Drei Hospizbegleiterinnen blicken zurück auf den Befähigungskurs
Begleiten heißt ein Stück Weg gemeinsam gehen

Hospiz Begleiter | Foto: Der Grundstein für das Hospiz »Horizonte« wurde im letzten Jahr gelegt. Viele weitere Grundsteine kommen mit der Ausbildung der Hospizbegleiterinnen in diesen Monaten hinzu. swb-Bild: of/Archiv
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Singen. Im März des Jahres ging der fünfzehnte Befähigungskurs für Hospizbegleiterinnen und –begleiter des Hospizvereins Singen und Hegau e.V. zu Ende. Zehn Frauen und vier Männer nahmen daran teil. Ein halbes Jahr lang setzten sie sich mit den Themen Sterben, Tod und Trauer auseinander. Nachdem nun schon etwas Zeit vergangen ist und sich acht für den Hospizdienst entschieden haben, blicken drei der neuen Begleiterinnen im nachstehenden Interview auf diese intensive Zeit zurück.

Zunächst herzlichen Dank, dass Sie sich für dieses Gespräch zur Verfügung gestellt haben. Mich interessiert, welche Beweggründe Sie hatten, sich für die Befähigung zur Hospizbegleiterin zu entscheiden?

Edeltraud Homburger (EH): Als mein Vater und meine Schwiegereltern starben, merkte ich wie hilflos ich mich in dieser Situation fühlte. Sterben, Tod, Trauer sind Tabuthemen, mit denen man sich nicht gerne beschäftigt-sie werden verdrängt. Als Stillberaterin begleitete ich viele junge Eltern bei allen Fragen am Lebensanfang. Nach 25 Jahren ehrenamtlicher Tätigkeit auf diesem Gebiet war für mich die Zeit gekommen für etwas Neues. So entschied ich mich für den Hospizbegleiterkurs. Menschen am Lebensende zur Seite zu stehen konnte ich mir als neue Herausforderung vorstellen.

Wie erlebten Sie den Einstieg in diese neuen Themen?

Ingrid Schwegler (IS) Die Auftaktveranstaltung im Kloster Hegne mit Übernachtung im Oktober 2017 ist mir noch in lebhafter Erinnerung. Es waren zwei Tage intensiver Arbeit und gegenseitigen Kennen-lernens, eine gute Basis für die kommenden Kurs-Abende.

Angelika Walter (AW): Als ich die Zusage für die Teilnahme am Kursus für Hospizbegleiter erhielt, hatte ich noch keine konkreten Vorstellungen davon, was mich erwarten würde. Nach dem herz-lichen Empfang durch die Vorsitzende des Hospizvereins, Irmgard Schellhammer, die Seminarleiterin, Ulrike Traub, die beiden Koordinatorinnen des Hospizdienstes, Susanne Grimm und Sonja Müller, gab es zuerst eine Vorstellungsrunde. Danach wurde es sofort intensiv und sehr persönlich. Vieles war sehr berührend, die Stimmung dennoch überwiegend heiter. Wir fühlten uns am Ort gut umsorgt und knüpften erste Kontakte untereinander. Selbst das Wetter sorgte für eine wärmende Atmosphäre.

EH: „Leben bis zuletzt“ und „Selbstbestimmung am Lebensende“ – diese Haltung spricht mich sehr an. Ohne zu wissen, ob mich nicht alles doch überfordert, war es eine große Erleichterung zu hören, dass der Kurs nicht generell verpflichtet, danach sofort einen Dienst zu übernehmen. „Es ist ein Weg“, so beschrieben Frau Grimm und Frau Müller die Art, sich der Hospizarbeit zu nähern.

Wie ging es weiter im Kurs?

EH: „Genau so war es dann auch. Ein halbes Jahr beschäftigten wir uns intensiv mit breit gefächerten Themen wie: Meine eigene Sterblichkeit, Palliative Care, Demenz, Psychologie, Ethik, Spiritualität, Kommunikation, Recht und Vorsorge, Bedürfnisse Sterbender, Pflegehandgriffe, Bestattungskultur, Trauer und Selbstsorge.

AW: Die Vertrautheit in der Gruppe wuchs in den folgenden Wochen weiter, in denen wir durch qualifizierte Vorträge unsere Kenntnisse erweitern und vertiefen konnten. An anderen Terminen lag der Schwerpunkt mehr auf eigenen Reflexionen, ergänzt durch Elemente der Selbsterfahrung. Ein 20-stündiges Praktikum in einer Pflegeeinrichtung zum Erspüren, wie man sich fühlt im Kontakt mit kranken und alten Menschen, war Pflicht und wurde von allen ausnahmslos als wichtige und bereichernde Erfahrung erlebt. Filme ergänzten und unterstützten die Arbeit im Kurs.

EH: Jedes Treffen war spannend, intensiv und oft sehr berührend. Weitere Referenten gestalteten die Kurseinheiten interessant und abwechslungsreich. Einen ganzen Samstagvormittag verbrachten wir z.B. auf dem Singener Friedhof. Der Friedhofsverwalter hatte so viele Informationen für uns, dass der Morgen wie im Flug verging. Der Austausch und die Begegnungen in unserer Gruppe waren bereichernd und ich freute mich immer auf die Treffen. Ich lernte viele interessante Menschen kennen.

IS: Neben Vorträgen gab es Übungen in Rollenspielen, sowie Einzel-, Partner- und Gruppenarbeit. Die einzelnen Unterrichtseinheiten wurden von Frau Traub, den beiden Koordinatorinnen sowie von externen Referenten kompetent und interessant gestaltet. Die informativen Unterlagen ergaben letztlich einen stattlichen Nachschlage-Ordner. Für das leibliche Wohl war immer gesorgt, und die Teilnehmer hatten Gelegenheit zu nicht nur ernsten Gesprächen.

Was ist ihr Fazit, was haben Sie für sich aus dem Kurs mitgenommen?

EH: Der gesamte Kurs war für mich eine erfüllte und wertvolle Zeit. Durch ihn wurde mir die eigene Vergänglichkeit neu bewusst und zeigte mir, wie wichtig es ist, das Leben zu genießen. „Begleiten heißt: ein Stück Weg gemeinsam gehen. Nicht bestimmen, welcher Weg und wie er gegangen werden soll, sondern mitgehen.“ Diesen Grundsatz des Hospizvereins finde ich sehr wichtig. Mein Wunsch für die Zukunft ist, dies so leben zu können.

IS: Abschließend kann ich nur sagen: es ist ein Segen, daß es die Hospizarbeit gibt und man auf diesem Wege der Vorbereitung Gelegenheit hat, Gleichgesinnte kennenzulernen. Was uns Menschen verbindet, ist letztlich unsere Endlichkeit. Sich hin und wieder damit auseinanderzusetzen, ist auch eine Chance für jeden von uns, sich der Kostbarkeit seines Lebens bewusst zu werden.

AW: Unser herzlicher Dank gilt den beiden Koordinatorinnen, die zuverlässig und liebevoll für eine perfekte Organisation und Kommunikation gesorgt hatten sowie unserer äußerst qualifizierten Kursleiterin, Frau Traub, die uns trotz der ernsten Thematik immer wieder zum Lachen brachte und uns zeigte, dass der Tod zum Leben gehört und die intensive Beschäftigung mit ihm durchaus mit einem heiteren Leben vereinbar ist.

Für die Kursteilnehmer, die sich für den ambulanten Hospizdienst entschieden haben, geht der beschrittene Weg weiter mit der verpflichtenden Teilnahme an der Supervision, jeden Monat, wo sie die praktische Seite intensiv kennenlernen und sich auf ihren ersten eigenen Einsatz vorbereiten.

Auch im nächsten Jahr wird es voraussichtlich wieder einen Kurs geben. Interessierte können sich per Telefon (07731 31138) oder per E-Mail (kontakt(at)hospizverein-singen.de ) an den Hospizverein wenden.

Der Hospizverein feiert im nächsten Jahr sein 25-Jähriges Bestehen und hat derzeit etwa 670 Mitglieder. Informationen über den Verein und seine Angebote finden Sie auf unserer neugestalteten Webseite www.hospizverein-singen.org

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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