Hallo und guten Tag
Handys und kongolesische Blutmineralien

Kennen Sie Frank Piasecki Poulsen? Mir war der Name unbekannt, ich gebe es ehrlich zu. Dieser Zweibeiner besitzt seit vielen Jahren ein Nokia-Handy und wollte wissen, ob er damit den Konflikt im Kongo unterstützt. Deshalb begab sich der dänische Filmemacher auf eine sehr gefährliche Reise in den Ostkongo um zu erfahren woher die Rohstoffe für sein eigenes Handy kamen. Ihm offenbarte sich ein Bild des Schreckens: Kinder verbringen Tage in dunklen, engen Tunneln und graben mit bloßen Händen die Mineralien aus, die dann in den Handys landen. Zurück in Europa versuchte er wiederholt mit Nokia Kontakt aufzunehmen; er wollte sicher sein, dass keine Konfliktmineralien verwendet werden. Doch Nokia gab keine Garantie. „Blutige Handys“ ist eine aufrüttelnde Dokumentation über unsere Verantwortlichkeit im Konflikt im Kongo und über die soziale Verantwortung von Unternehmen. Auch das internationale katholische Missionswerk Missio wies in seiner Menschenrechtsstudie „DR Kongo: Der Krieg, Frauen und unsere Handys“ auf die Zusammenhänge zwischen den Blutmineralien und dem kongolesischen Bürgerkrieg hin. „Eure Handys haben etwas mit unserem Krieg zu tun“, kritisierte bei der Vorstellung der Menschenrechtsstudie in Aachen die Traumtherapeutin Thérèse Mema. Sie kümmert sich im Kongo um vergewaltigte, traumatisierte Frauen und wurde dafür mit dem Shalom – Friedenspreis 2015 geehrt. Da müsste bei Nokia jetzt doch alles im grünen Bereich sein, schließlich gehört die Handysparte von Nokia seit 25. April 2014 Microsoft. Bill und Melinda Gates lassen sich auf der ganzen Welt für ihre wohltätige Stiftung feiern und bejubeln. Der Mitbegründer von Microsoft hat diese Sauerei mit dem Coltan aus dem Kongo bestimmt gleich abgestellt, so meine Überlegung. Anlässlich einer Pressekonferenz stellten Journalisten Mister Gates ein paar kritische Fragen. Doch er hatte keine Lust darauf zu antworten und wollte nur über seine Stiftung sprechen. Warum nur? Die soziale Verantwortung des Milliardärs ist sooo groß. Doch die Entwicklung bei Nokia spricht eine ganz andere Sprache: Am 17. Juli 2014 – knapp 3 Monate nach der Übernahme – kündigt Microsoft die Entlassung von 12500 der 25000 übernommenen Angestellten in Finnland an. Im Februar 2015 informiert Nokia die sofortige Schließung der beiden chinesischen Werke; betroffen waren 9000 Mitarbeiter. Die Handysparte von Nokia soll komplett aufgelöst werden, das aus für weitere 7.800 Mitarbeiter. Mobiltelefone produzieren dann andere und damit ist man die blöden Fragesteller los. So macht man das. Passend dazu der Artikel „Schmutzige Deals mit dem Geld von Bill Gates“ – nachzulesen unter www.sueddeutsche.de/wirtschaft.

In diesem Sinn bis zum nächsten Mal, Ihr bunter Hund.

Autor:

Redaktion aus Singen

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