Wafrös alemannische Dialektik vom 18. April 2007
Jedesmol wenn i wieder mol ä Wort ufschnapp, won'i scho lang numme ghört hon, weil's wahrscheinlich scho lang us unserm Schprochschatz verschwunde isch, wie vill vill Wörter, wo's nume giit, do hon i ä Mordsfreid. Unsere Mundart goht langsam de Bach nab. Mer moß nu mol Junge froge, ob se des oder ä anders Wort no känned, no zucked die meischte mit de Axle, oder schittled de Kopf, bsunders etzgrad, wo cool und geil umgangsschprochlich vorne dane sind. Etz hot neilich on zume andere gset, er sei en Huetsimpel. Des hon i scho lang nume ghört. Wa en Simpel isch, des wissed no vill, weil des Wort simpel no i de Umgangsschproch isch und »einfach« bedeitet. Wenn mir aber zu ebber Simpel saged, no isch der Betreffende it einfach einfach, sondern eifach en Simpel, er isch it so gschiid wie unsereins und wer it so gschiid isch, wie mir glaubed, dass mir sind, der isch äbe it einfach nu einfach, sondern eifach weng bled. Wenn oner aber en Huetsimpel isch, noischer en Simpel miteme Huet, no ischer also scho weng bleder als beld. Des ka mer ame Beischpiel erkläre. Wenn en Autofahrer vor uns herfahrt und mir sind de Meinung, dass der weng en Seich zammefahrt, no saged mir doch oft, »ko Wunder, der hot jo en Huet uf!« Autolenker mit Huet sind im Volksmund weng bleder als andere, drum isch en Huetsimpel wenig bleder als bled. Ä wunderbar's Schimpfwort ussem alemannische Schprochschatz isch der früener klassische Begriff »Hundsknoche«. Der Hundsknochen isch kon klassische Knoche, wie mer'n verwendet zunere guete Suppe, oder wie mer'n bruche ka fir ä klassische Soß. A some Knoche isch so guet wie garnix meh dra, den hot mer furtgworfe und irgendwenn hot'en no en Hund gfunde, wo bis im Herrle it gnueg zum Fresse griegt. De Hundsknoche isch aber it nu wertlos, er schtinkt au wenig und en Mensch, wo charakterlich weng schtinkt, wo unserer Meinung noch it ganz sauber, sogar wenig hinderfötzig isch, des war zu meinere Zeit noen Hundsknoche. Den hot mer schteigere känne, wenn mer gseit hot, des sei en ganz gemeine Hundsknoche. Mit so om hot mer meglichscht nix zum tue hon welle. Hundsknoche giit's au hüt no, blos saged se etz andersch dezue. Charakterlich wesentlich sauberer, aber it selle hoch angesähen, isch de »Quadratlatsche«. Au so ä Wort, wo scho lang us de Mode kumme isch, debei hot mer mit dem Wort ebber ganz deitlich charakterisiere känne. Der Latsche an sich isch saumäßig vielschichtig. Er ka en ughoblete, ugschickte Kerle sei, wo it schreitet, sondern doher latscht, »träge, plump und unbeholfen«, schtoht im Wörterbuech. Er ka aber au en mordsmäßig soziale Mensch sei, wie zum Beischpiel en Vereinsvorschtand oder Gemeinderat, wo sich nume zu de Wahl ufschtelle loot, weil er sich sagt, »etz hon i lang gnueg de Latsche gmacht!« Drum goht mer it fehl, wemer en richtige Latsche als Quadratlatsche bezeichnet, weil mer denn woß, dasses sich it umen amtsmüede Gmondrot handlet, sondern um en richtige Latsche. Mer moß aber saumäßig ufbasse, wemer ebber als en Latsche bezeichnet, weil mer den Begriff efters fir sottige Lüt verwendet, wo nix als guetmüetig sind und wer en guetmüetige Mensch als Latsche bezeichnet, des isch en Huetsimpel, s ka aber au genausoguet en Hundsknoche sei.
Von Walter Fröhlich
Autor:Redaktion aus Singen |
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