Hallo und guten Tag
Münchhausen grüßt bei der Steuererklärung
Nach längerer Zeit traf sich die Dämmerschoppenrunde wieder einmal. Pünktlich waren alle zum vereinbarten Treffpunkt gekommen; nur Manfred ließ auf sich warten. Mit einiger Verspätung erschien er dann auch und bekam etliche spöttische Bemerkungen zu hören. »Hat der Single eine neue Flamme?«, fragte Dieter. »Jetzt nervt Ihr mich nur auch noch mit Eueren blöden Fragen und Unterstellungen«, so die gar nicht freundliche Antwort von Manfred. »Was hast Du für Sorgen, dass Du so schlecht gelaunt bist«, erkundigte sich Rolf.
Manfred war bei seinem Steuerberater. »Aha, daher weht der Wind. Musst Du Steuern nachzahlen?«, wollte Dieter wissen. Er wäre langsam froh, wenn er die Steuererklärung unterschreiben könnte, erzählte Manfred weiter. Doch das sei noch ein langer Weg. »Aber das ist alljährlich das gleiche Spiel. Erst habe ich die Unterlagen zusammengetragen und dann sagte mir der Steuerberater, dass er noch diese und jene Belege zusätzlich benötigt.
Da kam bei mir so richtig Freude auf. Nach dem Umzug in die neue Wohnung vor wenigen Wochen vermisse ich ohnehin einige Gegenstände und jetzt kann ich auch noch weitere Belege suchen«, schimpfte er.
»Komm, jetzt beruhige Dich. So schlimm wird das schon nicht werden. Du wirst die Belege noch finden,« hörte ich meinen Alpharüden.
Er erklärte dem leidgeprüften Freund, dass er selbst die Belege für das Finanzamt während des laufenden Jahres immer in einer einzigen Mappe sammle.
Ich spitzte meine Ohren, liebe WOCHENBLATT–Leserinnen und –Leser. Ich konnte nicht glauben was ich da zu hören bekam. Er habe außerdem im Computer alles gespeichert von Finanzamt 1 bis Finanzamt ...
Deshalb ginge das mit der Steuererklärung und die Zusammenstellung der Belege relativ schnell. Ich traute meinen Ohren nicht. Bisher hielt ich meinen Leithund für einen absolut ehrlichen Zweibeiner; doch in Sachen Steuererklärung mutierte er bei der letzten Dämmerschoppenrunde zu einem wahren Baron Münchhausen. Zu Hause sieht das nämlich ganz anders aus. Er verschiebt die Steuererklärung von einem auf den anderen Tag; das macht er so lange bis die allerbeste Ehefrau und Leibköchin einschreitet. Sie hat die Belege gesammelt und alles im Computer gespeichert.
»Die Steuererklärung ist fertig«, meldet meine Chefin. »Danke Schatz, wo muss ich unterschreiben?«, so lautet seine Antwort. Die Geschichte, die mein Chef Manfred erzählte, war aus meiner unmaßgeblichen Sicht auf vier Pfoten frei nach Johann Wolfgang von Goethe »Dichtung und Wahrheit« (betrifft nicht den Inhalt der Erklärung!).
In diesem Sinn bis zum nächsten Mal, Ihr bunter Hund.
Autor:Redaktion aus Singen |
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