Hallo und guten Tag
Kampf für eine linke Straßenwidmung

Lumpi war bei mir zu Gast. Genauer gesagt, er war gemeinsam mit Berta und Giovanni aus Süditalien angereist um ein paar Tage in der WOCHENBLATT-Region zu verbringen. Ja, ja, ich bell's doch immer wieder »bei uns ist es schön«. Im Garten balgten mein Kollege und ich um einen alten Tennisball. Plötzlich stand mein Kumpel Struppi vor dem Zaun und wollte auch mitmachen. »Struppi treib' es aber nicht zu wild, sei Lumpi gegenüber tolerant, er ist nicht annähernd so kampferprobt wie Du«, ermahnte ich meinen Freund. Erbost über meine Ermahnung brummte Struppi etwas von wegen »war ja nur ein Straßenköter«, doch meine jetzige Regierung war ein guter Lehrmeister in Sachen Toleranz. Nur mit einer Riesenportion Entgegenkommen, Duldsamkeit und Nachsicht konnten sie meine Eskapaden am Beginn unseres gemeinsamen Lebensweges ertragen. Wie habe ich dem Tigerkater das Leben schwer gemacht, sein Fressen geklaut, sein Spielzeug im Garten verbuddelt und vieles mehr. Ja und dann der Nachbar. Für mich war es fast ein Nationalsport hinter der Hausecke auf der Lauer zu liegen und Opa Krause mit lautem Gebell zu erschrecken, wenn er morgens die Zeitung holte. Dann meine unzählbaren Streifzüge in Sachen Liebe. Wie oft bin ich da mehr oder weniger leicht zerzaust zurückgekommen. Kleine Zweige, Äste, Sand, Blütenreste und vieles mehr habe ich da mitgebracht und schön in der Wohnung verteilt. Klar, nach meinen Abenteuern musste ich doch zeigen, dass ich siegreich nach Hause gekommen bin. Da hat meine Chefin verständnisvoll und nachsichtig meine Blessuren versorgt, höchstens ein »Struppi hast Du es wieder streng in Sachen Liebe?«, kam über ihre Lippen. Oder die Sache mit dem Koi - Karpfen. Also, ganz ehrlich aus dem Gartenteich geklaut hat ihn der Kater; aber der anschließende Kampf um dieses glitschige Etwas, den habe ja ich angefangen und dann ist auch noch der Blumenkübel auf seinem rollenden Untersatz gegen die Glastür gefahren und rums die Tür war hin. Ohne eine Unmenge von Toleranz hätten die beiden mich spätestens zu diesem Zeitpunkt auf die Straße zurück jagen müssen. Leider sind nicht alle Zweibeiner so tolerant wie Deine Regierung, mein lieber Struppi. Es gibt sogar Zweibeiner, die üben Toleranz nicht einmal gegen einem längst Toten. Da ich ja keinen Verstand besitze, habe ich einmal mehr den Duden zu Rate gezogen. Tolerant, so steht dort zu lesen sei duldsam, nachsichtig, verständnisvoll, weitherzig, entgegenkommend. So, so, das ist ja interessant. Wer verhält sich denn einem Toten gegenüber intolerant und unduldsam und wer war der Tote, wollen Struppi und Lumpi nun wissen. Intolerant und unnachgiebig sind einige Mitglieder im Hauptausschuss des Gemeinderats der WOCHENBLATT-Hauptstadt. Sie wollen um jeden Preis verhindern, dass in Singen eine Straße nach Max Maddalena benannt wird. Der Mann verlor durch die Nazibanditen sein Leben und dennoch gibt es Zweibeiner im Hauptausschuss, die nicht über ihren Schatten springen konnten und wollten. Max Maddalena war das Opfer dieser braunen Brut, doch das ist unwichtig. Allein die Tatsache, dass er in der falschen Partei - KPD - war, ist wohl ausschlaggebend. Können Zweibeiner in der heutigen Zeit (immerhin:  Angie besucht Putin) so engstirnig und intolerant sein, dass nach dem Nazi - Opfer Max Maddalena 63 Jahre nach seinem Tod noch immer keine Straße benannt wird? Wir drei Vierbeiner, das sind Lumpi aus Italien, mein Kumpel Struppi und meine Wenigkeit, der bunte Hund, fordern die Zweibeiner auf auch Max Maddalena den längst fälligen Respekt zu zollen und der Harsenstraße ihren alten Namen zurück zu geben. Unser Wunsch ist nicht ganz in Erfüllung gegangen. Die Harsenstraße behält ihren Namen, doch im Neubaugebiet Etzenfurt wird eine Straße nach Max Maddalena benannt. Der Gemeinderat hat damit Toleranz bewiesen. Respekt, Respekt!!

In diesem Sinn bis zum nächsten Mal, Ihr bunter Hund.

Autor:

Redaktion aus Singen

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