Hallo und guten Tag
Wegwerfen als neuer Sport der Zweibeiner

Also, liebe WOCHENBLATT - Leserinnen und -Leser, beinahe hätte ich mich diese Woche nicht gemeldet und die Redaktion hätte mich bei Ihnen entschuldigen müssen. Begonnen hat die Geschichte damit, dass ich ganz fest über die 333. Ausgabe meiner gebellten Nebensächlichkeiten nachgedacht habe. Bei solch anstrengender Beschäftigung bin ich dann dauernd hungrig und nasche gern irgendwelche Kleinigkeiten. So lange dies in der Obhut und Fürsorge der allerbesten Ehefrau und Leibköchin geschieht, ist ja alles in Ordnung. Doch waren mein Chef, Struppi und meine Wenigkeit auf Tour. Dabei wäre ich dann beinahe das Opfer eines neuen Sports der Zweibeiner (und meiner eigenen Naschsucht) geworden. Die neue Sportart ist das große »Essen-Wegwerf-Spiel« und geht so: Man setzt sich zu einer Mahlzeit nicht mehr an den Tisch, sondern man isst und trinkt überall im Gehen; mit den Resten werden dann Parkanlagen, Spielplätze, Vorgärten, Wiesen und Wälder durch Fallenlassen verziert. Mit unseren feinen Nasen orten wir natürlich halbe Frikadellen, Pommes frites, die Reste von Kalbshaxen und ähnliche Leckereien. Bei der besagten Tour wurden Struppi und meine Wenigkeit fündig. Ein netter Zeitgenosse hatte fast ein ganzes Hähnchen in einer Wiese vergessen. Wir hatten die Delikatesse sofort in unseren Nasen und kämpften um das beste Stück. Schließlich hört beim Futter die Freundschaft dann doch auf; mein Alpharüde beendete unseren Kampf ganz abrupt und nahm uns die Trophäe ab. Doch es war schon zu spät und blöderweise war mir so ein Knochen im Rachen stecken geblieben, der ging weder vor noch zurück. Ich nahm die Pfoten zu Hilfe, es nützte alles nichts. Auch die Hilfsversuche meines Chefs waren erfolglos und so rief er vom Handy aus den Tierarzt an und meldete unseren nicht vorgesehenen Besuch. In der Tierarztpraxis bekam ich dann schnell Hilfe. Im Gespräch gestand mein Leithund dem Tierarzt, dass er mit der Telefonnummer des ärztlichen Notfalldienstes für Zweibeiner größere Probleme gehabt hätte; seit der Änderung Anfang des Jahres wisse er diese Nummer nicht mehr auswendig. Meinem Doktor war das Problem aus etlichen Gesprächen bekannt. Dabei galt in ganz Südbaden die Nummer 1 92 92 und in den anderen Landesteilen schaute man neidisch auf diese einfache und praktische Lösung. Schließlich galten in Württemberg und Nordbaden längst die schrecklichen 13-stelligen Notrufnummern, die sich kein Mensch merken kann und die zu allem Überfluss von Landkreis zu Landkreis unterschiedlich sind. Im Kreis Konstanz gilt die Nummer 01805/19292-350, in Tuttlingen muss die Nummer 01805/19292-370 gewählt werden, usw., usw. Außerdem ist der Anruf nicht mehr kostenfrei und an der Gebührenschraube kann ja jederzeit gedreht werden. Also, klar und deutlich gesagt, die Änderung ist benutzer- bzw. kundenfeindlich oder irre ich mich da? Angerichtet wurde dieser Zahlensalat von der Bundesnetzagentur für Elektrizität, Gas, Telekommunikation, Post und Eisenbahnen. Gegründet wurde diese obere Bundesbehörde 1998; sie hieß damals noch Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post. Nach der Privatisierung der Post hatte sie die Aufgabe die Märkte zu regulieren; die Bundesnetzagentur ist unmittelbarer Ansprechpartner für jedermann. Die Behörde ist auch verpflichtet Beschwerden nachzugehen. Zu ihren Aufgaben gehört die Prüfung und Genehmigung aller Tarifänderungen von marktbeherrschenden Unternehmen. Das kann man so im Internet nachlesen, liebe WOCHENBLATT - Leserinnen und -Leser. Hat diese Bundesnetzagentur nicht auch eine marktbeherrschende Stellung, wenn sie die Änderung von Notrufnummern zwangsweise herbeiführen kann? Wer kontrolliert eigentlich diesen Laden? Wieso kann diese Firma die Bezahlung bisher kostenfreier Anrufe erzwingen? Ist diese Behörde am Ende prozentualan den zusätzlichen Einnahmen beteiligt? Was würden die Herrschaften machen, wenn sich alle Einwohner Südbadens telefonisch oder per E-Mail beschweren würden? Wer profitiert von der bürgerfeindlichen Entscheidung und kassiert ab? Das würde mich als Vierbeiner schon mal interessieren.

In diesem Sinn bis zum nächsten Mal, Ihr bunter Hund.

Autor:

Redaktion aus Singen

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