Hallo und guten Tag
Nach dem Feiern kommt die Schmalkost

Kaum waren die Feiertage vorbei, tauchten meine vierbeinigen Kollegen wieder aus allen Himmelsrichtungen auf. Alle freuten sich über das Wiedersehen und es gab viel zu erzählen. Struppi erschien mit seiner Französin, Henriette Basset bleu de Gasgogne; mein Kumpel erzählte, daß in der WOCHENBLATT - Hauptstadt ein neues Gefängnis gebaut würde. Er habe das mit eigenen Augen gesehen als er mit Henriette auf Achse war. Ich glaubte ihm kein Wort, doch Struppi ließ sich von seiner Meinung nicht abbringen. Ich solle mir doch bitte die Mühe machen und auf meinen vier Pfoten nach Singen traben. Der Bau wäre unübersehbar; es sei ein Betonbunker und zu allem würde er auch noch die ganze schöne Stadthalle komplett verdecken. Von der wäre auf jeden Fall nichts mehr zu sehen, wenn man aus Richtung Schaffhausen in die Stadt komme. Es wäre auch völlig gleichgültig, ob man - wie wir auf vier Pfoten - oder - wie die Zweibeiner - mit Auto, Fahrrad oder zu Fuß komme. Mag ja sein, daß sie in Singen neu bauen, aber ein Gefängnis? Leicht säuerlich meinte mein Freund "dann schau Dir doch mal diesen Bau und den Innenhof aus der Nähe an. Das kann nur ein Gefängnis werden". Ich wollte mit meinem Freund ja nicht gleich im neuen Jahr einen Streit anfangen. Da ich selbst aber nicht Bescheid wusste, schlug ich ihm vor, Bruno Bernhardiner zu fragen. Der wollte nämlich auch noch vorbei kommen. Kaum hatte ich meinen Vorschlag gemacht, erschien der Professor. Genauer gesagt, er trabte ganz gemächlich - ohne uns eines Blickes zu würdigen - vorbei. Wir sahen uns nur an und verstanden die Welt nicht mehr. Als er dann das dritte Mal aufkreuzte, machte er tatsächlich halt. Wir waren vor Neugier nicht mehr zu bremsen, wollten wissen, was es mit dem Bau in der WOCHENBLATT - Hauptstadt auf sich hat, weshalb er nicht gleich hereingekommen ist und erst noch ein paar Runden drehte. Bruno erklärte uns zunächst, daß Struppis Gefängnisneubau nach seinen Informationen wohl ein spezielles Pflegeheim (sagen so die Zweibeiner?) werden soll. Wegen seiner Touren rollte er nur die Augen und brummte "von meiner Chefin verordnet". Dann erzählte er uns seine Feiertagsgeschichte. Zunächst habe er sich im Fernsehen in mehreren Etappen die sogenannten Jahresrückblicke über sportliche, politische und wirtschaftliche Ereignisse angeschaut. Dazu kamen unzählige Sendungen mit den verheißungsvollen Titeln wie " Das Beste von .... aus dem Jahr 2008". In der Zeit habe er sich natürlich nicht sehr viel bewegt und immer mal wieder genascht. Struppi konnte es sich nicht verkneifen und fragte den Kumpel "wann bewegst Du Dich überhaupt viel"? Dazu kam dann noch der verhängnisvolle zweite Weihnachtsfeiertag. Seine Regierung hatte Freunde zum Essen eingeladen. Seine Chefin mahnte die Gästeschar dem "Dicken" - wie sie Bruno liebevoll nannte - ja nichts zum futtern zu geben. Unseren Freund konnten diese Mahnungen nicht aus der Ruhe bringen. War seine Chefin in die Küche entschwunden, richtete er sich auf und machte neben einem der Gäste, wie er es gelernt hatte, sitz! Das müssen Sie, liebe WOCHENBLATT - Leserinnen und - Leser sich bei der Größe eines Bernhardiners einmal vorstellen. Dann gab es noch einen hingebungsvollen Hundeblick aus dunkelbraunen Augen und schon hatte der Professor das nächste Stück Braten verputzt. Doch diese unerlaubte Völlerei hatte Folgen; die Nacht darauf war für unseren Freund sehr - na sagen wir mal - unangenehm. Am nächsten Morgen kriegte der Dicke dann sein Fett ab. Standpauke der Chefin, Schmalkost für etliche Wochen und viel Bewegung. Deshalb ist er auch nicht sofort zu uns gekommen sondern hat die verordneten Runden gedreht. "Aber", meinte er dann, "mein Leithund hat das gleiche Rezept verpasst bekommen und viele andere Zweibeiner teilen wohl unser Schicksal nach diesen Feiertagen". Dem habe ich nichts hinzuzufügen.

In diesem Sinn bis zum nächsten Mal, Ihr bunter Hund.

Autor:

Redaktion aus Singen

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