Wafrös alemannische Dialektik vom 31. August 2005
Wie's mit em Fortschritt und mit de Kultur i unsere Schtadtschteil ufwärts goht, des kamer am beschte wieder bi unserm alljährliche Schtadtfäscht säeh. Früener, wo mer no ländlich sittlich wared, do hot's als no en kläne Schtand gäe, womer fir d'Kinder so farbige Luftballon hot kaufe känne. Die wared mit Gas gfillt, und wenn des Kind it obacht gäe hot, no isch sin Ballon i d'Luft und furtgfloge. Des giit's heit nume, dodefir giit's eso kläne farbige Ballönle ame Schtand, aber die flieged it, des sind nämlich modisch attraktive Mäntele noch Maaß fir des Glied, wo de Fraue fählt und sie vume Maa underscheidet. Do saged se Kondom dezue, und weil die Männermode z'Paris ufkumme isch, heißed die neue Ballönle au Pariser. En junge Kerle hot den Schtand ufem Schtadtfäscht ghet und hot eigentlich Betriebswirtschaft schtudiert, bevor er den Betrieb offgmacht hot. Kondom-Bar nennt sich des Gschäft und eigentlich isch des weng en Bledsinn, weil's in ganz Süddeutschland kon Dom giit. Bi uns do unde heißt des Münschter und au die komische Usdrück fir des Dingsbums bi de Männer, die benitzed mir it. Bi uns Badenser heißt des Schnäpperle und bi de Schwobe saged se Bimberle. Nur die Norddeutsche nenned des Ding je noch Landschaft Schniddelwutz und äbe fir des sind die farbige Mäntele, vu däne mir do bi uns bis etz ko Ahnung ghet hond. Bisher hond mir nämlich gmont, des sei doch egal, wamer do nimmt, wemmer ä Päckle ufem Lokus ussem Automat use glosse hot. Aber seitem Schtadtfäscht simer etz au uf dem Gebiet nume hinderem Mond dohom. Hetted ihr etz zum Beischpiel gwisst, dass es do usser verschiedene Farbe au verschiedene Duftnote giit? S'isch nämlich iberhaupt it egal, noch wa des Underbekleidungsschtuck schmeckt. De moderne Mensch isch wählerisch und i allem verwöhnt, bsunders uf dem Gebiet. Mir blede Simpel wared jo bisher de Meinung, s'gäb nu ä onzige Größe, aber des känned nu Hinterwäldler glaube und seitem Schtadtfäscht simer etz au i dem Punkt ufklärt. A dem Schtand kriegsch nämlich ä Broschüre, wo dir klargmacht wird, wanes alles giit, vu dem mir bis etz ko Ahnung ghet hond. I dere Broschüre isch au en Mess-Schtreife, mit dem »Länge und Umfang gemessen werden können«, isch i minere Tageszeitung gschtande. Ha do wäred etz Zeite abreche, wenn d'Frau Schellele zu ihre Freundin, de Frau Köberle set, »ätsch, min Emil hot Größe 4«. Do isch mer grad froh, wemer ime Alter isch, womer sich nu no um d'Oberbekleidung kimmere moß. Usser verschiedene Farbe, Gschmäcker und Größe giit's nadierlich no ganz raffinierte Sache, hon i gläse, aber au als moderne Mensch, womer gern sei mecht, kapiert mer heit halt leider nume all's. Do gäb's nämlich au sotte mit »Betäubungsmittel« wo die Sach verlängere däted. Etz frog i mi bloß, wa hot mer vunere Verlängerung, wemer betäubtisch, ha des isch doch eifach ein Scheiß!
Von Walter Fröhlich
Autor:Redaktion aus Singen |
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