Hallo und guten Tag
Nur Imagepolitur mit der Aktion »Tierwohl«?
Meine Chefin hatte ihre Freundin zu Kaffee und Erdbeerkuchen eingeladen. Marlene war mit unzähligen Prospekten unterm Arm erschienen und hatte sie dann prompt liegen lassen. Das war die Gelegenheit für mich die Angebote zu studieren. Die Palette reicht von Lebensmitteln über Klamotten, Fahrräder, Elektrogeräte bis hin zu ganzen Wohnungseinrichtungen. Dann erregte ein Angebot mein ganz besonderes Interesse. Seitenweise fand ich Fleisch- und Wurstangebote. Sie werden verstehen, liebe WOCHENBLATT-Leser-innen und -Leser, das war ganz nach meinem Geschmack. 1 Kilogramm Schinken-Krustenbraten für sage und schreibe € 3,99, je 1 Kilogramm Schweinefilet, Rinderbrust und Hähnchenbrustfilet für € 7,99. Ich staunte über diese Preise. Kann das wirklich sein? Mir verging ganz langsam der Appetit und ich stellte mir selbst ein paar Fragen. Was kriegt denn der Landwirt bei diesem Preis noch ab? Wie soll bei solchen Tiefstpreisen eine artgerechte Tierhaltung möglich sein? Bei einem der Anbieter fand ich dann einen schon wegen der Größe nicht zu übersehenden Hinweis auf die Initiative Tierwohl. Den aufmerksamen Leser ließ man wissen, dass für jedes verkaufte Kilogramm Schweine- und Geflügelfleisch sowie -wurst 4 Cent an den Tierwohlfonds abgeführt werden. Die Initiative Tierwohl ist – so las ich weiter – ein freiwilliges Bündnis von Landwirtschaft, Fleischwirtschaft und Lebensmittelhandel für eine tiergerechtere Fleischerzeugung! Aus diesem Fonds werden Maßnahmen für mehr Tierwohl in der Landwirtschaft bezahlt, die über die gesetzlichen Vorgaben hinausgehen. Gemeinsam mit Ihnen (dem Käufer) ermöglichen wir so konkrete Veränderungen in der Tierhaltung um Ihnen auch in Zukunft Fleisch und Wurst in hervorragender Qualität und großer Vielfalt anbieten zu können. Jetzt wollte ich es genauer wissen. Teilnehmer des Fonds sind die ganz Großen wie z. B. Aldi, Edeka, Kaiser’s Tengelmann, Kaufland, Lidl, usw. Was sich für meine Kollegen Nutztiere tatsächlich ändert, hängt vom einzelnen Landwirt ab. Er kann sich verpflichten mehr Auslauf zu verschaffen, zusätzlich Heu zu füttern oder Haltebuchten in Liege-, Spiel- und Fressbereiche aufzuteilen. Glaubt wirklich ein einziger Zweibeiner, dass sich bei den angebotenen Fleischpreisen irgendetwas in der Nutztierhaltung ändert? Kann jemand so blauäugig sein? Zum einen soll dem Käufer ein gutes Gewissen suggeriert werden und zum anderen wollen die Handelsketten ihr Image aufbessern; das war und ist das Ziel der Aktion. Aus meiner unmaßgeblichen Sicht auf vier Pfoten hilft nur eines: die Gesetze müssen entsprechend dem Grundgesetz und dem Lissabon-Vertrag der EU geändert werden sonst geht die Tierquälerei der Nutztiere weiter.
In diesem Sinn bis zum nächsten Mal, Ihr bunter Hund.
Autor:Redaktion aus Singen |
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