Gewalt gegen Frauen
Beratungsverein will mobiles Angebot ausweiten und so weitere Anlaufstellen schaffen

Claudia Zwiebel vom Vorstandteam des Vereins Frauen- und Kinderhilfe Singen kann sich nicht über zu wenig Arbeit beklagen. | Foto: Tobias Lange
  • Claudia Zwiebel vom Vorstandteam des Vereins Frauen- und Kinderhilfe Singen kann sich nicht über zu wenig Arbeit beklagen.
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Singen. Gewalt gegen Frauen ist nach wie vor eines der großen Probleme der Gesellschaft. In Singen und Umgebung bietet der Verein "Frauen- und Kinderhilfe" Beratung und Ansprechpartner. Doch das Angebot reicht nicht aus, sagt Vereinsvorständin Claudia Zwiebel.

Wie nötig das Angebot nach wie vor ist, zeigen die Statistiken. "Die Zahlen sind hochgegangen", sagt Claudia Zwiebel. Seit Corona hätten sich die Fälle von Gewalt gegen Frauen verdreifacht und seien auf diesem Niveau geblieben. Im Landkreis sei die Zahl von 2021 auf 2022 um rund 15 Prozent gestiegen. Jede fünfte Körperverletzung sei häusliche Gewalt. "Diese Zahlen sind erschreckend", fasste Claudia Zwiebel zusammen. Die steigende Anfrage habe den Verein auch dazu bewegt, die Beratungsstelle dauerhaft zu besetzen und nicht - wie bisher - in Terminabsprache.

Die mobile Beratung, die es seit 2021 in Tengen und Umgebung gibt, müsste deswegen dringend auf andere ländlichere Regionen ausgeweitet werden - beispielsweise Gailingen oder Hohenfels. Frauen dort seien derzeit zwei bis drei Stunden unterwegs, wenn sie Beratung suchen. "Das kann die Frau nicht unauffällig machen", ist Claudia Zwiebel überzeugt. Die Nachfrage sei aber da: Durch das mobile Team in Tengen seien über 90 Frauen beraten worden.

Das Angebot in Tengen fand seinerzeit Zustimmung des damaligen Bürgermeisters Marian Schreier und auch mit dessen Nachfolger, Selcuk Gök, habe man einen guten Kontakt, erklärte Vereinsvorständin Zwiebel. Mit den Verwaltungschefs anderer Gemeinden - darunter Steißlingen, Volkertshausen, Gailingen und Hilzingen - hätten Gespräche stattgefunden oder seien geplant. "Da bin ich auf jeden Fall dran."

Ungewiss ist, wie das bestehende und weitere Angebote zukünftig finanziert werden soll. Landessozialminister Manfred Lucha habe zwar sein Vorhaben geäußert, die Finanzierung von Beratungsstellen in die Verwaltungsvorschriften aufzunehmen, erläuterte Zwiebel. Damit würde die Finanzierung bei der nachgeordneten Behörde liegen. Letztendlich wisse sie aber nicht, wie viel Geld und für welche Aufgaben das dann zur Verfügung stehe. Die Anträge an den Landkreis für die nächste Förderperiode nach 2023 seien daher gestellt.

Aktuell in der Mache ist zudem die Aufstellung eines Gesamtkonzepts mit anderen Trägern, um zeigen zu können, wo es welche Angebote gibt und wie viel zusätzliches Personal nötig ist. Denn laut dem Bundesverband Frauenberatungsstellen und Frauennotrufe (BFF) seien im Landkreis Konstanz 27,4 Stellen notwendig, erläuterte Claudia Zwiebel. "Wir kommen auf nicht einmal sechs Stellen."

Anlässlich des Internationalen Tags zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen hat der Verein am 22. November Carolin Haentjes, Co-Autorin des Buchs "Femizide – Frauenmorde in Deutschland", in den Bürgersaal in Tengen eingeladen. Sie wird aus ihrem Buch lesen und anschließend an einer Diskussion teilnehmen.

Die Frauenberatungsstelle Singen ist telefonisch unter 07731/92 68 299 und per E-Mail an frauenberatung.singen@t-online zu erreichen. Öffnungszeiten sind montags bis freitags von 9 bis 12 Uhr sowie montags, dienstags und donnerstags von 14 bis 16 Uhr. Informationen im Internet auf www.frauenhaus-singen.de

Autor:

Tobias Lange aus Singen

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