Wafrös alemannische Dialektik vom 6. September 2006

Mi dät's etz denn scho mol intressiere, woher alle selle mei Adress hond, wo mir die Poscht schicked, wo dinne schtoht, wie ich »wieder jung« wäre kännt. I drei Tag dät mei Haut schtraffer were und s däted mine Falte verschwinde. Es gäb nämlich etz die »jugendschenkenden Superhormone«, wo meine Muskle schtärke däted. Mine Hoor däted »neue Sprungkraft« kriege und mine »Nägel wachsen schneller«. Noch zwei Woche seied 40 Prozent vu de Leischtungsfähigkeit vu mim Hirn wieder hergeschtellt. Die Absender nähmed nämlich a, dass bi mir »Übertragungsstörungen der Gehirnzellen« vorhande seied. Guet, mir falled alleweil d Näme vu de Leut it ei, wenn i se uf de Schtroß triff, ersch wenn se wieder furt sind. Aber ob i deswäge etz die Hormon-Pille schlucke sott, wo scho »ab dem sechsten Tag Ergebnisse« bringe däted, i woß it so recht. Guet, sie lindered au Rheuma, Glenk- und Muskelschmerze und »bekämpfen Diabetes«, die Pille, aber i hon jo kon Zucker. Sie däten au die Gefäße reinigen und do hot mir en Dokter-Freund scho länger geroten, i soll jede Obed ä Viertele Rote trinke, des dät die Gefäße au butzen. Won'i des i mim andere Dokterfreund verzellt hon, no hot der gmont, zwei Viertele wäred wirksamer und domols hot »die Mei selig« nu gsagt, zume dritte Dokter gohsch mer nume! Sie däten au »Harnwegsprobleme bekämpfen«, schtoht i dem zwanzig-Seite-Proschpekt, aber so lang mein liebe Freund Norbert no als Professer Dokter au nsere gesamtsüddeutsche Klinik schafft, loss i mine Finger vu sottige Fürz. Wami aber scho weng schtört, des isch bi allene däne Werbebrief des Thema Sexualidät. Äbe grad die Pille, wo des alles beinhalted, die verschpreched »bereits in der ersten Woche anregende Wirkung«. Ich dät iber mei Libido und iber mei »sexuelle Kraft staunen«. Anschtatt dauernd ge brinzle, käm es wieder zu »lang anhaltenden Erektionen«. I woß zwar it genau, wa des bedeitet, aber des dät mer grad no fähle. Sie däten meine Poscht diskret behandle. Des isch mir im Grund gnumme scheißegal. Mi dät ehnder intressiere, wer so indiskret isch und däne mei Adress giit! Woher wänd denn die wisse, wa mit minere Libido los isch? I mim Duden schtoht, des sei de Trieb, die Luscht und so fort. I hon iberhaupt ko Luscht, vor allem it uf die Pille. Vielleicht hond ander Lüt ä Libido, i hon uf alle Fäll kone. I find des ä absolute Unverschämtheit, dass se om so Poscht schicked. I kenn kon Junge, wo so Proschpekt kriegt, nu mir alte Manne. De alte Fraue schicked se kone so Sache. Isch do tatsächlich no ä Beiblatt debi, miteme andere Medikament. Des dät ä Glied vu mim Körper innerhalb vu vier Woche um sechs Zentimeter vergrößere, womit ich i mim Bekanntekreis »Bewunderung« auslöse kännt. I mecht etz it schriibe, wa fir Glieder dodemit vergrößered wäre kännted, aber des Beiblatt hot mi saumäßig g'ärgeret. Jedefalls kännt i meim Bekanntekreis mit sottige Vergrößerunge it imponiere. Mine Bekannte möged mi hekschtens wäge dem bissele Hirn, aber dem traued die Sieche jo au it, suscht hetted se mir it die Pille fir d Gehirnzelle empfohle ...

Von Walter Fröhlich

Autor:

Redaktion aus Singen

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