Hallo und guten Tag
Wie mit Pässen Geschäfte gemacht werden
Mein Kumpel Struppi ist im Anmarsch und allem Anschein nach hat er schlechte Laune. Auf meine Frage »welche Laus ihm über die Leber gelaufen sei«, erklärte er »es habe sich eher um eine Invasion gehandelt«. Nach der Antwort war ich genauso schlau wie vorher. Neugierig fragte ich deshalb nach dem Grund seines Ärgers. Struppi explodierte förmlich. Der Name Otto Schily sage mir doch auch was. Klar, das war doch einer der Gründungsväter der Partei der GRÜNEN. Von 1983 - 1986 und von 1987 bis 1989 saß er für diese Partei im Bundestag. Dann wechselte er 1989 das Lager und aus einem Grünen wurde ein Roter. Ab1990 vertrat er dann - so wurde es getrommelt und gepfiffen - die Interessen der Sozialdemokraten. Der grüne Rote (oder wie sagt man da?) machte schnell Karriere. Er wurde Mitglied in wichtigen Ausschüssen, Vorsitzender des Treuhand - Untersuchungsausschusses, ab 1994 stellvertretender Fraktionsvorsitzender und ab 1998 Bundesminister des Innern. Auf diesem Posten war er auch für die Sicherheit zuständig und weil er sich für seine Mitbürger verantwortlich fühlte, wollte er einen fälschungssicheren Pass einführen. Deshalb kämpfte er vehement für die Einführung von Verbrecherfotos in den bundesrepublikanischen Pässen. Diese Auslegung meinesKumpels ging mir dann doch zu weit. Ich machte ihn darauf aufmerksam, dass es sich nicht um Verbrecherfotos, sondern um biometrische Passbilder handelte. Ich hatte nicht mit der Reaktion meines Freundes gerechnet. Ob ich schon einen neuen Pass mit so einem tollen Foto hätte, wollte er wissen. Ich verneinte und sagte ihm, dass ich in absehbarer Zeit allerdings einen neuen Pass beantragen müsse. Prima, jubilierte Struppi, dann bist Du ja noch schlechter dran. Du musst nicht nur dieses Verbrecherfoto beibringen, sondern Dir nehmen sie dann wie einem Straftäter auch noch einen Fingerabdruck ab und das alles hast Du dem eisernen Otto zu verdanken. Schließlich heißen die nach dem 11. September beschlossenen Antiterrorismusgesetze nicht umsonst »Otto-Kataloge«. Damals hatte eine breite Mehrheit der Abgeordneten auf Betreiben von Herrn Schily für die Aufnahme verschiedener biometrischer Merkmale gestimmt. Seit dem Regierungswechsel schiebt der jetzt zumindest im Bundestag eine ruhige Kugel. Schließlich hat der alte Knabe wesentlich wichtigere Verpflichtungen. Er ist jetzt nämlich Aufsichtsrat bei zwei Firmen, die - bunter Hund höre und staune - Lösungen für biometrische Anwendungen herstellen. Die Firma Safe ID Solutions entwickelte und entwickelt weiter Sicherheitsmerkmale für Pässe; Otto Schily ist da im Aufsichtsrat und hat nebenbei eine ganz kleine Beteiligung an dieser Firma erworben. Bunter Hund, das ist einfach zum K....! Bundesbürger, die einen Pass brauchen, wurden und werden wie Verbrecher behandelt und Herr Schily wurde Aufsichtsrat und Miteigentümer. Der Kerl soll sein Bundestagsmandat ganz schnell zurückgeben, knurrte Struppi wütend. Die andere Baustelle von Herrn Schily, so klärte mich mein Kumpel auf, ist die Firma Byometric Systems; sie stellt Technik zu Personenidentifizierung anhand der Irisstruktur her. Auch hier sitzt der ehemalige Innenminister im Aufsichtsrat. Das ist doch einfach eine Sauerei. Die Wortwahl ist nicht gegen die grunzenden Kollegen von der Abteilung Ringelschwänze gerichtet, aber mir fällt kein besserer Ausdruck ein, brummte Struppi böse. Bin ich richtig informiert, wurde diese Firma 2002 gegründet; die Otto-Kataloge wurden nach den schlimmen Anschlägen in Amerika auf den Weg gebracht! Schuft, wer sich etwas schlechtes dabei denkt, aber ein unangenehmes »Gschmäckle« steigt mir in die Nase. Struppi hat recht, das ist wirklich eine Sauerei oder zum K....!
In diesem Sinn bis zum nächsten Mal,Ihr bunter Hund.
P. S. Stimmen die Berichte von vierbeinigen Kollegen aus den Niederlanden, so sind auch diese Pässe nach neuesten Erkenntnissen nicht fälschungssicher.
Autor:Redaktion aus Singen |
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