Hallo und guten Tag
Wenn das Jobcenter nicht mal nachfragt
Die alljährliche Frühlingstour der Dämmerschoppenrunde stand an; mein Chef, seine Kumpels und meine Wenigkeit wanderten auf dem alten Postweg im oberen Hegau. Die Zweibeiner konnten sich an den herrlichen Ausblicken kaum satt sehen, doch irgendwann bekamen die Herren dann Hunger. Manfred hatte den Ausflug organisiert und natürlich auch an eine Stärkung gedacht. So landete die ganze Mannschaft in einem netten Lokal; zuerst wurde ich mit Wasser versorgt, dann wandten sich die Männer den Getränke- und Speisekarten zu. Ich verkrümelte mich zufrieden unter die Bank und machte ein Nickerchen (schließlich hatte ich die gesamte Strecke bestimmt drei Mal gemacht). Sehr unsanft wurde ich geweckt. Es klingelte an allen Ecken und Enden. Jeder Klingelton war komplett anders. Alle Musikrichtungen waren vertreten. Am Tisch gegenüber hatte eine muntere Damenriege Platz genommen; bedauerlicherweise litten sie alle an Handymanie. Keine zwei Minuten vergingen ohne Anruf auf einem der mitgebrachten Handys und das waren auch die unliebsamen Klingeltöne, die mich auf rabiate Art in meiner Ruhe störten. Für meine empfindlichen Ohren war das der reinste Terror. Müssen Frau und Herr Zweibeiner am hellen heiligen Sonntag beim Mittagessen im Lokal tatsächlich diese und jenen anrufen nur um die intelligente Frage nach dem Wohlbefinden zu stellen? Oder kann man bei der Gelegenheit einfach das neu erworbene Superhandy mit Fotokamera, Nachrichten und was weiß ich noch was vorführen? Wird da geprahlt ganz nach dem Motto »seht her, ich bin auf dem neuesten Stand der Technik«? Oder lautet die Devise »das kann ich mir leisten, man gönnt sich ja sonst nichts«? Aus meiner unmaßgeblichen Sicht auf vier Pfoten ist das alles Angabe und Wichtigtuerei. Müssen die Zweibeiner wirklich wegen jeder Kleinigkeit egal an welchem Platz telefonieren und andere Menschen belästigen? Der Ton macht die Musik, das gilt nicht nur für die ausgewählten Klingeltöne, das gilt auch für den Umgangston der Zweibeiner untereinander. Ganz besonders gilt das natürlich für Ämter, Behörden und ähnliche Einrichtungen. Mit meinem Leithund habe ich da - wie viele andere - schon sehr erfreuliche und sehr abschreckende Beispiele erlebt. Ein drastisches Beispiel von »der Ton macht die Musik« will ich Ihnen jetzt noch erzählen. Da bezieht eine junge Frau Arbeitslosengeld II; sie bekommt eine so genannte 1. Einladung zur Vorsprache beim JOB - Center des Landkreises Konstanz. Unmissverständlich wird sie auf die Rechtsfolgenbelehrung auf Seite 2 hingewiesen. Dummerweise hat die Mutter von vier Kindern den Termin vergessen. Noch am gleichen Tag geht ein Schreiben des JOB - Centers raus. »Da sie der Einladung (das soll wohl ein Witz sein) nicht gefolgt sei, beabsichtige man die Kürzung der Leistung für die Dauer von 3 Monaten um 10 Prozent«, so die lapidare Mitteilung. Gleichzeitig wird die Frau zu einem erneuten Termin vorgeladen. Jetzt höre ich schon den einen oder anderen Zweibeiner: »Bunter Hund, halt die Schnauze, das verstehst du nicht«. Zugegebenermaßen verstehe ich vieles nicht und deshalb hätte ich da noch ein paar Fragen: Sind die Briefe des JOB -Centers eine Ein- oder eine Vorladung? Können offensichtlich bienenfleißige Sachbearbeiter vor der Versendung eines solchen Schreibens mal das Telefon in die Hand nehmen um festzustellen was Sache ist? Oder dürfen die Damen und Herren das gar nicht? Was für einen Job soll denn eine Alleinerziehende annehmen? Ist eine Mutter von vier Kindern im Alter von zwei bis zehn Jahren mit diesem Beruf nicht genug ausgelastet? Ist beim JOB - Center am Ende gar nicht bekannt, dass die Frau vier Kinder zu versorgen hat? Was soll der rabiate Ton in den Briefen? Sind das vorgegebene Textbausteine, die aus Zeitmangel ohne weitere Prüfung versandt werden? Fragen über Fragen, doch auch hier gilt »der Ton macht die Musik« und Höflichkeit hat noch keinem geschadet.
In diesem Sinn bis zum nächsten Mal, Ihr bunter Hund.
Autor:Redaktion aus Singen |
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