Hallo und guten Tag
Haben Ältere nun noch Chancen auf dem Arbeitsmarkt?

Vor ein paar Tagen klingelte unsere Nachbarin. Aschfahl im Gesicht stand Lilly vor der Tür; sie wollte mit meiner Regierung sprechen. »Was um alles in der Welt ist passiert?«, fragte die allerbeste Ehefrau. »Nach 16 Jahren Betriebszugehörigkeit wurde mir gekündigt. Meinen Arbeitsplatz haben sie in die Regionalzentrale in einem anderen Bundesland verlagert und ich bekam den blauen Brief. Betriebsbedingte Kündigung nennen die das. Ich gehe auf die 60 und dem entsprechend schwer wird es sein, einen neuen Arbeitsplatz zu finden.
Doch was aus mir wird, interessierte in der Chefetage niemanden.« Lilly hat eine qualifizierte Berufsausbildung und bereits 42 Berufsjahre hinter sich; dennoch dürfte es ein schwieriges Unterfangen werden, für Lilly wieder eine Arbeit zu finden. Bei der letzten Dämmerschoppenrunde war die Arbeitslosigkeit von Älteren auch Gesprächsthema, weil Dieter – ebenfalls betriebsbedingt – seinen Job verlor, erzählte mein Chef. Die arme Lilly, sie tut mir richtig leid. »Ältere haben kaum Chancen auf einen Job«, titelte Zeit online.
»Wer über 50 und arbeitslos ist, kann sich auf dem Arbeitsmarkt selten durchsetzen. Trotz des Fachkräftemangels haben es Arbeitslose über 50 auf dem deutschen Arbeitsmarkt schwer«, war da weiter zu lesen.
Gibt es einen erheblichen Unterschied zwischen Sonntagsreden und tatsächlicher Einstellungspraxis der Arbeitgeberseite? Auch der Bericht von SPIEGELONLINE vom 09. Februar 2014 kommt zu dem gleichen Ergebnis. »Ältere Arbeitnehmer sind erfahren und haben oft Verantwortung übernommen. Damit sitzen sie in der Falle, wenn sie arbeitslos werden. Ihre Vorzüge verhindern dann, dass sie einen neuen Job finden«, war da zu lesen. »Das Alter ist ein Vermittlungshemmnis«, hieß es weiter. Müssen deshalb die Arbeitssuchenden über 55 zwecks Arbeitssuche zur Agentur für Arbeit in Konstanz und werden nicht vor Ort betreut?
Trotzdem ist die Entscheidung von Lillys Arbeitgeber aus meiner unmaßgeblichen Sicht auf vier Pfoten schwer verständlich. Schließlich gibt es bei der Bundesvereinigung der deutschen Arbeitgeberverbände eine interessante Publikation zu diesem Thema. In kompakt steht da zu lesen: »Der durch die BDA mit eingeleitete Paradigmenwechsel zu mehr Beschäftigung Älterer zeigt: Mehr Beschäftigung Älterer ist möglich und schon allein wegen der demografischen Herausforderungen und zunehmen des Fachkräfteengpässe auch unabdingbar.« Kennt man in Lillys früherer Firma die Position der Bundesvereinigung deutscher Arbeitgeberverbände nicht? Oder ignoriert man sie bewusst? Wenn Lilly mit einer Anzeige im WOCHENBLATT auf Stellensuche geht, dann müsste es bei der Stellungnahme der BDA doch haufenweise Angebote geben. Oder irre ich mich da?

 

In diesem Sinn bis zum nächsten Mal, Ihr bunter Hund. 

Autor:

Redaktion aus Singen

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