Aufmerksamkeit auf Demenz lenken
Aktion gegen das Vergessen
Singen. Anlässlich des Weltalzheimertages am Freitag hat sich das Aktionsbündnis Singen/Hegau die Aufgabe zu Herzen genommen, die Öffentlichkeit auf dieses Tabuthema aufmerksam zu machen. Trotz stürmischen Wetterverhältnissen fanden sich einige Interessierte auf dem Heinrich-Weber-Platz wieder, um sich über Demenz und Alzheimererkrankungen zu informieren. Einige Mitglieder der Aktionsgruppe sind mit Plakaten ausgestattet durch die Innenstadt gelaufen, und haben zwei Stunden lang Passanten angesprochen.
Gabriele Glocker vom Seniorenbüro wurde von einer Dame angesprochen, bei der die Erkrankung langsam einsetzt. Sie wolle sich darüber informieren, so lange sie noch die Möglichkeit dazu habe. »Grundsätzlich ist es so, dass Angehörige versuchen, sich selbst darum zu kümmern, bis es ihnen zu viel wird. Erfahrungsgemäß holen sie sich erst spät Hilfe«, erklärt Glocker.
Jutta Gönnert vom Sozialdienst des Seniorenheims St. Anna musste auf die Leute zugehen, aber es entstanden gute Gespräche. »Fast jeder kennt jemanden, der an Alzheimer erkrankt ist, oder kennt Angehörige von Betroffenen«, berichtet Gönnert. »Die meisten Leute schauen zwar, sprechen einen aber nicht an«, bemerkten Jutta Ott vom Servicehaus Sonnenhalde und Christine Schabinger vom Stadtseniorenrat.
Barbara Jordan vom Betreuungsdienst der Johanniter ging sogar einen Schritt weiter. »Ich habe mich dumm gestellt«, schmunzelt sie. Jordan ist als an Demenz Erkrankte durch sämtliche Geschäfte und Institutionen gelaufen, um zu sehen, wie die Menschen reagieren würden. »Die Leute waren alle sehr hilfsbereit, als sie bemerkten, dass ich Probleme hatte«, erzählt sie. In der Sparkasse habe ihr das Fachpersonal unter die Arme gegriffen, als sie 8000 Euro abheben wollte. Erst müsse man verifizieren, ob sie als demente bekannt und somit befugt ist, eine entsprechende Summe abzuheben. Am Schluss habe Jordan dann die Geschichte aufgelöst.
»Alzheimer ist ein schleichender Prozess«, erklärt Reinhard Zedler, Geschäftsführer der AWO. Es beginne mit dem Vergessen, später seien auch körperliche Prozesse involviert, da das Gehirn diese Vorgänge mit der Zeit ebenfalls zu steuern vergesse. Wichtig sei es, sich frühzeitig damit zu befassen, damit man sich darauf einstellen kann.
- Graziella Verchio
Autor:Redaktion aus Singen |
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