Hallo und guten Tag
Leiharbeiter auch bei Gewerkschaften

Die Dämmerschoppenrunde traf sich zur Mai-Wanderung. Rolf erinnerte an die Diskussion beim letzten Treffen und griff das Thema »Hungerlöhne« wieder auf. Er habe über Google weitergesucht und sei auf einige interessante Dinge gestoßen. Bei leakleiharbeit.de habe er zunächst erfahren, dass es in dieser Republik Kommunen mit eigenen Leiharbeitsfirmen gibt. Wolfsburg, Hamburg, Bremerhaven und Fulda betreiben diese Unternehmen. Die Stadt Trier hält Anteile an einer solchen Firma. Dabei hat Hamburg 2011 zum Beispiel pro Einwohner ein Nettogewerbesteueraufkommen von € 887,92, Wolfsburg gar € 1.642,21. Die VW-Stadt ist sogar vollständig schuldenfrei. Dennoch will die Kommune zusätzlich bei den Personalkosten sparen. In Fulda das gleiche Spiel. Uwe Tischler wurde von der kommunalen proCommunitas angestellt. Er machte nach einem Bericht der Frankfurter Rundschau vom 12.04.2013 den Umgang der Fuldaer Verwaltung mit Zeitarbeit öffentlich. Die Verwaltung musste zugeben, dass viele Mitarbeiter der stadteigenen Leiharbeitsfirma noch nicht einmal die im Zeitarbeitsvertrag der IGZ (Interessenverband deutscher Zeitarbeitsunternehmen) festgelegten Mindestentgelte erhielten. Erst ab 1. Mai diesen Jahres zahlt die proCommunitas mehr. Nach Dieters Informationen hätten auch die Gewerkschaften keine weiße Weste, wenn es um Leiharbeit geht. Die DGB-Leiharbeitstochter »Weitblick-Personalpartner« befinde sich mittlerweile in Abwicklung. Die gewerkschaftsnahe »DAA–Stiftung Bildung und Beruf«, das ehemalige Bildungswerk der 2001 in ver.di aufgegangenen Deutschen Angestellten-Gewerkschaft, ist mit mindestens zwei Tochterfirmen in diesem Bereich aktiv. ver.di-Sprecher Christoph Schmitz erklärte auf Anfrage, es handele sich bei der DAA um »kein Tochterunternehmen von ver.di, sondern eine wirtschaftlich und organisatorisch eigenständige Stiftung«. Schmitz räumte ein: »Wir kennen die Organisation«. Klar. Vorsitzender der Stiftung ist Gerd Herzberg. Herzberg war bis September 2011 stellvertretender Bundesvorsitzender von ver.di. Stellvertreterin von Herzberg im dreiköpfigen DAA-Vorstand ist Dina Bösch, Mitglied im ver.di-Bundesvorstand! Nachzulesen in »Die Tageszeitung junge Welt«.
Liebe WOCHENBLATT-Leserinnen und -Leser, ich traute meinen Ohren nicht. Lohn-Dumping mit Hilfe der Gewerkschaften? Das kann doch wohl nicht wahr sein oder doch? Bei den Kirchen sieht es auch nicht besser aus. Am 12. Oktober 2012 berichtete Spiegel Online, dass sogar kirchliche Organisationen feste Mitarbeiter rausschmeißen, um sie danach günstig zu leihen. Apropos: Die IG Metall hat ihren Logistikbereich an die Bertelsmann-Tochter arvato services ausgelagert. Ganz zu schweigen von den vielen ausgelagerten Diensten bei den Bundesländern usw.
Wer kam eigentlich auf die Idee mit der Leih- und Zeitarbeit? Vielleicht die Bertelsmann- Stiftung? Dem werde ich mal nachspüren.

In diesem Sinn bis zum nächsten Mal, Ihr bunter Hund.

Autor:

Redaktion aus Singen

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

2 folgen diesem Profil

Kommentare

Kommentare sind deaktiviert.
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.