Hallo und guten Tag
Wie Konzerne von Steueroasen profitieren

Eine Reportage von Plusminus hat Bruno Bernhardiner traurig und wütend gemacht. »Nach dem Bericht von Plusminus sind die Niederlande ein Steuerparadies für Großkonzerne. Ein Stadtrundgang in Amsterdam mit den Wirtschafts-Buchautoren Henk Smits und Martin van Geest zeigte dies deutlich. Sie führten die Reporter in das Herz der Steueroase. Sage und schreibe 2.477 ausländische Unternehmen sind dort registriert, die Steuern sparen wollen – alles Briefkastenfirmen – keine Angestellten. Marlboro, Danone, Saab, die BBC und Gazprom finden sich hier neben vielen anderen. Und allen reicht ein Briefkasten. Nach dem Bericht gibt es mindestens 20.000 solcher ausländischer Briefkastenfirmen und Holdings in den Niederlanden, die etwa 4 Billionen ins Land bringen. Die Niederländer sind gute Kaufleute, das wusste man schon immer.« »Doch wie kommt es zu den 4 Billionen?«, unterbrach ich den Professor. »Ich erklär’ Dir am Beispiel von Ikea, was Plusminus herausfand. In Würzburg entsteht ein neues Ikea-Fachmarktzentrum für 22 Millionen. Die Stadt hat eine neue Straße gebaut, bislang nur für Ikea. Nach Überzeugung des Oberbürgermeisters bringt der Möbelriese Kaufkraft, Arbeitsplätze und hoffentlich viel Gewerbesteuer. Doch Ikea rechnet anders. Die Ikea-Möbelhäuser zahlen Lizenzgebühren an eine Holding in den Niederlanden, um etwa den Markennamen führen zu dürfen. So verlagert der Konzern ganz legal Gewinne, die dort kaum besteuert werden. Ikea ist kein Einzelfall. Fast alle der weltweit 100 größten Unternehmen haben Tochtergesellschaften oder Niederlassungen in den Niederlanden. Auch für deutsche Unternehmen gibt es hier ein Steuerparadies, und zwar am Hauptsitz der Deutschen Bank in Amsterdam. Eine Tochtergesellschaft der Deutschen Bank hilft vielen anderen deutschen Unternehmen beim Steuersparen, so dem Staatsbetrieb Deutsche Bahn. Auch der größte deutsche Autokonzern VW profitiert. Seine Finanztöchter in den Niederlanden sammeln Gewinne aus aller Welt ein, etwa Dividenden. Die werden bei uns besteuert, in den Niederlanden nicht. Laut Bundesfinanzministerium handelt es sich um ein internationales Problem, das internationale Lösungen braucht. Doch diese Steueroase schadet dem Euro. So haben zum Beispiel 17 der 20 größten Unternehmen in Portugal ihren Steuersitz in den Niederlanden, und Milliardengewinne werden unversteuert von Portugal dorthin gebucht. Die Staatsschulden in Portugal und Europa steigen, staatliche Ausgaben werden gekürzt, und Konzerne sparen hier ganz legal Milliarden an Steuern.« Ich war schockiert. Geht es eigentlich noch? Eine Steueroase im Herzen der EU zum Nutzen der Konzerne und zum Schaden aller europäischen Staaten. Wann wird dieses Steuerparadies ausgetrocknet und dem Irrsinn Einhalt geboten?

 

In diesem Sinn bis zum nächsten Mal, Ihr bunter Hund.

Autor:

Redaktion aus Singen

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