Hallo und guten Tag
Wie der Postchef seine Geschenke sicherte

Es weihnachtet sehr, liebe WOCHENBLATT- Leserinnen und -Leser. Zumindest bei mir zu Hause. Meine geliebte Leibköchin und mein Chef genießen die Adventszeit; es gibt keinen Ärger und keinen Stress. Irre ich mich nicht, sieht das bei der Mehrzahl der Zweibeiner ganz anders aus. Von wegen besinnliche Vorweihnachtszeit, Hektik bis zum Umfallen treibt die Menschen an. Da werden mehr oder weniger sinnvolle Weihnachtsgeschenke besorgt, Karten und Päckchen verschickt, die Wohnung auf Hochglanz gebracht, nicht zu vergessen der obligatorische Besuch beim Friseur, usw., usw. Apropos Weihnachtsgeschenke, da fällt mir doch glatt Herr Zumwinkel ein; Sie wissen schon, das ist der oberste Postler. Bin ich richtig informiert, zahlt doch die Post kein Weihnachtsgeld mehr und das hat diesem armen Schlucker richtig zu schaffen gemacht. In den schlaflosen Nächten stellte er sich immer wieder die Frage, wie er denn nur die Geschenke für seine Lieben finanzieren soll. Eine große Zahl von Weihnachtsengeln und der Nikolaus (Angie genannt) machten sich Gedanken und wollten ihm seine Sorgen abnehmen. So beschlossen sie die Einführung des Post-Mindestlohns; das war eine nette Geste gegenüber den Briefzustellern, aber auch der Postchef sollte  profitieren. Nach der Entscheidung im Bundestag lag Herr Zumwinkel wieder wach, doch dieses Mal hatte er eine Erleuchtung. Mit großem Interesse hatte er die Entwicklung des Aktienkurses beobachtet, seitdem Berliner Beschluss zogen die Postaktien an (so heißt das doch?) und dem guten Mann fiel ein, dass er ja auch noch ein paar Aktien besaß. Bei einem Verkauf könnte er zum jetzigen Zeitpunkt einen kleinen Gewinn machen und damit die Weihnachtsgeschenke für seine Familie finanzieren. Das war doch ein genialer Gedanke. Hellwach war der Postchef mitten in der Nacht, sprang aus seinem Bett und ging zum Schreibtisch. Er sichtete seine Unterlagen und beschloss den Verkauf eines Aktienpakets. 4,73 Millionen Euro brachte der Verkauf und bescherte dem armen Mann einen Gewinn von satten 2,24 Millionen Euro. Weihnachten war gerettet, Klaus Zumwinkel konnte wieder beruhigt schlafen und die Geschenke waren gesichert. Doch der Postmanager hatte die Rechnung ohne den Wirt gemacht; will heißen, er hatte die Reaktionen auf den Verkauf nicht bedacht. Kritik hagelte es von den Gewerkschaften und die Politiker mussten natürlich auch ihren Senf dazu geben. Rainer Brüderle von der FDP maulte rum - klar, die FDP ist gegen Mindestlöhne - und der Hessen - Chef Roland Koch (ausgerechnet der!) sprach vom Schaden für das Ansehen der deutschen Wirtschaftsführer. Schon vor diesem Geschäft hatten der Bundespräsident und Angie Merkel die Manager ermahnt. Doch die Herren im Nadelstreifen blieben und bleiben davon unberührt. Sie sind unisono der Ansicht, dass ihre Gehälter keinesfalls zu hoch sind. Schließlich kämen sie auf immense Wochenarbeitszeiten; Außerdem möge man doch bedenken wie schwierig es ist, die Arbeitnehmer in Schach und die Löhne unten zu halten. Für diese schwere Aufgabe stehe doch ein Gehalt in Millionenhöhe zu. Die Spitzenmanager haben längst die Bodenhaftung verloren und mit 1200 Euro netto oder noch weniger für einen Monat würden sie glatt verhungern. Sie können sich auch nicht vorstellen, dass zum Beispiel der Schuhkauf für mehrere Kinder ein finanzielles Problem sein kann. Ob jemals einem dieser Großverdiener in den Sinn gekommen ist, dass ein Landschulheimaufenthalt, ein Konzertbesuch oder der Besuch der Jugendmusikschule den finanziellen Rahmen einer Familie sprengt? Einsicht und Herzenswärme, das wäre ein sinnvolles Geschenk für die Manager und sie bräuchten es ganz dringend.

Ihnen, liebe WOCHENBLATT- Leserinnen und - Leser wünsche ich schöne Weihnachten und ein gutes Jahr 2008. Mit meiner Regierung reise ich zu Lumpi, Berta und Giovanni. Also dann, bis zum 9. Januar, dann belle ich gerne wieder für Sie, Ihr bunter Hund.

Autor:

Redaktion aus Singen

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