Wafrös alemannische Dialektik vom 20. September 2006
Wodes Papscht ufem Münchner Flugplatz glandet isch, hot'er am Schluss vu de Begrüßungszeremonie miteme schtrahlende Gsicht sine Bayre zuegruefe: »Euch liebe Landsleute grüße ich mit einem herzlichen Grüß Gott«. Des hot mir dodrum »gwohlet«, wie de Schwiizer sagt, weil i au gern »Grüß Gott« sag, au wenn manche Leit denn weng de Kopfschittled. I ka mi no guet erinnere a's Dritte Reich. Do hond die Nazi München zur »Hauptstadt der Bewegung« erklärt. Weil aber die meischte Bayre schwarz sind und bliebe sind, hond se anschtatt »Heil Hitler« alleweil no mit »Grüeß Gott« grüeßt. Drum hot Münche au im Dritte Reich den Schpitzname ghet, »Hauptstadt der Grüß-Gott-Bewegung«. Der Grüeß-Gott-Gruß isch us de Mode kumme. Hüt saged se »hi« oder »hoi« oder suscht ebbes, weilmer mit Gott nix meh am Huet hot. Im zwelfte Johrhundert hond die geischtliche Führer aber Wert durf glegt, dass des Wort Gott mit de Grueßforme verknipft wird. Do hot's denn richtige Gebets- und Segenswünsch gäe, bis i des mittelhochdeitsche »er befahl ingote«. Do drus isch denn schpäter »Gott befohle« wore und unser »Grüß Gott« hot sine Wurzle au scho im Hochmittelalter. Des sollden fromme Wunsch »Gott grüße Dich« bedeite. Die verschiedene maulfaule Mundart-Abkirzunge hond im bayrische us »Behüt dich Gott«, ä »Pfiat di« oder tirolerisch »Pfiat God« gmacht. Wenn d Schwiizer hüt no »Grüezi« säged, no hot des früener mol »Gott grüße dich« gheiße. Ibrigens schteckt hinder unserm »Ade« des französische »Adieu« und des hot mol bedeitet, ich empfehle dich zu Gott! D Engländer saged alleweil no »Goodbye« und des hot sine Wurzle i dem Wunsch »God be with you«, also Gott sei mit dir. Intressant find i au, dass i dem englische und au bi uns gelegentlich verwendete »Solong« der hebräische Friedensgruß »Schalom« verschteckt isch, wo im Lauf vu de Ziit sich abgschliffe hot, mer kännt au sage, verballhornt wore isch, bis es anschtatt »Schalom« nu no »Solong« gheiße hot. Alle die Begrüßungs- und Abschiedswörter, wo mol des Wort Gott beinhaltet hond, die sind heit verschwunde, weil sich eigentlich niemerd meh ebbes debei denkt, wenn'er ine Gsellschaft kunnt und »hi« oder »hoi« sagt. S kunnt sicher niemerd uf die Idee, dass hinder »hi« des Wort heilig oder bi »hoi« hoilig schtecke kännt. Na na, den so genannten Schöpfer allen Seins homer allmählich grindlich verschoppet, dass' ermeglichscht näene meh vöreblinzle ka, weil mer uns doch schämed, wemer »Grüeß Gott« sage däted. D Lüt däted om doch fir altbache halte und mer wänd doch aufgeklärte, aktive, innovative, zeitgemäße, moderne Mensche sei und alles and're als altbache! Drum hot mir des »gwohlet«, wie de Schwiizer sagt, wa bedeitet, s'hot mer guet tue (»es hat mir wohl getan«), wo de Papscht i sinere Hoemet zu sine Landsleut gset hot: »Ich grüße euch mit einem herzlichen Grüß Gott!« I manchem bin i so altbache wie der Benedikt XVI. Ko Wunder, der isch jo so alt wie i!.
Von Walter Fröhlich
Autor:Redaktion aus Singen |
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