Überraschend mit 62 Jahren verstorben
Abschied von Dr. Michael Losse

Dr. Michael Losse in seinem element bei Führen durch die Burgenlandschaft Hegau, hier am "Offeren" zwischen Hohentwiel und Mägdeberg. | Foto: Lionsclub Radolfzell-Singen
  • Dr. Michael Losse in seinem element bei Führen durch die Burgenlandschaft Hegau, hier am "Offeren" zwischen Hohentwiel und Mägdeberg.
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Singen. Die Nachricht kam über Umwege nach Singen, denn die "Süddeutsche Zeitung" vermeldete als erste die Nachricht vom allzu frühen Tod von Dr. Michael Losse, der eben in Dachau für ein Projekt erwartet wurde und am 1. Februar in Freiburg sehr überraschend verstorben war, mit gerade mal 62 Jahren. "Burgen-Michi" wurde er dort genannt, hier im Hegau galt vielen Geschichtsinteressierten der höchste Respekt von dem Burgenforscher, der hier sie Sicht auf das "Mittelalter" und die jüngere Vorgeschichte in vielen Punkten erweitert hat und vor allem nachvollziehbar machen konnte.

Michael Losse, der ursprünglich aus dem Landkreis Ahrweiler stammte, wurde wahrscheinlich in der Eifel mit dem "Burgenvirus" infiziert, und daraus wurde ein Studium der Geschichte, Kunstgeschichte, Germanistik und Pädagogik in Marburg, das er in 1990 mit dem Magister Artiums abschloss.  Nach verschiedenen Anstellungen in Museen und für Lehraufträge machte er sich 1999 selbständig. 2001 kam der Hegau für den international tätigen Burgenforscher, der auch immer wieder in Griechenland in der Ägäis die Zeit der Kreuzritter entschlüsselte: das Projekt „Burgen, Erlebniswege Hegau, angrenzende Schweiz, westlicher Bodensee“ war eine der wichtigen Grundlagen für einen neuen Tourismus des Erfahren und auch ein Meilenstein für die Region.

Seit 2002 war er neben vielen Mitgliedschaften woanders gerne im Hegau-Geschichtsverein mit dabei, genauso zum Beispiel bei den Freunden des Mägdebergs im Beirat, und wie weit sein Horizont gespannt war, zeigte sich auch in seinen Forschungen, welche Rolle die Burgen im "Heavy Metal" spielten, denn wenn's zum Hohentwiel-Festival den harten Rock auf der Bühne gab, war das für ihn sozusagen auch ein Idealzustand mit Blick auf die alten Gemäuer Deutschlands größter Festungsruine. Und die auftretenden Musiker bekamen von ihm natürlich eine exklusive Führung. Und wer mal eine seiner sagenumwobenen Führungen mitgemacht hatte, weiß was jetzt fehlt. Losse konnte die Teilnehmenden mit seinem Wissen ganz schnell hinter die Kulissen der Burgmauern führen, machte den Galgenplatz an der Hohentwieler Schafweide zum nacherlebbaren Schicksalsort und wenn er seinen Blick hinaus schweifen ließ bei gutem Wetter konnte er mit der Zahl an Burgen, Festungsanlagen und Schlössern, die man von dort aus sehen kann, mächtig beeindrucken. Das sind Momente, die bleiben.

Hier gibt es ein Video zur 1100-Jahr-Feier der Burg Hohentwiel von 2015, bei der Michael Losse einer der Führer des Hohentwieltags gewesen ist (etwa ab Minute 3:30)

Was an Wissen bleibt, sind viele seiner Bücher, seiner Aufsätze und Beiträge, Anfangen von "Festungen und Schanzen im Hegau" in 2003 über seine Beiträge im Hohentwiel-Buch von 2016, oder die Forschungen zu den vier Burgen und Schlössern in Gailingen, oder gar Historismus und Jugendstil im Kreis Konstanz, überhaupt den Schlössern am Bodensee. Insgesamt 250 Bücher und Aufsätze hat er verfasst.

Singen und der Hegau wurden zu einer neuen Heimat, auch wenn er viel unterwegs war. Die Corona-Lockdowns waren für den Solo-Selbständigen ein extrem harter Schlag, in seinem Metier stand man da von einem Tag auf den anderen ohne jegliche Einkünfte da, und jetzt ging es da endlich wieder bergauf. "Der Hohentwiel. Die Stadt Singen und "ihre Burg" - als Symbol, Wahrzeichen, Logo, lokaler Identitätsfaktor und Memento mori, war sein letzter Beitrag von 2021 für den Bodensee-Geschichtsverein. Die Stadt Konstanz würdige die Forschungs- und Vermittlungsarbeit Losses in 2010 mit dem Kulturförderpreis.

Michael Losse wurde im engsten Familienkreis auf dem Waldfriedhof Singen bestattet.

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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