Hallo und guten Tag
Von Hugo Mops und dem Billiglohn

Großes Vierbeinertreffen am Latschariplatz. Von weitem schon sah ich Struppi. Der alte Schwerenöter war in Begleitung von Lady erschienen. Professor Bruno Bernhardiner traf in Begleitung von Max, dem Berner Sennenhund aus Schaffhausen ein. Allgemeine Begrüßung und ein Riesenhallo, schließlich hatten wir uns in der Ferienzeit nicht so häufig gesehen. Jeder von uns war mit seiner Regierung irgendwo unterwegs und so gab es viel zu erzählen. Wie ein Haufen Gänse schnatterten wir durcheinander bis Bruno dem Lärm Einhalt gebot. War das dort drüben nicht Hugo Mops, so lautete seine Frage. Struppi schüttelte sich vor Lachen und bezweifelte den Verstand unserer Intelligenzbestie. Das war natürlich starker Tobak und so riet er Bruno ganz einfach zu einer Brille. Hugo Mops von der alten Frau Maier war dank Leckerli kugelrund, das wusste doch jeder. Der kleine Kerl, auf der anderen Straßenseite, glich doch eher einem Spargeltarzan, nur um nicht noch drastischere Vergleiche anzuführen. Kurz gesagt, liebe WOCHENBLATT -Leserinnen und - Leser, das Würstchen sah ziemlich gestresst und keinesfalls gut genährt aus. Das konnte beim besten Willen nicht Hugo Mops von Maier sein. Seltsamerweise kreuzte diese Twiggy - Ausgabe von Hund während unseres Treffens immer wieder auf der anderen Straßenseite auf. Bruno Bernhardiner wollte es wissen und bellte ein "Guten Tag, Hugo Mops" über die Straße. Tatsächlich dieses dürre Etwas reagierte. »Bruno, es tut mir leid, ich habe keine Zeit. Ein andermal vielleicht«. Der Professor baute sich vor Hugo auf und brummte "so viel Zeit muss sein und zwar jetzt. Was ist überhaupt passiert und weshalb bist du so dürr?", so lauteten seine Fragen. Hugo erzählte, dass seine Chefin, die alte Frau Maier gestürzt ist. Jetzt hat sie einen Oberhalsschenkelbruch und kann sich für lange Zeit nicht um ihn kümmern. Eine Bekannte verköstigt ihn, doch was das Futter anbelangt sei die Dame ausgesprochen sparsam. So hätte er jetzt eine Kombilösung gesucht und gefunden. Auf die Idee ist er aufgrund einer Fernsehsendung gekommen. Da wurde über einen Familienvater berichtet, der pro Woche 40 Stunden bei einem privaten Postverteiler arbeitet. Der Lohn ist so gering, dass das Geld nicht reicht. Deshalb bekommt er Zusatzleistungen von Vater Staat. Das Gesamteinkommen nennen die Zweibeiner dann Kombilohn. Bruno Bernhardiner zweifelt an der Aussage von Hugo Mops. Es kann doch einfach nicht sein, dass ein Mann den ganzen Monat arbeitet und das Geld nicht für den Lebensunterhalt der Familie reicht. »Es ist noch viel schlimmer, Bruno. Habe ich das alles richtig verstanden dreht sich die Lohnspirale wegen der Kombilöhne weiter nach unten, das bedeutet der Stundenlohn wird noch geringer. Die staatlichen Zuschüsse werden weiter erhöht und Unternehmen, die an dieser Schraube drehen, machen daraus eine Gewinnmaximierung. In der Praxis sieht das zum Beispiel so aus: Ein Bundesland vergibt die Postverteilung neu. Ein Privatanbieter erhält den Zuschlag, weil er die günstigsten (billigsten) Lohnkosten hat. Der Briefzusteller mit dem Billiglohn geht zu Vater Staat und holt sich seine Kombileistung ab. Momentmal, wo hat der Staat denn da letztlich verdient?, will Bruno wissen. Was er bei der Postzustellung spart, gibt er für Mehrleistungen bei den Kombilöhnen wieder aus. Da lügen sich die Zweibeiner doch in die eigene Tasche oder etwa nicht. Ja und der Billiganbieter lacht sich ins Fäustchen, denn er hat auf Kosten des Staats und damit auf Kosten aller Zweibeiner seinen Reibach gemacht«. Hugo Mops erzählt weiter, dass es eigentlich einfach wäre, dieses Problem zu lösen. Die Lösung heißt gesetzlicher Mindestlohn. Gesetzliche Mindestlöhne oder ähnlich gesicherte Lohnzahlungen gibt es in mehr als zwanzig europäischen Staaten. Selbst die USA, die sich in Sachen Sozialleistungen nicht besonders mit Ruhm bekleckern, kennen den gesetzlichen Mindestlohn seit 1938. »Unternehmen deren Existenz lediglich davon abhängt, ihren Beschäftigten weniger als einen zum Leben ausreichenden Lohn zu zahlen, sollen in diesem Land kein Recht mehr haben, weiter ihre Geschäfte zu betreiben. Mit einem zum Leben ausreichenden Lohn meine ich mehr als das bloße Existenzminimum«, sprach F. D. Roosevelt bei Einführung des Mindestlohns. Nach meinen Informationen hat der Mindestlohn - dort wo es ihn denn gibt - zu positiven Ergebnissen geführt. Vielleicht sollten das die Neinsager unter den Abgeordneten endlich mal zur Kenntnis nehmen und nicht nur nach bestimmten Interessen schielen. Oder machen sie das nicht und ich täusche mich?

In diesem Sinn bis zum nächsten Mal, Ihr bunter Hund.

Autor:

Redaktion aus Singen

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