Hallo und guten Tag

Von Mannheim zur Neigetechnik

Mein Kumpel Struppi und ich haben eine weite Reise unternommen. Die Autostadt Mannheim war unser Ziel; ja, liebe WOCHENBLATT - Leserinnen und - Leser, das mögen vielleicht manche nicht gern hören, aber das erste Auto war ein Benz und kein Daimler. Doch Mannheim hatte noch viel mehr zu bieten. Das erste Laufrad, Vorfahre aller Räder, wurde hier von Karl Drais gebaut und nicht zu vergessen die Lanz -Traktoren. Das erste Raketen-Flugzeug der Welt wurde 1929 durch den Mannheimer Julius Hatry konstruiert. Fritz Engelhorn gründete die Badische Anilin- und Sodafabrik (BASF) auch in den Mauern Mannheims und daraus wurde das größte Chemieunternehmen der Welt. Vielleicht gründet sich Mannheims Ruf als Arbeiterstadt unter anderem auf diese Entwicklung? Neben all den Erfindungen und Firmengründungen wurden wir auch in Sachen Kultur fündig. Struppi und meine Wenigkeit besuchten die Reiss - Engelhorn - Museen, das Nationaltheater und den Luisenpark. Auf der Heimreise mit dem Zug ließen wir den Ausflug nochmals Revue passieren. »Irgendwie hat Mannheim doch gewisse Ähnlichkeiten mit der WOCHENBLATT - Hauptstadt«, brummte Struppi. »Na ja Kumpel, das ist doch leicht übertrieben. Die Universitätsstadt Mannheim ist mit 310.000 Einwohnern die zweitgrößte Stadt in Baden-Württemberg. Einer der wichtigsten Binnenhäfen Europas ist hier zu Hause und nicht zu vergessen die Bahn. Der zweitgrößte Rangierbahnhof der Republik hat hier seine Heimat. Die Europäische Hochgeschwindigkeitsverbindung von Paris nach Frankfurt führt seit diesem Jahr durch Mannheim und knapp 80.000 Passagiere täglich steigen in Mannheims Hauptbahnhof ein, aus oder um. Das ist doch mit unserer WOCHENBLATT -Hauptstadt nicht vergleichbar«. Struppi blieb völlig unbeeindruckt und ließ sich nicht beirren. »Pass mal auf, bunter Hund. Singen ist eine Arbeiterstadt wie Mannheim. Die Kunstschätze und die Kulturszene sind nicht ohne, denke nur an das Kunstmuseum, das Kneipentheater Färbe und die G.e.m.s und dann, bunter Hund, solltest Du die Bahn nicht außer Betracht lassen«, meinte Struppi. »Die Bahn, wie meinst Du das? Wir haben weder ein solches Passagieraufkommen noch einen nur annähernd vergleichbaren Rangierbahnhof«. »Stimmt, mein Lieber, doch hast Du schon einmal was vom Bypass Mannheim gehört?«, kam prompt die Frage. Die Stadt Mannheim wehrt sich mit allen Mitteln gegen diesen Bypass,schließlich will die Bahn den Bahnhof Mannheim abhängen und Bahnchef Mehdorn hat dieses Ziel trotz zahlreicher Interventionen von Politikern, Handelskammern und, und, und, bis heute nicht aufgegeben. Im Gegensatz dazu kämpft die hiesige Landtagsabgeordnete für die Singener Kurve, damit die Güterzüge von Stuttgart nach Zürich an Singen vorbeifahren können«. »Moment mal Struppi, das ist doch ein dicker Hund. Glaubt diese Dame allen Ernstes, dass die Bahn es bei den Güterzügen belässt?. Schließlich braucht der Neigezug auf der Gäubahn keinen anderen Gleiskörper wie ein Güterzug. Problemlos kann zur Fahrzeitverkürzung zwischen Stuttgart und Zürich ein Halt in Singen eingespart oder außerhalb der Stadt verlegt werden. Das ist für den Fernverkehr eine interessante Variante. Regionalverkehr interessiert die Bahnbosse so wie so nur am Rande. Die Singener Kurve ist eine Schnapsidee. Wer sich für den Bau dieser Kurve einsetzt, gefährdet den Bahnhof Singen, das ist sonnenklar. Frühere Gemeinderäte haben sich mit Erfolg gegen den Bau der Kurve gestemmt. Vielleicht braucht man die höheren Weihen einer Landtagsabgeordneten um eine solche Diskussion anzufachen und schlafende Hunde zu wecken. Ob der Abgeordneten die eingeschränkten Planungen der Neat und der damit verbundene Zulauf deutscher Eisenbahnstrecken überhaupt bekannt sind? Fragen über Fragen. Ich bleibe dabei und belle es laut in die Welt hinaus: die Singener Kurve ist eine Schnapsidee und gefährdet den Singener Bahnhof. Dafür gehört die Abgeordnete kräftig in die Waden gezwickt. Außerdem sei die Frage erlaubt, ob Veronika Netzhammer die Interessen ihres Wahlkreises oder der Bahn vertritt. Oder hat sie die Dimension ihrer Forderung gar nicht erkannt?

In diesem Sinn bis zum nächsten Mal, Ihr bunter Hund.