Hallo und guten Tag
Was fehlt ist die Mehrwertsteuerpartei!
Es war Zeit für die Dämmerschoppenrunde und wie gewohnt durfte ich meinen Chef begleiten. Die Männer hatten sich diesmal für eine wunderschöne Gartenwirtschaft entschieden. Meinen Platz suchte ich mir unter einem Strauch; ich buddelte in der Erde und schon hatte ich ein angenehm kühles Plätzchen von dem aus ich die traute Runde bestens im Blick hatte. Die Diskussion war genauso heiß wie die Temperaturen und die Wogen gingen hoch. Manfred war unglücklich über das Wahldesaster seiner SPD in Nordrhein-Westfalen. »Entschuldige, das haben die Roten in NRW doch nur der Bundesregierung zu verdanken«, meinte Dieter. »Die haben doch falsch gemacht, was nur falsch zu machen war, und mit der CDU wäre das nicht passiert«. Rolf wollte das so nicht stehen lassen. »So einfach ist das nicht, Dieter, und keine Partei ist um die Regierungsgeschäfte zu beneiden. Nachdem Bundeskanzler Schröder vorgezogene Neuwahlen anstrebt, habe ich den Eindruck, keine einzige Partei - egal wie sie heißt - hat tatsächlich einen vernünftigen Plan. In Berlin geht es zu wie in einem Hühnerstall, den gerade ein Fuchs besucht. Die mit jenem und der mit diesem und genauso unterschiedlich sind die mehr oder weniger brauchbaren Vorschläge aus den unterschiedlichen Lagern. Pendlerpauschale, Eigenheimzulage, Steuerermäßigungen, alles soll erneut auf den Prüfstand. Eventuell solles auch eine Mehrwertsteuererhöhung geben. Doch auch drüber gibt es in den einzelnen Parteien unterschiedliche Ansichten.« Rolf ist - wie immer - bestens informiert. Habe ich ihn richtig verstanden, gibt es Zweibeiner quer durch die Parteien, die wollen eine Erhöhung der Mehrwertsteuer und es gibt andere - wieder quer durch - die lehnen so eine Änderung ab. Als Vierbeiner verstehe ich ja nicht alles, aber vielleicht sollten die Befürworter aller Parteien die Mehrwertsteuerpartei gründen?!? Die Beispiele ließen sich beliebig fortsetzen. Doch noch einmal zurück zur Mehrwertsteuer. Stimmen meine Informationen ist die Mehrwertsteuer eine »allgemeine Verbrauchssteuer«, die von jedem Konsumenten getragen werden muss. Das heißt mein Leithund muss für mich - genauer gesagt für mein Futter - auch diese komische Steuer zahlen. Aber jetzt kommt es: für Katzen- und Hundefutter sind nur 7 Prozent Steuer zu entrichten. Das gleiche gilt für Luxuspferde, Milchschnitten, andere Süßigkeiten und Chips jeglicher Art. Liebe WOCHENBLATT- Leserinnen und - Leser, machen Sie meinen Artgenossen und mir bitte keine Vorwürfe. Schließlich haben die Zweibeiner das Gesetz so beschlossen und die Steuer eingeführt. Also, eins habe ich wirklich nicht begriffen; wieso muss eine junge Familie für Babywindeln 16 % Steuer zahlen und wieso schlägt auch beim Kauf eines Krankenhausbettes und des dazugehörigen Nachttisches diese Verbrauchssteuer mit dem Höchstsatz zu Buche? Es lassen sich noch viele weitere Beispiele nennen, doch verständlicher wird die Sache dadurch (zumindest mir) nicht. Die Politiker aller Couleur hätten Arbeit ohne Ende, um diese und viele andere Ungereimtheiten aus der Welt zu schaffen. Statt dessen fliegen die Fetzen, es hagelt Vorwürfe von allen Seiten und gegen alle Seiten. Anstatt ernsthaft zum Wohl dieses Landes und seiner Bürger gemeinsam nach Lösungen in schwierigen Zeiten zu suchen, gibt es Schuldzuweisungen. Aus meiner unmaßgeblichen Sicht auf vier Pfoten leiden die Damen und Herren Parlamentarier an einer Berufskrankheit, die man Profilneurose nennt. Parteiinteressen müssen in den Hintergrund treten, denn die Damen und Herren Abgeordneten sind nur ihrem Gewissen verpflichtet oder haben das am Ende alle vergessen? Mögen Wissen und Sachverstand aller Parlamentarier zum Vorteil und für eine gute Zukunft unseres Landes eingesetzt werden,
das wünscht sich der bunte Hund.
Autor:Redaktion aus Singen |
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