Hallo und guten Tag
Ich bin auf der Seite von Meister Petz
Bis jetzt habe ich geglaubt, dass alle Zweibeiner - egal ob groß oder klein - Bären lieben. Heiß begehrt sind bei den Kleinen auch heute noch die Teddybären; oft begleiten die Plüschtiere ihre Zweibeiner ein Leben lang. Die erfolgreiche Bärenaktion in der WOCHENBLATT - Hauptstadt hat mich schließlich glauben lassen, dass jeder Mann und jede Frau diese Brummer liebt. Allerdings habe ich dawohl gründlich daneben gelegen. Spätestens als ein lebendes Exemplar des Ursus arctos auftauchte und für Schlagzeilen sorgte, wurde mir mein Irrtum klar. Immerhin bringt so ein europäischer Braunbär zwischen 70 Kilogramm (in Südeuropa) und 250 Kilo (in Nordeuropa und Sibirien) auf die Waage. Zumindest habe ich das so gelesen. Allerdings gibt es in Amerika »Teddys«, die es auf satte 780 Kilo bringen und aufgerichtet 3 Meter groß sind. Die Burschen mit den übergroßen Pfoten sind dämmerungs- und nachtaktiv. Trotz ihres Gewichts werden sie bis zu 50 Stundenkilometer schnell. Sie futtern so ziemlich alles. Nüsse, Pilze, Beeren, Wurzeln, Gräser, Insekten, Vögel, Nagetiere, aber auch Schafe, Rehe oder Kälber. Sind ausreichende Fanggründe vorhanden, erweisen sich die Petze auch als ausgezeichnete Fischer. Hunderte von Kilometern legen sie auf ihren Wanderungen zurück. Nun taucht 170 Jahre nach ihrer erfolgreichen Ausrottung durch die Zweibeiner so ein wanderlustiger Gesell aus Italien kommend via Tirol in unserer Republik auf. Genauer gesagt hat Meister Petz unter Missachtung sämtlicher Staatsgrenzen und ohne Grenzkontrolle illegal seine prächtigen Tatzen in den Freistaat Bayern gesetzt. Wandern macht hungrig - das weiß ich aus eigener Erfahrung - schließlich sind mein Chef und ich oft genug auf Tour. Unsere Runden sind wesentlich kürzer und trotzdem habe ich jedes Mal einen Riesenhunger. So muss es Meister Petz auch gegangen sein. Seine Vorliebe für Honig ist bekannt und so räumte er etliche Bienenstöcke aus. 12 Schafe hat die Riesentatze gerissen. Für einige der Wollproduzenten kam jede Hilfe zu spät, andere überlebten den Angriff verletzt. Zu allem Überfluss hat er sich dann auch noch einen Hühnerstall vorgenommen und dort - so der Besitzer - eine Spur der Verwüstung hinterlassen. Das hätte »Petzi« mal lieber bleiben lassen. Der weiß-blaue Landesjagdverband meldete sich mit seinem Naturschutzreferenten zu Wort. Die Sicherheit in den Jagdrevieren sei in Gefahr. Der 1835 bei Ruhpolding geschossene Bär (der letzte seiner Art) sei nicht umsonst ausgerottet worden. Der Asylant im Bärenfell hielt sich - ganz untypisch - gerne in der Nähe menschlicher Siedlungen auf. So, jetzt spielte der Teddy mit seinem Leben. Der bayrische Umweltminister Werner Schnappauf erklärte der versammelten Presse, der junge Bär sei »außer Kontrolle« geraten. Aus Sicherheitsgründen gab der Minister Meister Petz zum Abschuss frei. Er habe sich vorher mit Experten beraten und danach zur Bärenhatz geblasen, sowar es zumindest zu lesen. Ein Sprecher des obersten bayrischen Umweltschützers wies darauf hin, dass man auch weiter versuche den Bären einzufangen. Allerdings waren bisher alle Versuche erfolglos. Ich hätte zu der Sache so einige Fragen. Wieso ist es in Rumänien normal, dass die Bären - selbst Bärenmütter mit Jungen - in Städten die Mülltonnen nach Fressbarem durchsuchen? Eine Bärenmutter ist doch kein Jungtier oder irre ich? Weshalb können in Rumänien Bären von westeuropäischen Experten betäubt werden? Weshalb geht das nicht in Bayern? Weshalb darf der Bär in Österreich nicht geschossen werden? Garmisch liegt doch auch in Bayern oder nicht? Weshalb werden dort jetzt »Bärenarrangements« angeboten? Mein Fragenkatalog ließe sich noch beliebig verlängern. Können Sie verstehen, warum ich auf Seite von Meister Petz bin?
In diesem Sinn bis zum nächsten Mal, Ihr bunter Hund.
Autor:Redaktion aus Singen |
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