 Euro auf nun 104.000 Euro. „Wir haben in den Jahren 2015 und 2016 jeweils rund 500.000 Euro verloren, da wir in den frühen Bioenergiedörfern, die wir realisiert hatten, eine Garantie gegeben hatten, dass die Nahwärme immer günstiger ist als wenn man mit Öl heizen würde. Da in diesen beiden Jahren der Ölpreis entgegen dem Trend der Vorjahre stark nach unten ging“, sinken auch die Erlöse entsprechend stark“, so Bene Müller. Auch das bisher einzige Windkraftwerk von Solarcomplex in St. Georgen belaste Bilanz, aus heutiger Sicht hätte man dort eine Schwachwindanlage bauen müssen, wie sie gerade im Hegau gebaut werden. Insgesamt wird bei dieser Bilanz von einem „Blauen Auge“ gesprochen. Der Aktionärsversammlung soll vorgeschlagen werden, auf eine Ausschüttung zu verzichten.

Im Jahr 2016 konnte der Solarpark Rickelshausen nach 10 Jahren im Ausbau abgeschlossen werden. Dort liege man aktuell bei Erzeugungskosten von unter 7 Cent pro kW. In Bonndorf konnte das erste Nahwärmenetz ohne eigene Heizzentrale eingeweiht werden, das die Abwärme eines lokalen Unternehmens nutzt. Weiter wurde in Wald (Kreis Sigmaringen) ein weiteres Bioenergiedorf in Betrieb genommen, mit dem örtlichen Kloster als Großkunden. Für das Bioenergieprojekt Veringendorf wurde wegen des großen Abstands von Singen in Kooperation mit den Stadtwerken Sigmaringen eine eigene Servicegesellschaft gegründet.

Was das Projekt Kirnberg anbetrifft, so informierte Bene Müller darüber, dass eine eigens dafür gegründete „Bürgerenergiegesellschaft“ nach den neuen Richtlinien ein Angebot erstellt hatte. Bei der ersten Vergaberunde habe allerdings kein einziges Projekt aus Baden-Württemberg einen Zuschlag erhalten. Deshalb müsse man das Projekt derzeit unter Vorbehalt sehen. Solarcomplex ist hier als Projektierer tätig. Im August sei die nächste Vergaberunde an der Reihe. Da stünden eigentlich auch dann die Landesziele zum Ausbau der Windenergie zur Disposition, wenn es ebenfalls keine Zuschläge gebe.

Am 15. Juli soll der Windpark Verenafohren bei Wiechs am Randen von der IG Hegauwind eingeweiht werden, und für die solarcomplex als Projektierer tätig gewesen, für ein Honorar von rund 300.000 Euro, die Bene Müller betonte. Neu wurde bereits an diesem Jahr eine größere Photovoltaikfläche auf einem Gewerbebetrieb in Hohenfels in Betrieb genommen, der damit auf eine Eigenverbrauchsquote von 50 Prozent komme. In Randegg soll voraussichtlich noch in diesem Jahr eine Solarthermieanlage mit rund 2.000 Quadratmetern gebaut werden, die 20 Prozent des Energiebedarfs des örtlichen Nahwärmenetzes beisteuern könnte.

Für 2018 ist ein großes Nahwärmenetz in der Gemeinde Schluchsee geplant, bei dem es um sehr viele Großkunden wie Hotels und Schwimmbäder geht. Der Bionergiebereich ist ganz klar der stärkste Bereich des Unternehmens, wurde unterstrichen.

Mit einem Eigenkapital von 18 Millionen Euro (etwas mehr als 9,2 Millionen gezeichnete Aktien) liege man aktuell noch sehr gut, durch die Genussrechte komme gar auf eine Eigenkapitalquote von über 50 Prozent. Im Rahmen der Hauptversammlung soll aber über eine weitere Ausgabe von Genussrechten (derzeit 16,2 Millionen Euro) in Höhe von 10 Millionen Euro entschieden werden, kündigte Bene Müller an. Bei diesen werde man allerdings von der bisherigen 3-Prozent-Regelung abweichen, und nur noch „bis zu 3 Prozent“ Rendite anbieten, da sich die Märkte auch entsprechend verändert hätten. Bei der Bank würde man derzeit Kapital eigentlich günstiger bekommen, allerdings sei man von Anfang an angetreten mit Bürgerkapital, deshalb werde man dieses Engagement auch fortsetzen, wenn auch nicht mehr ausschließlich, schon aus betriebswirtschaftlichen Gründen.

Da Solarcomplex derzeit durch einige Verzögerungen von Investitionen eine hohe Liquidität hat, müsse man auch erstmals Verwahrgebühren bei den Banken für das angelegte Geld bezahlen, informierte Bene Müller. Die Zahl von 40 Mitarbeitern werde mittelfristig stabil bleiben, wurde in der Bilanzkonferenz vermittelt.

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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