Hallo und guten Tag
Hauptsache Kasse machen bei den Krankenkassen

In unserer kleinen Hunderepublik gab es Ärger. Grund: Struppi hatte sich an Henriettes Knochenvorrat vergriffen. Er habe sich im Platz geirrt, so die Entschuldigung des Missetäters. »Du findest schneller eine Ausrede als eine Maus ein Loch«, meinte Madame Bleu de Gascogne. »Nein, ich fand meine Antwort ganz einfach flexibel«, setze der Knochenräuber noch eins drauf. »Du kannst Dich jetzt aus meinem Vorrat zwecks Schadensersatz bedienen«, ergänzte er elegant. Was sollte Henriette diesem Vorschlag entgegensetzen? Geschmeidig hatte er ihr den Wind aus den Segeln genommen. Später nahm ich meinen Freund zur Seite und wollte wissen, wie er auf seine flexible Antwort gekommen sei. Er habe einfach die Zweibeiner beobachtet; immer und immer benutzen sie Worte wie »flexibel«, »flexibilisieren« oder »flexibel gestalten«. Bruno habe ihm erklärt, dass flexibel ein lateinisches Wort sei, das für biegsam, elastisch, beweglich, anpassungsfähig und geschmeidig stehe. Flexibilisieren wiederum bedeute nichts anderes als flexibel gestalten. Ich habe trotz all der Erklärungen nichts verstanden, und Struppi hat mir das wohl angesehen. »Schau, die Nachrichten der Zweibeiner wechseln mit einer Geschwindigkeit, da kann nicht einmal ein Windhund mithalten. Meldungen von letzter Woche sind ganz schnell vergessen. Ich habe auch ein aktuelles Beispiel. Im März dieses Jahres veröffentlichte das Bundesgesundheitsministerium das vorläufige Finanzergebnis 2015 der gesetzlichen Krankenkassen. Danach haben die gesetzlichen Krankenkassen 2015 einen Verlust von 1,14 Milliarden Euro erwirtschaftet. Das Ministerium kennt und nennt auch den Grund für den Minusbetrag. Die Krankenkassen haben die Versicherten durch zu niedrige Zusatzbeiträge entlastet, stand in dem Bericht. Das war die Steilvorlage für die Krankenkassen und so titelte ZEIT ONLINE am 14. Juli 2016. ›Beiträge für gesetzlich Versicherte steigen weiter. Die Zusatzbeiträge für Arbeitnehmer werden 2017 erneut angehoben, und bis 2019 soll der Zusatzbeitrag dann bei 1,8 Prozent liegen.‹ Eine sehr flexible Beitragsgestaltung! Am 25. August habe ich die nächste Meldung bei ntv gefunden; danach verbuchten die Kassen Ende Juni einen Überschuss von 600 Millionen Euro. Grund seien unter anderem die erhöhten Zusatzbeiträge. Die Rücklagen der Krankenkassen dürften laut ntv die 15 Milliarden € wieder überschritten haben. Ganz nebenbei verfügt der Gesundheitsfonds, der die Beitragsgelder einsammelt und an die Kassen verteilt, über eine Liquiditätsrücklage von 10 Milliarden. »Da könnte doch – meine Überlegung – auf eine weitere Erhöhung der Zusatzbeiträge verzichtet werden«, so Struppi. Hier irrte mein Freund, denn er erwartete zu viel Flexibilität. Ganz nach dem Motto: Hauptsache Kasse machen.

In diesem Sinn bis zum nächsten Mal, Ihr bunter Hund. 

 

Autor:

Redaktion aus Singen

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