Hallo und guten Tag
Monsterschnitzel für eine Familie

Die Dämmerschoppenrunde traf sich bei meiner Regierung, um den diesjährigen Ausflug zu besprechen. Ganz nach dem Motto »der Mai ist gekommen, die Freunde fliegen aus«, hatte Rolf eine Tour ausgesucht. Das gewählte Ziel, der Taubergießen, liegt am südlichen Oberrhein. 1979 wurde er unter Naturschutz gestellt und ist mit 1.682 Hektar eines der größten Schutzgebiete in Baden–Württemberg. Er habe sich für diese Gegend entschieden, weil man sie zu Fuß, mit dem Rad oder bei einer geführten Bootstour erkunden könne, erzählte Rolf. Außerdem könnten Struppi und meine Wenigkeit mitkommen, natürlich gut angeleint. »Übrigens«, erzählte er weiter, »fast 10 Quadratkilometer sind Grundbesitz der französischen Gemeinde Rhinau. Ein kleines Stück Elsass in Deutschland, das als gemeindefreies Gebiet Rheinau zugeordnet wurde. Das hängt mit der Begradigung des Rheins in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts zusammen; doch dazu mehr bei unseren Wanderungen.«
Das war mir ziemlich egal; wichtig war nur, dass Rolf an uns Vierbeiner gedacht hatte und wir die Tour mitmachen konnten. Rolf zeigte auf einer Karte den Verlauf der beschilderten Rundwege. Vom Schmetterlingsweg mit 2 Kilometern bis zum Gießenweg mit bis zu 8 Kilometern Länge reicht das Angebot.
Ganz im Vertrauen, liebe WOCHENBLATT–Leserinnen und –Leser, das sind doch keine großen Strecken oder täusche ich mich da? Unsere Tour führte vom südlichen Teil des Naturschutzgebietes über den mittleren bis zum nördlichen Teil des Taubergießens. Beim Start am zweiten Morgen gab es viel Gelächter. Manfred hatte eine überdimensionale Speisekarte am Straßenrand entdeckt; der dazu gehörende Imbiss lag direkt dahinter. Doch zurück zur Speisekarte, die hatte es in sich. Da wurde ein Monsterschnitzel mit 1.200 Gramm angeboten! Jetzt frage ich mich, ob da 5 bis 6 Zweibeiner gemeinsam ein Schnitzel verzehren. Kann das sein? Doch es kam noch besser. Dieses Angebot wurde noch getoppt durch das »Monsterschnitzel Spezial mit 2.400 Gramm zum Preis von € 39,95. Bei alleinigem, kontrolliertem Verzehr im Lokal bekommt der Zweibeiner das Geld zurück und zusätzlich 100 Euro € Prämie.
Welcher Zweibeiner isst denn allein bei einer Mahlzeit 2.400 Gramm Fleisch? Dann kam das Beste: »das exklusivste Schnitzel Deutschlands«, feinstes Kalbfleisch mit weißer Trüffelcreme, schwarzen Sommertrüffeln und Blattgold. Das ist nur auf Vorbestellung und für schlappe 150 Euro zu haben. Was denken sich Zweibeiner, die solche Angebote machen? Nennt man das dann Dekadenz? Kann man so etwas verbieten? Oder ist das die freie Marktwirtschaft?

In diesem Sinn bis zum nächsten Mal, Ihr bunter Hund.

Autor:

Redaktion aus Singen

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