Wafrös alemannische Dialektik vom 18. Oktober 2006
Mer sott's it glaube, wie weit unser WOCHENBLATT kummt. Eigentlich fir de Landkreis Konschtanz beschtimmt, hot etz de Präsident vude Muettersproch-Gsellschaft, unsern Singemer Kulturschef Walter Möll, en Brief us Freiburg kriegt, do schickt'em en Diplom-Volkswirt en Artikel us unserm Blatt, wo de »of«, also min Kolleg und Freund, de »Oli«, also de Olifer Fiedler, zumThema 200 Jahre Baden gschriebehot. Do isch au en Ufsatz iber mi debei, mit dere Iberschrift »Ich bin ein Badenser«. De Herr Dipl.-Volkswirt hot des Wort »Badenser« mit Kugelschreiber eigrahmt und näbedra gschriebe »Pfui«. Im Text kunnt des Wörtle nomol vor und au deshot'er mit »Pfui« eigrahmt. Denn hot'er unserm Präsi gschriebe, »können Sie nicht einmal dem Herrn Fröhlich das Handwerk legen, der weiterhin im Singener Wochenblatt den Quatsch mit dem »Badenser«postuliert?« Er hot denn no so Sächele gschriebe, dass i mir »d'Gosch verbiege dät«, wenn ich »Badener« sage mößt und schreibt suscht so Sache iber des »üble Wort« Badenser. Denn hot de Präsi Möll i sinere Not sich a de Dr. Rudolf Post vu de Uni Freiburg gwendet, der i de Abteilung »Badisches Wörterbuch« zueschtändig isch. Der hot ä siebe seitige wisseschaftliche Abhandlung zum Thema »Badener-Badenser« verfasst und unserm Präsi gschickt und der hot se mir kopiert. Obwohl i zu dem Thema scho en ganze Leitz-Ordner voll Material gsammlet hon, hon i doch wieder ä Mordsporzion Neu's us dere wisseschaftliche Arbet erfahre. I vier Kapitel hot der Schprochwisseschaftler den Ufsatz gliederet, wo oe Kapitel intressanter isch wie's ander. Do schpielt die lateinische Gelehrtensprache mit nei, wo se vum 17. bis is 19. Johrhundert i de deutschschprachige Literatur Wortbildunge ghet hond, wie zum Beischpiel fir Athener »Athenienser«, fir Karthager »Cartheginenser« und fir Kreter »Kretenser«. Bi de Ortsname hot mer fir die us Halle »Hallenser«, us Jena »Jenenser«, us Fulda »Fuldenser« zu de Hamburger »Hamburgenser« und zu de Bonner »Bonnenser« gsagt. I die Schublad ghört au »Badenser«. Des »üble« Wort hot au de Goethe i »Dichtung und Wahrheit« verwendet, au ime Brief vum Johr 1828. No früener kummt des Wort vor i de »Badische Wochenschrift 1806« (Nr. 16). De Theodor Fontane äußert sich lobend iber Badenser i seim Buech »Meine Kinderjahre« (1893) und de Gottfried Keller i sine »Gesammelten Gedichten« (1883) »Des Rheines Wald und Au entlang: Jenseits mei lieb Badenserland, und hier schon Schweizerfelsenhang.« Au de Friedrich Engels schreibt vume »raschen Marsch der Badenser« und de Karl May i sim Roman »Die Liebe des Ulanen«, wo er vu Württemberger und Badenser berichtet. Ime »Freiburger Wochenblatt« vu 1831 schtoht, dass mer die Einwohner vu Baden Badener nennt, »wenngleich viele von Badensern sprechen«. Denn kunnt mei Dialektik vum 9.2.2000 mit mim Hinweis uf de Heckerzug 1848 i de »Konstanzer FreiheitChronik«, wo all nu die Bezeichnung Badenser schtoht. Im Badische Wörterbuch 1925 schtoht allerdings, dass des Wort Badenser schtändig zruckgoht. I de »Sprachmonographie von Altenheim in Baden (1967) schtoht im Wörterbuchteil Badenser und im Internet findet mer die »Badenser Käferschlenzer«. Seit 1987 gibt's in Mittelbaden en VW-Käfer-Verein »Die Badenser«. De 10-bändige Duden losst Badenser näbe Badener ohne Bemerkung schtande. Mer findet des »üble« Wort au im »Mannheimer Morgen«, oder im Züricher »Tagesanzeiger« oder i de »Vorarlberger Nachrichten« und immer wohlwollend und nie abschätzig. S kunnt denn no ä Erklärung, wägewarum die Badener uf des Wort Badenser so negativ reagiered und die isch fir d'Badener it grad schmeichelhaft. I schreib mim Freiburger Dipl.-Volkswirt it, weil's doch kon Wert hett. I schick'em die Dialektik, aber wahrscheinlich hot des au kon Sinn, denn der hot jo Volkswirtschaft schtudiert und it Humorischtik ...
Von Walter Fröhlich
Autor:Redaktion aus Singen |
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