Hallo und guten Tag
Zwei Stunden Mittag sind zu viel
Ganz in Gedanken versunken bin ich durch die Gegend getrabt und dabei mit meinem Kumpel Struppi zusammengestoßen. »He, bunter Hund, kannst Du nicht besser aufpassen? Was träumst Du am helllichten Tag?« »Ich träume nicht, ich studiere über ein Wort nach und will Dir das auch erklären, weil mir Deine Meinung wichtig ist, Struppi«. Ich erklärte meinem Kumpel, dass ich mich gerade mit dem Wort irre beschäftige. Laut Wahrigs Deutschem Wörterbuch bedeutet das Wort irre als Adjektiv (= Beiwort, Eigenschaftswort) unsicher, zweifelnd, irrsinnig, verwirrt, geistesgestört, sehr ungewöhnlich, toll großartig. Als Adverb bedeutet es nach diesem gescheiten Buch ungemein, sehr, eine irre Idee, das schmeckt irre gut, mit irrer Geschwindigkeit fahren, an jemandem irre werden = an jemandem zweifeln, usw., usw. Ich hatte mir ein paar Beispiele zu diesem vielseitigen und viel bedeutenden Wort überlegt und wollte von Struppi wissen, ob ich mit meiner Interpretation falsch liege. Struppi rief Bruno Bernhardiner, genannt Professor, dazu. Irre schlecht fand ich das Verhalten des zweifachen Vaters, der in Radolfzell den Bahnhofsplatz mit seinen Kleinkindern an der Hand unweit vom Zebrastreifen überquerte. Der langgewachsene M. Z. aus Radolfzell hat zwar den Überblick, doch folgt eines der Kinder in einem unbeobachteten Moment dem Beispiel des Vaters kann das üble Folgen haben. Drum Herr M. Z. aus Zell mit den Kindern in Zukunft bitte am Zebrastreifen die Straße überqueren. Da wird einer junge Dame aus dem sogenannten Jet Set wegen Trunkenheit am Steuer im Januar der Führerschein abgenommen; außerdem bekam sie eine dreijährige Bewährungsstrafe auferlegt. Das interessierte die millionenschwere Partylady aber einen feuchten Dreck. Jetzt wurde sie wegen wiederholten Fahrens ohne Führerschein zu einer Haftstrafe von 45 Tagen verurteilt. Das ist ja eigentlich total normal, denn hat Lieschen Müller ihren Führerschein verloren, muss sie die Konsequenzen tragen und zwar ohne wenn und aber. Die Anhängerschaft der Straftäterin stellte im Internet ein Gnadengesuch für Madame. Also, ich habe zwar keinen Verstand, aber an diesen Zweibeinern kann ich schon irre werden (will heißen an deren Verstand zweifeln). Glauben die Herrschaften vielleicht, dass die Partylady nur für einen einzigen von ihnen ein Gnadengesuch stellen würde? Irre gut fand ich die Entscheidung des Schweizerischen Bundesgerichts in Lausanne. Das Gericht hat eine Beschwerde gegen die degressiven Steuertarife in einem Kanton gutgeheißen. Die Kantone versuchten bisher die Superreichen in der Eidgenossenschaft mit immer neuen Steuergeschenken am Wegzug aus dem Kanton zu hindern oder mit solchen Geschenken den Zuzug in einen Kanton schmackhaft zu machen; ich erinnere da nur an den Steuerflüchtling Michael Schumacher. Wie gesagt, ich finde die Gerichtsentscheidung irre gut; andererseits machen mich die Steuergeschenke der Kantone irre = ich zweifle am Verstand der Zweibeiner, die diese Vergünstigungen gewähren. Irre schlecht finde ich die nicht zeitgemäßen Öffnungszeiten des Landratsamts. Zwei Stunden Mittagspause, ist das vielleicht ein Angebot für Berufstätige? Ganz anders das Finanzamt. Dort ist man sich der Anforderungen bewusst, die an eine moderne Verwaltung gestellt werden und das heißt durchgehende Öffnungszeiten. Das wiederum finde ich irre gut. Meine aufmerksamen Zuhörer Professor Bruno Bernhardiner und mein Kumpel Struppi meinten, dass ich mit meinen Überlegungen richtig liege.
In diesem Sinn bis zum nächsten Mal, Ihr bunter Hund.
Autor:Redaktion aus Singen |
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