Hallo und guten Tag
Politik pfuscht in den Medien herum
Lange habe ich überlegt was ich Ihnen, liebe WOCHENBLATT - Leserinnen und - Leser, in dieser Ausgabe berichten soll. Das furchtbare Unglück in Winnenden und Wendlingen hat auch mich schwer beschäftigt und umgetrieben. Trotzdem werde ich zu diesem Thema nichts bellen, das haben Journalisten aus allen Teilen der Republik in Zeitungen, Rundfunk und Fernsehen längst getan. An Aufregungen hat es in den letzten Tagen keineswegs gemangelt. Zuerst die Sorge um Struppi. Mein Kumpel hatte Frühlingsgefühle und bemühte sich um die Gunst einer Hundedame. Zwei Tage war er verschwunden; mit letzter Kraft hat er sich schwer verletzt dann wohl nach Hause geschleppt . Offenbar war er mit einem Kollegen aneinander geraten; das Ergebnis waren üble Bisswunden. In aller Eile brachte ihn seine Regierung zum Tierarzt. Mein Kumpel wurde operiert und ganz langsam erholte er sich. Bei einem meiner Besuche brummte er dann nur etwas von "der Andere war einfach stärker". Sanft machte ich meinen Freund auf sein doch schon etwas fortgeschrittenes Alter aufmerksam und riet ihm solche Kämpfe künftig zu meiden. Um Kämpfe und Aufregungen ganz anderer Art geht es derzeit beim ZDF. Bei dem Krach geht es um die Vertragsverlängerung für den Chefredakteur, die 2010 ansteht. Doch der Reihe nach: Nikolaus Brender war Schüler des Kollegs in St. Blasien. Nach meinen Informationen studierte er anschließend Rechts- und Politikwissenschaft und war Mitglied der Jungen Union. Als Journalist war er unter anderem für den SWR tätig. Er arbeitete als Redakteur der Tagesthemen, war ARD - Korrespondent für Südamerika, Auslandschef des WDR und Moderator des Weltspiegels, Politik - Chefredakteur beim WDR, danach WDR - Programmchef. Seit April 2000 ist Nikolaus Brender nun beim ZDF tätig. Er ist ein couragierter Mann, der sich auch von Politikern nicht verbiegen lässt. Erinnern Sie sich noch an die Elefantenrunde bei der Bundestagswahl 2005, liebe WOCHENBLATT - Leserinnen und - Leser? Wissen Sie noch wie er den polternden Gerhard Schröder ausbremste? Spätestens zu diesem Zeitpunkt bewies er, dass er sein Handwerk von der Pieke aufgelernt hatte und sein Metier beherrschte. Dennoch gibt es Zweibeiner, die eine Vertragsverlängerung mit aller Macht verhindern wollen. Dazu ist den Herrschaften jedes Mittel recht. Wortführer dieser Truppe ist Roland Koch. Das ist der Herr Koch, der trotz mehrfacher Nachfragen im CDU-Spendenskandal die Rückdatierung eines Kreditvertrages verschwiegen hat; es gab daneben noch eine ganze Menge seltsamer Geschichten von und mit Roland Koch. Trotzdem ist dieser Mann heute wieder Ministerpräsident des Landes Hessen und in dieser Eigenschaft macht er Front gegen Nikolaus Brender. Habe ich das alles richtig verstanden, will er gemeinsam mit seinem Kollegen Jürgen Rüttgers die Vertragsverlängerung verhindern und ganz nebenbei auch noch bei weiteren Personalentscheidungen in den ZDF - Landesstudios mitmischen. Jetzt hätte ich da schon noch ein paar Fragen: Haben diese Ministerpräsidenten keine andere Arbeit als sich in die Personalangelegenheiten eines Fernsehsenders einzumischen und hinein zu pfuschen? Ist die Rundfunk-/Fernsehfreiheit nicht grundrechtlich geschützt? Muss der Staat nicht garantieren, dass öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalten ihre Funktion politisch unbeeinflusst nach publizistischen Kriterien erfüllen können? Was passt Herrn Koch denn nicht? Darf den Sessel des ZDF-Chefredakteurs nur ein CDU - Hofberichterstatter erklimmen? Wo bleibt denn da die Pressefreiheit und die Meinungsvielfalt? Wäre es nicht am besten, wenn keine Politiker in den Rundfunkräten sitzen würden? Aus meiner Sicht auf vier Pfoten muss das parteipolitische Ränkespiel gestoppt werden.
In diesem Sinn bis zum nächsten Mal, Ihr bunter Hund.
Autor:Redaktion aus Singen |
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