Hallo und guten Tag
Nicht berühren - aber dann totschlagen
Schnee-Chaos, Vogelgrippe, das Unrechtslager Guantanamo Bay, die zu schwachen Dämme von New Orleans, ärgerliche Erlebnisse im Krankenhaus, über all das und vieles mehr könnte ich heute meine unmaßgebliche Meinung bellen. Ehrlich gesagt, habe ich dazu heute keine Lust. Schließlich ist heute ein besonderer Tag. Zum 250. Mal darf ich für Sie, liebe WOCHENBLATT - Leserinnen und - Leser einen Knochen suchen. Zugegebenermaßen ist das, im Vergleich zu Walter Fröhlichs Veröffentlichungen, ein Nasenwasser; trotzdem haben mein Kumpel Struppi und ich wegen dieses Anlasses eine ausgiebige Tour unternommen. Gemeinsam mit unseren Chefs und leider wegen der Vogelgrippe angeleint, ging es zum Hohenstoffeln. Unterwegs brummte Struppi irgendwas von wegen Riesensauerei und man sollte sie lebendig häuten. Mein Kumpel machte einen ziemlich bekümmerten Eindruck, legte die Stirn in Falten wie ein Bernhardiner und fletschte zeitgleich die Zähne. Auf meine Fragen bekam ich zunächst keine richtige Antwort. Er wolle mir den Tag nicht verderben, wir würden ein anderes Mal darüber sprechen, so druckste er herum. Ich hatte den Eindruck, dass meinem Freund aller Kummer und alle Not der Welt aufgeladen wurde. So kannte ich den Kerl doch gar nicht; sonst lebte er nach dem Motto, das werden wir schon richten oder Probleme sind dazu da, dass sie gelöst werden und jetzt so?! Wenn ich mich nicht täusche, nennen die Zweibeiner so einen Zustand depressiv. Das heißt wohl soviel wie traurig oder niedergeschlagen gestimmt. »Mein Freund hast Du was ausgefressen, kann ich Dir irgendwie helfen?«, so meine Frage. Struppi schüttelte traurig den Kopf: nein, nein, er hatte nichts ausgefressen. »Was um alles in der Welt belastet Dich dann so?« Mein Kumpel erzählte mir von einem Film aus Kanada und dass er seit diesem Zeitpunkt Alpträume habe. »Struppi, wenn Du Dich von diesen schlimmen Träumen befreien willst, dann musst Du darüber reden. Ich bin doch Dein Freund oder hast Du kein Vertrauen mehr zu mir?« »Ja, Du hast recht, ich muss darüber sprechen sonst wird der Kloß in meinem Hals immer größer und ich ersticke daran. Außerdem hast Du mein ganzes Vertrauen, bunter Hund und das weißt Du auch.« »Für die Sattelrobbenbabys in Kanada beginnt jetzt wieder das nackte Grauen. Sie werden gejagt, aber nicht geschossen, sondern mit Knüppeln erschlagen. Dann werden sie - wie die Zweibeiner so schön sagen - gehäutet. Ob die Robbenbabys da noch leben oder tatsächlich nach dem Schlag mit Knüppel in den Robbenhimmel geschwommen sind, interessiert die rabiaten Zweibeiner nicht. Tierschützer haben angegeben, dass fast die Hälfte der armen Kreaturen bei lebendigem Leib gehäutet wird. Kommen Promis wie der Ex-Beatle Sir Paul McCartney auf die Idee gegen diese Abschlachterei vor Ort zu protestieren, werden sie zunächst aus dem kanadischen Fischereiministerium belehrt. Danach ist das Berühren der Weißröckchen bei Strafe verboten; die Flauschrollen mit den Knopfaugen werden sonst gestört. Erst nicht berühren, aber dann totschlagen! So dumm können nur Zweibeiner sein.« »Struppi, mir ist schlecht. Sag mir, dass diese Geschichte nicht wahr ist. Die Zweibeiner legen doch so viel Wert auf ihren Verstand, ihr Bildungsniveau, ihre Kultur und was auch immer. Nicht einmal ein Eisbär würde ein Robbenbaby lebendig häuten«. Schämen sollte sich die Regierung von Kanada, die diese Abschlachterei erlaubt und Zweibeiner, die ein solches Verbrechen begehen. Eine Frage an diese Herrschaften sei dem Vierbeiner erlaubt: »Können Sie als kanadischer Fischereiminister und Sie als Robbenjäger sich vorstellen lebendig gehäutet zu werden?« Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem andern zu,
meint ein wütender und trauriger bunter Hund.
Autor:Redaktion aus Singen |
Kommentare